Dienstag, 5. April 2022

Stoßgebet

 

Heute in guter Begleitung


Gestern erledigte ich noch zeitlich korrekt meine Aufgaben und begrüßte Monsieur kniend an der Türe, wie es auf meinem Plan stand, aber nicht nötig gewesen wäre, weil ich es ebenso von mir aus getan hätte. Aber ich bin ehrlich, wenn er es fordert/wünscht, fühlt es sich natürlich ungemein viel besser an, aber ganz ehrlich, es fühlte sich seit langer Zeit, endlich, mal wieder wirklich wie mein Platz an und als würde ich genau an der richtigen Stelle, zum richtigen Zeitpunkt sein.

Die Verbalisierung, also dass es im Plan vorgesehen war, ist trotzdem ungemein wichtig für mich, weil es mir die Sicherheit schenkt, dass Monsieur ebenso Interesse daran hat und ich es nicht für mich tue.

Wir frühstückten dann gemeinsam, ich natürlich auf dem Boden, Monsieur am Tisch und mir wurde danach erlaubt ein gemütliches Bad zu nehmen und mich frisch zu machen.

Im Moment liegt das Kniekissen mitten im Wohnzimmer und so nutzte ich die Gelegenheit, kniete mich darauf, Arsch in Richtung von Monsieur, der auf dem Sofa saß, Rücken durchgedrückt, Kopf nach unten, so dass er gemütlich meine Rasur kontrollieren konnte. 

"Bleib!" und schon huschte er weg und im nächsten Augenblick hatte ich auch schon einen Vibrator zwischen den Beinen, wobei es im übernächsten Moment an der Türe klingelte! Verflucht!

Aufgeschoben, ist nicht aufgehoben, auch wenn Monsieur fürchterlich grummelte und frustriert war, denn damit hatte uns der Alltag wieder. Dinge mussten erledigt werden und ein kleiner Ausflug in die Stadt stand an.

Ehrlich gesagt, obwohl wir in meinen Lieblingsgeschäften waren, hatte ich wenig Freude, was Monsieur nicht verborgen blieb, also ab ins Auto und statt heimzufahren, bog er Richtung Burgerladen ab und fütterte mich, ganz darauf bedacht, dass ich nicht auch noch für uns kochen muss.

Ursprünglich war mir seine rücksichtsvolle Art zu viel und ich konnte nichts damit anfangen, jedoch hat er sie mir nun angepasst und ich fühle mich wirklich wohl!

Eigentlich geht es mir nicht gut, dennoch fühle ich mich sehr wohl, gut aufgehoben und beschützt.

Das ist unbezahlbar!

Abends hatten wir sturmfreie Bude und Monsieur spielte ein wenig und ich war eigentlich auch beschäftigt, bis mir da was einfiel.

Schnell schlüpfte ich aus meinen Klamotten und kniete mich, wie vormittags, wieder auf das Kissen und schon war die PlayStation aus und Monsieur verschwunden, um ein paar Dinge zu holen.

Also hätte man mir vorher gesagt, wie mir hinterher alles weh tun würde, weiß ich nicht, ob ich es wieder getan hätte.

Monsieur war sehr gut drauf, für seine Verhältnisse, oder ich war einfach zu empfindlich, oder beides?

Nach meinem gemütlichen ersten Orgasmus bekam ich einige Hiebe mit der Gerte, glaube ich, und Monsieur sagte mir so nette Dinge wie, dass ich eine läufige Hündin sei und anderes, was mich dahinschmelzen lässt. 

Nach wie vor in der Position auf dem Kniekissen hatte Monsieur alle wichtigen Bereiche verfügbar und somit kam nicht nur mein Hintern dran, sondern auch meine Innenschenkel und hmm meine intimste Stelle.

Wir streiten heute noch darüber, ob das in seinem Profil stand. Ich denke nicht, weil ich dann sehr abgeschreckt gewesen wäre. Ich mag das einfach nicht. Es tut furchtbar weh und ich achte darauf, dass ich meine Aufgaben gut erfüllen kann und daran hätte ich beim Lesen des Profils, doch sehr gezweifelt. Andererseits lese ich Profile ja nur selten und hmm vielleicht habe ich es wirklich nicht bemerkt? Ich denke doch, er denkt nein, ist sich jedoch auch nicht zu sicher. Aber egal, nun hat er mich an der Backe...

Mein zweiter Orgasmus war eher erzwungen, denn der erste hatte mich bereits mehr als befriedigt und ich war danach so k.o., dass ich einfach vom Kissen rollte und mich wirklich nicht mehr auf den Knien halten konnte. Monsieur legte eine Decke über mich, fand einen Platz neben mir für angebracht und kuschelte mich etwas, mir Zeit schenkend und eine Verschnaufpause für nötig haltend. 

Meiner Pflicht bewusst, riss ich mich zusammen, kraxelte zitternd zurück auf meine Position, wo Monsieur es für angebracht hielt mich mehrfach zwischen die Beine zu schlagen, mit der Hand, treffsicher und nicht sehr vorsichtig, immer wieder und wieder und noch einmal. 

Normalerweise ist es ja eher rhythmische und in dreier, oder fünfer Schlägen unterwegs, aber diesmal, im Takt zur Musik, ohne Pause und ohne, dass es sanfter wurde. 

Eigentlich weine ich nicht, wenn ich gespankt werde. Wenn es wirklich ganz schlimm wird, läuft mir vielleicht mal ein stilles Tränchen runter, was ich schnell wegwische und kaschiere, aber es hätte nur noch eine Sekunde gebraucht und ich wäre wirklich in Tränen ausgebrochen, weil es so weh tat und ich keine Mauern habe und einfach nicht mehr konnte.

