Dienstag, 30. Juni 2020

In Besitz -Theorie und Praxis

Es gibt viele schöne Dinge aus Edelstahl




Haustierchen sucht und findet viele Wege mich zufrieden zu stellen; darauf verwendet sie viel Zeit, und das kann man kaum würdigen, denn sie denkt nicht nur daran, was mir aktuell fehlt, sondern auch daran, was mir eventuell mal fehlen könnte und versucht in alle möglichen Richtungen schon einmal vorzumerken. Dabei springt sie nicht selten über ihren Schatten und blendet einiges aus.

Der letzte Blog-Eintrag ("Neues Kennzeichen") ist so ein Versuch, mir eine Freude zu machen, indem sie etwas, das ich tue, ins bestmögliche Licht zu rücken versucht. (Dass andere Beiträge, die viel stärker rezipiert werden, auch mal ins Schimpfen geraten, ist gewissermaßen der negative Gegenpol.) Beim Loben wie beim Schimpfen ist die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

Wenn ich nun das, was sie in positivem Licht schreibt, hier etwas in die Dämmerung ziehe, tue ich das nicht um ihre Leistung zu schmälern, sondern sie im Gegenteil hervorherzuheben: Das ist Fokus, das ist Hingabe, wenn man die eigenen Gefühle und Stimmungen zugunsten des angestrebten und verteidigten Ideals zurückstellt.

"Monsieur ist im Moment sehr gut zu mir." – Das stimmt sicher so nicht; ich versuche, möglichst oft gut zu Haustierchen zu sein, aber die Wahrheit ist eben auch, dass mir das nicht allzu oft in einer für alle Beteiligten zufriedenstellenden Weise gelingt. Intention und Ausführung liegen dann doch zu oft auseinander.

Die Plakette habe ich gravieren lassen; so wie Haustierchen es beschreibt, und auch unser kleiner Dialog war so, wie sie es wiedergibt. "Schöner Gedanke :)" – in der Tat, aber die Ausführung ließ meinerseits dann doch zu wünschen übrig. Das Machtgefälle, das sie ersehnt und immer wieder anmahnt, das vernachlässige ich, indem ich ihr zuviel Freiheiten lasse, die sie in Unsicherheit und ungewollter Verantwortung halten.

Wer seinem Haustierchen eine solche Plakette gibt und sie an ihrem Halsband befestigt, der muss dann auch liefern: "In Besitz" muss dann auch heißen: Führung, Strenge, Richtungsvorgabe; dazu stehe ich – da hat sie in ihren Vorwürfen Recht – zu selten bereit. Ich bin mit Gedanken beschäftigt, die mich in die Vergangenheit weisen, aber führen kann nur der, der an die Zukunft denkt und diese Zukunft gestaltet. (Das ist das, was Haustierchen gnädigerweise in ihrem letzten Blogeintrag unterschlägt.)

Eine Plakette gravieren lassen, das ist leicht; dem, was hinter der Plakette steht, zu entsprechen, das ist nicht ganz so leicht und erfordert – gerade von dem der Plakette befestigt – mehr Engagement als ich ihr im Moment zukommen lasse und deutlich mehr hat sie verdient. (Und gerade deswegen will ich den Eitel-Sonnenschein-Eintrag nicht so stehen lassen, weil sie Besseres verdient.) Ich bin Haustierchen sehr dankbar, dass sie ihre Energie und Klugheit in den Dienst unserer Beziehung stellt.


Verpflichtung für beide




Und das werde ich ihr danken durch die Härte, Strenge und Führung, die sie sich mehr wünscht als alles Andere: Die Plakette mit Leben erfüllen; aus ihr meine kleine Hündin machen, mein Fickstück, meinen Fußschemel, aber eben auch das geliebte Haustier, das man ausgiebig streichelt und züchtigt – in beidem das auslotend, was die Tiefe und Intensität unserer Beziehung in unseren besten Moment ausmacht.