Tagebuch von culumalda 19.03.2010

 Aufwind

Ich habe laaaaange nachgedacht, nachgedacht über das was ich weiß, das was ich vermute, das was ich mir sicher bin zu wissen. Dann habe ich nochmal über diese drei Dinge skeptisch nachgedacht und versucht, es aus SirStiev seiner Sicht zu sehen. Ich überlegte, wie es wohl wäre, wenn ich SirStiev wäre, versuchen würde, alles richtig zu machen und permanent Vorwürfe bekäme, die unberechtigt sind? Wie kann man seine Unschuld beweisen, wenn es keine Beweise gibt?

Ich hatte auch keine Beweise, dass er schuldig ist, ich war einfach nur akribisch dabei Beweise zu finden und dabei habe ich nicht mehr abgewogen, ob er die Wahrheit sagt, oder nicht, wobei SirStiev wirklich ein Talent hat, dass vieles wie eine Lüge oder Ausrede klingt, was aber auch nur in meinen Ohren so sein kann, ich weiß ja nicht, wie es sich für andere anhört.

Wie auch immer, ich habe jedenfalls überlegt, dass ich vielleicht so sehr nach Beweisen suchte, dass ich ihm keine Chance mehr gab, dass ich nichts anderes mehr zuließ in meinem Kopf, als dass er schuldig ist, eh alles gelogen ist und er mich eh nur hintergeht. Das tat und tut mir leid. Daraufhin habe ich ihn kurz bei der Arbeit angerufen und es in wenigen Worten erklärt und auch erklärt, dass wir darüber reden müssen.

Es wäre nicht mein Leben, wenn direkt am selben Abend wieder alles schief lief. Er verquatschte sich übel bei seiner Mutter und kam sehr spät erst heim und ich war stinkesauer und wir stritten erstmal wieder, aber ok, danach redeten wir ruhiger. Ich erklärte nicht nur, dass ich ihm keine Chance gab, sondern auch, was mir fehlt, ohne was ich nicht leben kann, woran ich kaputt gehe und der Auslöser dafür ist eine einzige Sache, dass er keine Zeit für mich hat. Er sagt zwar, wenn er etwas für mich macht, zb was im Haushalt abnimmt, findet er das es was für mich ist, aber so empfinde ich es eben nicht, für mich heißt, er hat Zeit für mich, dass er sich mit mir beschäftigt, nein nicht mit mir, wir beschäftigen uns miteinander. Er hat nur Zeit für mich, wenn ich schon im Bett liege und schlafe, oder er poppen will, und das zerstört mich. 

Er sieht es anders, er meint, er hat öfter Zeit für mich, als ich es wahrnehme und ich würde mir nur einprägen, wenn er keine Zeit hatte und vergessen, wenn er Zeit hatte. Wir versuchen es nun bis zum 23.3. Entweder habe ich bewiesen, dass er keine Zeit für mich hat und er ändert was, oder er hat mir bewiesen, dass ich es nicht wahrnehme. Entweder er bleibt bei mir und wir versuchen es nochmal, oder er geht am 23.3. eine Wohnung besichtigen, die er wahrscheinlich haben kann.

Jeder ist überzeugt, dass man selber Recht hat, aber es ist mir im Prinzip egal, denn wenn mein Partner nicht mal 30min am Tag Zeit für mich hat, in der wir uns miteinander beschäftigen, dann ist es keine Partnerschaft, sondern eine Zweckgemeinschaft, oder WG oder sowas, dafür muss ich keinen Partner haben, selbst ein guter Freund hat mehr Zeit für einen und wenn sich das nicht ändert, kann es nicht funktionieren, denn ich betrachte mit Schrecken, wie sehr ich mich in den letzten Jahren, von einem  fröhlichen, witzigen Menschen, in einen skeptischen Trauerkloß verwandelt habe und es schadet mir immer mehr, ich will das nicht, ich möchte, dass es mir endlich besser geht, dass ich wieder mehr zu lachen habe und nicht jeden Abend fluche, trauere und mich sowohl vernachlässigt, als auch lästig fühle, wie ein bleischweres Gewicht, was mich und ihn runter drückt. Es ist doch nicht falsch, wenn man jeden Tag, oder die Mehrzahl der Tage, Zeit mit seinem Partner verbringen möchte, ohne Sätze alá: "Eigentlich habe ich anderes zu tun!" oder: "Eigentlich müsste ich jetzt was arbeiten!" oder: "Eigentlich habe ich hierfür keine Zeit!" denn wenn er sich mal (wirklich, es ist nicht mehr als höchstens zwei mal in der Woche) Zeit für mich nimmt, dann immer mit diesen Sätzen dabei und wie soll man da kein schlechtes Gewissen bei entwickeln? Wie soll man sich da nicht als Last fühlen? Wie soll man da noch selbstbewusst sein?

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