Zufall, oder gewollte, egal, Monsieur schickte mich dann ins Schlafzimmer, weil er es gemütlicher haben wollte und dort angekommen, hatte ich ja einen Moment Zeit gehabt und es ging mir wieder etwas besser, so dass ich nur leise wimmerte, als er mich nahm und es höllisch brannte, einfach nur weh tat und er mir dennoch ein paar Hiebe dazu setzte, bis er endlich in mir kam. So bekommt der Ausdruck "Stoßgebet" eine neue Perspektive, aber ich war sehr erleichtert, auch wenn ich kein Stoßgebet gen Himmel schickte, sondern Monsieur dankte, dass er nicht länger durchgehalten hat.

Heute fühle ich mich, als hätte ich gestern bei einem Umzug geholfen, plus dass meine Mumu brennt und weh tut. Mein Hintern hat nur ein paar schmerzhafte Stellen, der geht schon irgendwie, aber beim Pinkeln fluche ich leise vor mich hin.

Der Morgen war entspannt und gab mir somit wieder etwas Zeit zu denken, was im Moment nicht wirklich gut ist, weil ich dann trübe Gedanken habe, also bekommt Monsieur Nachrichten mit der Frage, ob er mich liebt, weil ich mich selber gerade nicht so fühlen kann und ich bekomme dann zuckersüße Antworten, die ich genieße und mich aufbauen.

Das Leben ist nicht einfach. Einerseits diese Trauer und Wut in mir, wegen dem Bombeneinschlag in unserem Leben, auf der anderen Seite läuft es zwischen uns wirklich fantastisch und das macht mich glücklich und entspannt mich.

Achterbahn...


Aber ich komme langsam an... sehr langsam...





Montag, 4. April 2022

Tage-Bücher

Ich musste gerade, auf dem Weg zum Laptop, innerlich lachen. Wenn ich einen Blogeintrag schreibe, der nicht einfach nur langweiliges Alltagsgeplänkel ist, habe ich keinen Text im Kopf, sondern ein Gefühl was heraus möchte und beim Schreiben, fließt es und ist ein Stück weit selbstständig. Was ich dann tatsächlich schreibe, ist regelmäßig nicht mehr das, was ich im Kopf hatte, sondern viel mehr und auch für mich innerlich ein Erlebnis.

Gelacht habe ich, weil ich mir gerade vorstellte, wie es hier frustrierte Leser gibt, die sich auf einen Eintrag über DS, vielleicht Sex, vielleicht Praktiken freuen und dann einen Text wie gestern vorfinden, oder einen, wie der gleich folgende.

Ich bin eben nicht nur eine Sklavin, sondern auch ein Mensch und eine Sklavin besteht, wie jeder Mensch, aus vielen Facetten.

Das hier war noch nie eine hmm Porno-Seite. Manchmal gibt es ein sexy Bild (schon sehr lange her!) und manchmal auch typische BDSM Sexpraktiken, jedoch ist das mein Tagebuch (seit 2004!) und deshalb findet man hier alles mögliche und nicht nur Hochglanz SM.

Bei BDSMlr gibt es genug Bilder, die alles zeigen, genug Berichte über Sex mit sonst wem, sonst wie, genug Darstellungen, wie BDSM theoretisch sein sollte mit "Ja, mein Herr, bitte, mein Herr, ich bin ein Nichts, mein Herr.", die die Realität ausblenden und nur eine Friede, Freude, Eierkuchenwelt beschreiben, aber das wäre mir nicht genug. 

Ich finde immer das Dahinter viel spannender. Nicht etwa, dass eine  Sklavin perfekt gehorcht und alles tut, was ihr Herr verlangt, sondern wie es dazu kam, wie man Widrigkeiten umschiffen, oder ertragen konnte, wie man es schafft, eine Beziehung am Laufen zu halten und sie, für beide, glücklich zu gestalten. Wie man reagiert, wenn es unschön ist und wieder wundervoll hinbekommt. Das reale Leben, in all seiner Pracht, auch und gerade mit den unschönen Seiten, die eine Beziehung, ein Leben, ausmachen und viel interessanter sind, als ein Bild, von einem gestriemten Hintern und einem öden Text dazu, wie toll man doch gedient hat. Das ist einfach, das ist langweilig, das ist leichte Kost.

Als ich die Domain von meinem damaligen Ehe-Dom geschenkt bekam und ich stolz sagte: "Da mache ich ein Tagebuch drauf!", war mir nicht bewusst, was das wirklich bedeutet hatte. 

Er gestaltete mir die Webseite, nach meinen Wünschen und richtete alles so ein, dass ich einfach, mit den wenigen Kenntnissen über HTML, die ich habe, alles selber eintragen konnte und das tat ich.

Ich schrieb oft, mehrfach die Woche, wie sich alles so entwickelt, worin (im DS Bereich) meine Probleme liegen, was passiert ist, womit ich nicht umgehen konnte, womit ich umgehen konnte, was schön war, was weniger schön war, einfach alles, wie in einem Tagebuch.

Was mir nicht bewusst war, damals gab es nicht viele solcher privaten Seiten. Allgemein war BDSM kein großes Thema im Web, weil alles noch so jung und frisch und klein war, sich entwickeln musste.

Eines Tages sprach er mich also an, dass was mit dem Server nicht so gut läuft, irgendwie langsamer und dadurch kam er drauf, dass mein kleines Tagebuch sehr viele Zugriffe hatte.

Bei den Suchmaschinen, suchte man Sklavin, war meine Seite der erste Treffer usw. Das interessierte mich nicht, interessiert mich bis heute nicht, aber was spannend war, war der Nebeneffekt, dass mich Leute anschrieben.

Viele Leute! 

Erst der Fall Kampusch stieß mich von meinem Thron :)

Aber worauf ich hinaus wollte, mich schrieben viele Leute an, die ähnliche Gefühle hatten, ähnliche Probleme, die sich dann selber in meinen Texten erkannten und eine Verbundenheit spürten, mit denen ich tolle Gespräche führte und die profitierten, von dem was ich mir von der Seele schrieb.

Das ist mein Tagebuch hier und ich möchte meine intimsten Stellen nicht jedem präsentieren und damit Klicks bekommen. Ich muss meine Bilder nicht aufhübschen und etwas besseres vorgaukeln, als was ich real darstelle.

Das ist mein Leben, ehrlich und schonungslos, wie es eben manchmal ist.

Keine Wichsseite :)


So, aber warum ich eigentlich einen Blogeintrag schreiben wollte, ist etwas vollkommen anderes. 

Mir ging es die letzten Tage nicht wirklich gut, seelisch und ich bin es gewohnt, schwierige Zeiten alleine aushalten zu müssen, so fand ich vor über 10 Jahren zum Buddhismus. 

Ich hatte die Diagnose meiner Krankheit bekommen, eine Welt brach für mich zusammen, an meiner Seite ein Mann, der sich im Mittelpunkt hatte und verlangte, dass alles sich um ihn dreht, der keinerlei Hilfe bot, weder im Alltag, noch wenn es Schwierigkeiten gab, sondern weg war.

Es war wirklich hart. Ich war damals ja nicht weniger Sklavin als heute, nur konnte ich es mir nicht leisten, wie eine Sklavin zu denken oder zu fühlen, weil ich keinen Herrn hatte. Zwar hatte mich mein erster Dom geheiratet und wir wollten 24/7 leben, aber leider war er dazu nicht in der Lage und DS, 24/7 usw., waren für ihn rein theoretische Dinge, in seinem Kopf, in dem alles möglich war und es keine Verpflichtungen gab und so lebte er auch, eine Scheinwelt in seinem Kopf, die dann mit der Realität kollidierte. 

Und zu einem Zeitpunkt, wo ich mehr denn je auf mich alleine gestellt war und stark sein musste und mein Leben auf dem Spiel stand, suchte ich eine Perspektive, irgendwie da durch zu kommen und fand den Buddhismus, so wie er gedacht ist, nicht unbedingt, wie er in der westlichen Welt oberflächlich betrachtet wird.

Ich habe viel darüber gelesen, mich informiert und wurde entspannter, konnte gut mit meiner Situation umgehen, rückte meine Welt wieder gerade und kam durch die schlimmste Zeit, nicht immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht, doch aber ohne verrückt zu werden :)

Die dadurch gefundene innerliche Einstellung habe ich mir bewahrt, integriert in meinen Charakter und sie beeinflusst mein tägliches Leben sehr positiv. Leider verlor ich gewisse Details aus den Augen, weil ich in den letzten Jahren so konzentriert darauf war, dass ich Monsieur alles recht machen möchte und so haben sich bei mir auch ungesunde Angewohnheiten eingesiedelt, denen ich am Wochenende auf die Schliche kam!

Zwar hatte ich schon gemerkt, dass ich kaum noch entspannen kann, meine ruhige Art verschwunden ist, ich nur noch herum hetze und schaue, was ich noch erledigen muss, selbst wenn ich auf dem Sofa saß und eigentlich in Ruhe einen Film schauen konnte und klar, das hat mich wirklich belastet, Energie gekostet und nichts gebracht, weil Monsieur in seinen eigenen negativen Mustern gefangen war und das ergab ein sehr schadhaftes Miteinander.

Wir stritten uns vor ein paar Wochen so fürchterlich, weil ich nicht mehr mit der Art umgehen konnte, wie er mich behandelt hat, also wie er mit mir sprach und das ein gemeinsames Gespräch überhaupt nicht mehr möglich war, so dass ich das Halsband ablegte und sagte, das geht nicht mehr. Ich mache das nicht mehr mit. Es ist für uns beide ungesund und auf der Ebene ist überhaupt keine Beziehung mehr möglich.

Ich ging innerlich hart auf Abstand und schottete mich ab. Das kann Monsieur nicht gut vertragen. Zu dem Zeitpunkt hatte er mich als Blitzableiter für jeglichen Frust gebraucht und mich dabei sehr verletzt und positive Erlebnisse hatten wir kaum noch, weil alles überschattet wurde, von seiner Wut, seiner innerlichen Zerissenheit und daran ließ er mich teilhaben. Das ist, finde ich, vollkommen verständlich. Wenn man jemanden liebt, teilt man alles mit ihm, leider auch die negativen Gefühle und den Schmerz.

Indem ich mich da raus nahm, distanzierte und sagte: "Ich mache da nicht mehr mit, das kannst Du mal schön alleine mit Dir ausmachen!", nahm ich ihm eine wichtige Möglichkeit und bei seinen Versuchen, seinen Frust mit mir zu teilen, blieb ich anteilnahmslos, was für ihn den gewünschten Effekt ruinierte. 

Positiv war, er musste sich endlich andere Strategien suchen.

Positiv ist, die behält er bei und ermöglichte uns somit, ein gesünderes Miteinander und damit, auch wieder DS.

Wir haben ausgemistet, sowohl mental, als auch in der Wohnung. Wieder einige Dinge umgestellt, manches flog raus, anderes wurde umsortiert, so dass mehr Struktur und Ordnung herrscht, ohne, dass man sich so darum bemühen muss. Das beziehe ich komplett auf mental, sowie die Wohnung.

Monsieur mag es nämlich extrem ordentlich und wenn ich ein paar Dinge auf dem Nachttisch habe (z.B. einen Bücherstapel, ein paar Stifte, vielleicht noch einen Kopfhörer), dann nennt er es schon meine Messi-Ecke. Wir sind da anfangs immer wieder kollidiert. Ich bin ein kreativer Typ, mache viele Dinge, die dann "Raum" fordern. Beispiel: Wenn ich male, dann habe ich meine Utensilien um mich herum verteilt, ich brauche den Platz und lasse es dann auch mal bis zum nächsten Tag liegen, um weiter zu machen. Damit kommt Monsieur nicht klar, also habe ich meine kleine kreative Ecke, mit Tisch, Ordnungssystem und in dem Bereich darf es dann zeitweise unordentlich sein.

Lustig ist, ich mag es auch sehr gerne ordentlich, aber an anderen Stellen. Monsieur lässt gerne seine Kaffeetasse stehen, mal sein Handtuch in der Eile liegen, stellt nicht jedes Glas direkt in den Geschirrspüler, sondern auch mal nur auf die Anrichte, bis er es später machen möchte und dann wusle ich schon los und beseitige das alles, weil es mich total nervt. Wir sind also schon beide gerne ordentlich, nur jeder auf seine Art und die des anderen, stört dann etwas. Aber damit haben wir uns auch arrangiert. Grummelnd, aber ich habe nun meine kleine Ecke und lasse von ihm schon mal was liegen, weil er sonst ein schlechtes Gewissen hat, wenn ich alles von ihm wegsortiere.

Jedenfalls trat nach und nach wieder mehr DS in unser Leben, für ein paar Tage, dann traf uns die Hiobsbotschaft am Freitag, was wieder alles umsortiert und umstellt.

Meine alten Mechanismen wurden aktiv, also alles Störende und Belastende beseitigen, damit man den Fokus auf die neuen Lebensumstände haben kann, aber Monsieur hatte auch dazugelernt und ging mit mir anders um. 

Er wütete nicht, er ließ seinen Frust nicht an mir aus, sondern war für mich da.

Er ließ sich nicht wegstoßen, engte mich allerdings auch nicht ein. 

Er gab mir (was bin ich froh!), keine gut gemeinten Ratschläge, die mir überhaupt nichts bringen, weil wir so grundverschieden sind, sondern schaute, wie ich damit umgehe und wie ich dann wirklich Hilfe benutze und was diese Hilfe ist.

Was habe ich gemacht? Freitag verkrochen, weggestoßen, in mich zurück gezogen, viel geflucht, wenig geschafft, viel allein sein wollen, mir ein Buch bestellt, dass buddhistische Wege in der Not zeigt, weil die mir wirklich helfen.

Der Buddhismus ist ein sehr guter Lehrer, der einem beibringt mit Leid in jeglicher Form umzugehen, sich nicht nur damit zu arrangieren, sondern damit gut und glücklich leben zu können.

Samstag kam mein Buch an, Monsieur stellte hier und da eine Frage, ließ mich zwar alleine im Schlafzimmer, kam aber wirklich oft vorbei, erkundigte sich und war präsent. Ich kam ein wenig aus meinem Schneckenhaus raus, ließ ihn teilhaben an meinen Gefühlen, erklärte wie ich weiter machen möchte und zeigte ihm stolz mein Buch. Das ist ein wirklich gutes Buch! Schon auf den ersten Seiten wurde mir ein großer Denkfehler bewusst. Ich hatte mich immer wieder gefragt, wie ich das ertragen soll, wie ich damit umgehen soll, aber das ist die falsche Perspektive! Was habe ich schon alles ertragen und ich konnte sehr gut damit umgehen und ich hatte in den schwierigsten Phasen meines Lebens, trotzdem auch kleine, wirklich lustige und tolle Momente, an die ich mich bis heute, mit einem Lächeln im Gesicht, erinnere. Ich sollte mich nicht fragen, wie ich das schaffen kann, denn das passiert von alleine. Man geht jeden kleinen Schritt, kommt so voran und durchschreitet somit die schlimme Phase, auch  und gerade, wenn man sich nicht fragt, wie man den nächsten Schritt machen soll, sondern einfach abwartet was passiert und sich darauf einlässt.

Als es mal ganz schlimm war, ich lag im Krankenhaus, es ging mir unterirdisch, mein damals noch Mann kümmerte sich nicht gut um die Kinder, es war wirklich alles eine Katastrophe, da dachte ich mir: "Es geht weiter. Egal wie, es geht weiter. Ich liege hier, kann nichts machen (Randnotiz: ich durfte nich einmal das Bett verlassen), aber es geht weiter. Es ist vielleicht nicht schön wie es weiter geht, aber es geht weiter, immer weiter und wenn es mal nicht mehr weiter geht, dann werde ich tot sein und es wird mir egal sein können, aber solange ich lebe, geht es weiter, einfach weiter, egal was ich mache, was ich nicht mache, die Stunden vergehen und es gibt eine Entwicklung und die Entwicklung kann ich irgendwann wieder aktiv beeinflussen, aber bis dahin, geht es weiter, also lasse ich es geschehen und mache das Beste daraus."

Dieses Loslassen, dieses einfach tun was man machen kann und dann loslassen und geschehen lassen, ist wahrscheinlich die Lösung. Ich meine nicht, dass man aufgeben soll, oder dass man nichts machen soll, aber an dem Punkt, an dem man nichts mehr machen kann, abwarten muss, alles getan hat, den zu erkennen und dann sich zurück lehnen und geschehen lassen können, das ist der Schlüssel. Sich verrückt machen bringt keinem was.

Und ich hatte vergessen, dass ich das alles durchstanden habe und dass ich es gut überstanden habe und dass mir das Vertrauen in mich selber schenken sollte. Nicht den Fokus auf: "Wie soll ich das überstehen?" richten, sondern auf: "Ich habe solche Dinge schon überstanden und konnte hinterher gut leben, also schaffe ich es wieder!" Das ist es.

Oh und ich spielte viel. Ich habe meine Switch und Monsieur suchte mir ein paar Spiele raus, die ich mögen könnte und eines hatte ich noch offen. Ich hatte ursprünglich ja nichts für Videospiele übrig und dann gab es bei Playstation Plus mal Hollow Knight umsonst und ich direkt: "Bäh, ich mag sowas nicht!" und er: "Ach, schau mal kurz rein, ich habe immer so viel Spaß daran, wenn Du etwas Neues entdeckst!" und ich so nach einer Stunde: "Ich liebe das Spiel und WEHE DU NIMMST MEINEN SPIELSTAND!!!" und er so: "Das ist nicht meine Art von Spiel, die ich mag, das wußte ich schon vorher, aber ich ahnte, dass es was für Dich ist und ich mag wirklich, wenn ich Dir zusehen kann."

Naja und so kam die Switch in mein Leben und dann spielte ich da nochmal Hollow Knight durch und entdeckte andere Spiele und Ori 2 (schaut euch mal die wundervolle Grafik an!) war noch offen für schlechte Zeiten, also perfekt für das Wochenende und ich spielte viel, schob meine Probleme zur Seite und hatte nicht nur Spaß, sondern merkte, dass ich so viel besser geworden bin und das gibt einem auch in anderen Bereichen Selbstvertrauen.

Samstag las ich also in dem Buch und merkte, dass viel von meiner wichtigen, positiven und ruhigen Lebensart verschüttet war und ich begann zu graben.

Sonntag spielte ich auch viel, ich gebe es zu! Aber Monsieur war noch immer, wieder, nach wie vor, für mich da, schaute nach mir, schaute was ich brauche und was er für mich machen könnte und ließ mir Raum.

Er hatte mir am Samstag die Manschetten an die Arme und Beine gelegt, mit den dicken Schlössern und das Talena trage ich auch wieder. Davor war es unser schönes Hundehalsband. Als wir raus gingen, zog ich einfach die Socken über die Beinmanschetten, eine Leggins darüber, so dass man nur seltsame Beulen um meine Knöchel sah und die Manschetten und Schlösser an den Handgelenken, verschwanden im Ärmel meines Pullis. 

Man kann nicht nur spielen und die Probleme verdrängen, weil sie dadurch nicht kleiner werden.

Man verlässt das Spiel und alles ist noch da, unverändert.

Also las ich weiter :)

Es ist ähnlich wie ein Erinnerungsalbum. Ich lese, was ich früher schon an anderer Stelle, durch einen anderen Autor, bzw. mehrere Autoren, gelesen hatte und merke, was ich vernachlässigt und vergessen habe, hole es zurück und fühle mich wohler.

Mir geht es wesentlich besser.

Wirklich besser.

Auf vielerlei Ebene.

Ich hatte durch das Buch ein anderes entdeckt, was aus mehreren Kapiteln besteht, die es in ihren anderen Büchern gab, also wie eine Essenz ihrer Bücher, also bat ich Monsieur mir das bitte auch zu bestellen, was er sogleich auch tat. Darauf freue ich mich sehr und ich bin gespannt, was für Schätze ich darin noch finde.

Eine Freundin hat sich getrennt und ist gerade auf einem Selbstfindungstrip. Viele Bücher, die sie mit mir teilt, kenne ich schon, sie liest gerade irre viel, andere sind mir neu und so kam ich auf ein Buch, was mich sehr interessiert hat, leider aber 50 Euro kostet, was ich für ein dickes Buch trotzdem viel finde. Es ist via Selbstverlag herausgebracht worden, vielleicht erklärt das etwas den Preis. Es gab bis vor ein paar Tagen noch eine Kindle Version für 30 Euro, um die ich schon Wochen herum schleiche. Tolles Buch, wirklich guter Inhalt, aber 30 Euro?

Donnerstag dann der Schock!

Keine Kindle Version mehr.

50 Euro ist mir definitiv zu teuer und was macht Monsieur? Ich hatte öfter mit ihm über das Buch geredet, weil ich den Inhalt so toll finde, jedenfalls was man im Web so fand und was meine Freundin teilte, jedenfalls bestellte er es.

Ich bin sehr dankbar, auch etwas geschockt, aber vor allem denke ich, dass er mir einfach helfen will.

Helfen, mit der Situation klarzukommen und am Besten so, dass es mir gut geht, auch hinterher.

Ich muss mich nu sputen!

Monsieur schrieb mir einen Guten-Morgen-Brief mit Tagesplan, der beginnt um 9 Uhr und nun bin ich ein wenig spät dran, wegen dem Blogeintrag.

Eigentlich entstand das Problem, weil ich nicht um 9 Aufstand, sondern um hmm 6:40, oder so und dann las ich noch etwas und hatte wieder eine tolle Erkenntnis durch dieses wirklich gute Buch und Gedanken führen, sie führen einen ja immer weiter und und weiter, so dass ich unbedingt einen Blogeintrag schreiben wollte. Darüber, dass es mir besser geht, vor allem wegen Monsieur, weil er da ist, ohne mich zu bedrängen und mir hilft, auf meine Art und nicht seine, die nicht zu mir passen würde und dass im Buch steht, bezogen auf andere Dinge, dass man geschehen lassen muss. Dinge geschehen, man weiß nicht warum, aber es hat Gründe und meistens versteht man es hinterher und dass man durch Kontrolle, die man ausüben möchte, zu unflexibel für was Geschieht, was das Leben ist, wird. 

Und da man das immer auf alle Bereiche beziehen kann, fiel mir auf, dass mein Fehler unter anderem darin bestand, dass ich mich Monsieur nicht öffnen wollte.

Meine Angst verleitet mich zu Selbstschutz und das verhindert, dass ich bereit für ihn bin und dann agieren wir anders miteinander, als wenn ich ihm vertraue und verhindere dadurch eventuell, dass wir ein schönes Miteinander haben.

Wenn ich vertraue, ermögliche ich ihm vieles und wenn es wieder schief geht, dann tut es weh, aber damit kann ich umgehen. Was ich jedoch nicht erlebe, weil ich aus Selbstschutz verschlossen bin, weiß ich dann nicht und vielleicht wäre das die Lösung gewesen, also habe ich mir vorgenommen, wieder offener zu sein, wieder zu investieren und zu hoffen, dass es sich lohnt und alles gut wird.

Ich meine nicht einmal, offener, als bevor Monsieur viele Fehler in unserer DS Beziehung machte, sondern weiter zurück liegend!

Oh man, nun kommt noch ein ein Stück, was ich erklären muss und ich überziehe maßlos meine Zeit!

Aber Monsieur wird es hoffentlich freuen, wenn er es ließt und mich vielleicht milde bestrafen, wobei er ja irgendwie nie wirklich bestraft, egal, also:

Ich begann ja mit Ende 19 DS für mich zu entdecken. Mit 20 lernte ich meinen Ehe-Dom kennen und er heiratete mich. 

Damals war ich jung und dumm, sagen viele, ich formuliere es gerne anders: ich war naiv und unerfahren!

Die Option, dass er mir ein Fantasieschloss vormacht und in Wahrheit in einer mentalen Bruchbude lebt, kam mir nicht.

Er sagte mir, wie er sich alles vorstellt und das war genau, was ich auch wollte.

Leider ist er psychisch krank gewesen und hat sehr viel bei mir kaputt gemacht und während ich versuchte ihm zu helfen, für ihn da zu sein und immer wieder die Beziehung retten wollte, war er gefangen in seinem Kopf.

Er verletzte mich unendlich oft, unendlich heftig und meine Schutzmechanismen bildeten sich nach und nach und vorher war ich echt total unbedarft und für alles offen, hätte alles für ihn getan und bekam dann doch wieder nur eins aufs Maul, deutlich ausgesprochen.

15 Jahre lang.

Danach sagte ich mir, dass mir das nie wieder so passieren wird.

Leider hat es den Nebeneffekt, dass ich mich nicht gut auf eine Beziehung einlassen kann und konnte und sobald es enger wurde, mich abschottete und flüchten wollte.

Monsieur hat das wirklich gut im Griff gehabt.

Er ließ mich entweder überhaupt nicht gehen, oder ließ mich ein wenig herum tapsen und sammelte mich wieder ein.

Dadurch blieb ich, aber ich habe trotzdem meine Blockaden.

So sehr, wie ich meinen Ehe-Dom geliebt habe, wollte ich nie wieder lieben, denn ich war hörig, ich war abhängig und wenn er sich nicht meldete, wurde ich halb verrückt.

Diese Abhängigkeit machte mich so verletzlich, dass ich bis heute, wenn ich Monsieur länger nicht erreiche, nein das ist falsch. Wenn Monsieur sich nicht meldet, rattert es schon in meinem Kopf und wenn ich ihn dann nicht erreiche, ich innerlich Panik bekomme, die ich aber im Griff habe und der ich keine Macht schenke. Es ist eher wie ein Flüstern und ich höre nicht hin, aber wirklich weg ging es nie.

Das entstand damals ja dadurch, dass mein Ehe-Dom dauernd weg blieb, sich nicht meldete, nicht ans Telefon ging, keine Mail beantwortete. Wenn es tagsüber war, ärgerte und verletzte es mich "nur", aber wenn er nachts meinte, er fährt heim und meldete sich nicht mehr und ich wußte nicht, ob es wieder nur "seine Art" ist, oder dieses mal wirklich was schlimmes passiert ist, dann saß ich die ganze Nacht weinend wach, wußte nicht was ich machen soll und stellte mir vor, wie er sterbend im Graben liegt, oder überfallen wurde, oder oder oder. Ich hatte ja viel Zeit, um mir schlimme Szenarien auszumalen.

Das hinterlässt heftige Spuren und das wollte ich nie wieder fühlen müssen und somit verhindere ich aktiv, dass jemand allzu viel Platz in meinem Herzen einnimmt.

Aber durch solche Blockaden verhindere ich ja auch aktiv, dass Monsieur nicht nur weniger Platz in meinem Herzen hat, ich weniger abhängig bin und gelassener mit Situationen umgehen kann, sondern die wirklich tiefen Gefühle ermöglichen Erlebnisse, schöne Momente und eine andere Ebene in der Beziehung.

Beim Schreiben merke ich schon, dass die Blockade, der Schutz gewaltig ist. Eine große Aufgabe, für die ich noch nicht ganz bereit bin, aber wenn ich etwas mehr Vertrauen kann, wenn Monsieur weiterhin so auf mich eingeht, ohne dass es nur darum geht, dass wir auf ihn eingehen, wie es die letzte Jahre der Fall war, dann werde ich daran arbeiten und an den Punkt zurück kommen, wo meine innere Sklavin  bereit ist alles für ihren Herrn zu tun, wirklich alles.

Aber das gebrannte Kind scheut das Feuer, Monsieur hat sich leider auch Fehltritte erlaubt und alles ist wieder so frisch, neu und damit noch nicht stetig.

Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und zu gewinnen gibt es immerhin ein tolles, erfüllendes Leben...


Samstag, 2. April 2022

Lebenszeichen

 Es sind die kleinen Dinge im Leben, die mich glücklich machen.

Man sagt, dass man nur das große Glück finden kann, man es im Kleinen entdeckt und findet, aber ich habe eher das Gefühl, dass es bei mir nur die kleinen Dinge im Leben gibt, die Glück schenken können.

Große Schicksalsschläge, kleine Dinge die glücklich machen können.

Im Prinzip ist es so, seit ich drei Jahre alt bin. Eine Hiobsbotschaft, reiht sich an den nächsten Schlag und kaum denkt man, es könnte ein wenig Ruhe einkehren, folgt die nächste Katastrophe.

Dann stelle ich mir, mittlerweile, die immer gleichen Fragen:

- Wie viel kann ein Mensch eigentlich ertragen?

- Was kann denn noch passieren?

- Bekomme ich denn nie eine Pause?

- Wie soll ich denn damit nun wieder umgehen?

- Bekomme ich irgendwann einen Nervenzusammenbruch?

Und nein, darauf gebe ich mir keine Antworten, es sind lediglich Fragen in meinem Kopf, die sich mit der Zeit selber beantworten.

Als der Hund hier war, hatte ich gefühlt kaum eine Pause, weil nicht nur der Hund Zeit und Energie fraß, sondern mein Kind krank war... lange.

Monsieur und ich lebten schlimmer nebeneinander her, als jemals zuvor, aber irgendwie auch harmonischer, weil keiner Zeit und Energie hatte, um zu streiten, sondern man platt herum saß und sein Ding machte, oder mal einen gemeinsamen Film schaut.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass wir wegen Corona und unserer Vorsicht, weniger Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten haben.

Vor Corona gingen wir gerne mal in die Sauna, Kino, Restaurant, Museen, auch mal ein Konzert.

Jetzt?

Restaurant bitte nur, wenn es draußen warm genug ist, weil ich nicht drinnen sitzen möchte und dann auch nur, wenn es nicht zu voll ist. Sauna? Nein danke! Usw. wobei das im Einklang ist, denn wir verzichten beide gerne, keiner von uns sagt, er würde ja gerne, aber macht es wegen dem Anderen nicht.

Ich bin geimpft, ich bin geboostert, das zweite Mal schon und die Angst bleibt dennoch, weil ich nicht weiß, wie mein Körper reagieren würde und wir nichts riskieren wollen.

Als der Hund weg war, begannen wir uns zaghaft anzunähern und entspannten, genossen es sehr. 

Monsieur musste oft sehr früh raus, ich decke dann gerne am Abend vorher seinen Frühstückstisch und lege einen Zettel dazu, indem eine nette Kleinigkeit steht, liebe Wünsche, Gedanken, Zeug eben.

Wenn ich aufwachte, lag auf seinem Kissen ein Zettel für mich, ebenso liebe Gedanken, Wünsche, Angaben was ich bitte machen soll, was eher nicht, dass ich frühstücken soll und Bilder schicken. 

Ironisch war, dass an dem Tag, an dem er mir morgens noch schrieb, dass ich nun endlich einmal entspannen kann und muss, dass ich einen faulen Tag brauche, Erholung, dass Ruhe einkehren muss und endlich kann, kurz darauf wieder so ein Bombeneinschlag kam, der alles durcheinander wirbelt.

Vorher herrschte schon ein Wirbelsturm in mir.

Das große Problem bei DS war bisher für mich, dass ich einen Ehe-Dom hatte, der mich wirklich schlecht behandelte.

Anfangs wurde ich abhängig von ihm, hörig, alles was ein TPE Herr sich wünschen kann. Ich hätte alles für ihn getan, habe auch nicht wenig davon beweisen können und dann? Ließ er mich sitzen. Er war bei der Arbeit und sagte er fährt los, kam nicht an. Ging nicht ans Telefon. Antwortete auf keine Mail. Nichts.

Die ganze Nacht.

Am nächsten Morgen eine Mail, es tue ihm leid, er wisse nicht was los war, er komme nach der Arbeit heim.

Kam er dann meistens, nicht immer, manchmal hängte er eine Nacht dran.

Einmal eine Woche.

Ich wußte nie, wann es soweit war, wann nicht.

Die maximale Unsicherheit.

Kein Vertrauen in irgendwas.

Immer wieder, über Jahre.

Wir waren insgesamt 15 Jahre etwa zusammen. Es ging quasi durchgehend so.

Ich bin es also gewohnt, dass DS ein on/off Ding ist und nicht mehr bereit mich dann zu 100% darauf einzulassen, wenn ich weiß, mein Dom achtet nicht mehr auf Regeln, ist nicht konsequent und legt keinen Wert darauf.

Kein Thema, ich kann mich nahezu perfekt an die Anrede halten und Regeln befolgen ist kein großes Ding für mich, weil ich es ja gerne mache und es mir sehr viel gibt, aber wenn ich merke, oder nur ahne, dass mein Dom kein Augenmerk darauf hat, oder sogar kein Interesse und nichts kontrolliert, hört es an der Stelle für mich auf. Warum soll ich mir dann Mühe geben?

Monsieur nennt es Selbstsabotage...

Ich nenne es Selbstschutz...

Wenn man so viele Jahre mit so einem Dom zusammen lebt, hat man viel Selbstschutz.

Hat man dann noch meine Vergangenheit, hat man noch mehr Mechanismen.

Monsieur hatte sicher kein perfektes Leben, das hat wohl keiner, jedoch ein wesentlich einfacheres und dadurch gewissen "Luxus" erleben können, wie ein ruhiges, entspanntes, geradezu langweiliges Leben führen zu können.

Dann platze ich rein und alles wirbelt herum und nichts mehr ist wie vorher. Kein Wunder, dass ihn das überfordert hat.

Aber es hat auch etwas Gutes!

In der Not sind wir immer füreinander da, unterstützen einander und ohne viel zu reden, ohne viel Aufhebens, sorgen wir gut füreinander. Das funktioniert einwandfrei.

Wir hatten es also gerade geschafft, fast wie zu beginn unserer Beziehung, wieder DS aufrecht zu erhalten über mehrere Tage und hatten eine schöne Perspektive und Pläne.

Bumm....

Alles auf den Kopf gestellt.

Dabei war ich noch gar nicht so weit.

Zu dem Zeitpunkt, als Monsieur mir das mit "Ruhe einkehren lassen" geschrieben hatte, ging es darum, dass ich mich unwohl fühlte. Ich musste mich ihm öffnen, DS zulassen und hatte fürchterliche Angst, dass es wieder aufhört, dass er wieder nicht auf Regeln achtet und ihm egal wird, ob ich es tue oder nicht. Jeden Tag erklärte ich, wie ich mich fühlte, wie schwierig das gerade für mich ist und anders als sonst konnte er damit umgehen, ging auf mich ein, beruhigte mich, war für mich da und war nicht aggressiv, oder rastete aus, wenn ich kritisch dachte und es ansprach. Das war ein gutes Gefühl, auch mal aussprechen zu können, wie man denkt und fühlt, ohne hinterher über eine Stunde sich anhören zu müssen, wie schlimm das Leben mit mir doch ist und wie schrecklich alles ist, seit wir zusammen gezogen sind.

Tja. Eine Woche war das etwa.

Eine Woche, in der ich mich kaum entspannen konnte, obwohl ich es versuchte.

In der kaum Ruhe einkehren konnte, weil erst einmal Dinge aufgeholt werden mussten.

In der DS von vorne begann, mein Öffnen sich in Zeitlupe entwickelte und wir sogar einmal im Museum waren und viel Spaß dabei hatten.

Dann die Nachricht.

Alles wieder weg.

Dann greifen meine Mechanismen. 

Ich bin es gewohnt, dass dann keiner für mich da ist. Dass ich dann für Andere da sein muss und mich komplett zurück stelle und dass das bedeutet, dass mein Partner weggestoßen wird, weil es immer bedeutet hat, dass es eine Belastung ist.

Auch das stammt aus der Zeit von meinem Ex-Ehedom. Er war nicht für mich da, stellte sich in den Mittelpunkt, oder verschwand und war in jedem Fall eine große Belastung und ich musste um ihn herum organisieren, damit alles am Laufen blieb.

Also fallen mir die ganzen Probleme mit Monsieur wieder ein und dass, als der Hund da war, DS für ihn nicht möglich war, weil der Tagesablauf vom Hund (Spaziergänge, Futterzeiten usw.) ja den Tag bestimmten und nicht her. Vor dem Hund war nicht möglich, weil ihm andere Dinge nicht passten und er dann nicht dominieren konnte, wenn er nicht einmal die Gläser im Schrank so hinstellen kann, wie er möchte. Konnte er, aber wenn jemand Anderes den Geschirrspüler ausräumte, standen sie eben auch mal anders da. Mittlerweile schaue ich, dass sie einigermaßen nach seiner Ordnung stehen und umso mehr ich schaue, dass die Dinge so sind, wie Monsieur sie gerne hat, was er nicht verbalisiert, sondern entweder als Anklage im Streit formuliert, oder erwähnt, dass dies und das auch wieder falsch ist, so dass man dann so lange herum probiert, bis er weniger meckert oder sogar aufhört, jedenfalls fiel mir das alles wieder ein und während ich überlege, wie ich mit der Bombe, die eingeschlagen ist, umgehen soll, greift also der alte Mechanismus und ich denke mir: "Dann sollten wir uns eben lieber trennen. Dann geht es Monsieur besser und seine Gläser stehen wieder, wie er möchte und ich kann meine Energie auf die neue Situation einstellen."

Wir hatten mittlerweile so oft ein Hin und Her, so oft wollte ich mich schon trennen, dass es Monsieur nicht weiter überrascht hat.

Aber er ging souverän damit um, sagte, dass er darauf nicht eingeht und dass das meine alten Strategien sind, die bei ihm nicht nötig sind, weil er da ist, da bleibt, nicht weg geht und wir das schon zusammen hinbekommen.

Das ist neu für mich und dem stehe ich wieder einmal sehr skeptisch gegenüber, im Hinterkopf hängt auch fest, wie Monsieur unter anderem sein kann. 

Bei solchen Hiobsbotschaften stelle ich mir besagte Fragen, die ich nicht beantworte und ich überlege, wie es werden kann, welche Optionen es gibt, was sich wohl verändert und wie ich damit umgehen kann, soll, werde.

Aber das liegt alles nicht in unserer Hand.

Wir müssen abwarten, Antworten und Ergebnisse müssen ankommen und dann ergibt es sich meistens da heraus, nahezu von alleine, weil man selber so wenig in der Hand hat.

Und ich fühle mich, wie in einer schwarzen Gewitterwolke, um mich herum braust und tost ein Strum, wieder wird ein Stück Sicherheit aus meinem Leben gerissen, was nicht ersetzt werden kann, weil Menschen nicht ersetzt werden können, wenn sie sterben und eine Sache ist diesmal anders.

Ich sitze in meiner Gewitterwolke alleine, aber da liegt dieses mal eine Hand auf meiner Schulter, von Monsieur, der sagt, dass wir das irgendwie schon hinbekommen werden.

Ich weiß nicht wie lange es so weiter geht, wie es sich entwickelt, wie Monsieur sich durch die neue Situation verändern wird und ich traue mich überhaupt noch nicht, diese Hand als Hoffnungsschimmer zu sehen, aber diese Hand ist schon mehr, als ich sonst hatte  und sonst zuließ.

Im Moment trage ich unser Talena Halsband und Manschetten an Armen und Beinen, mit Schlössern und eigentlich sollte ich mich damit viel wohler fühlen, als ohne und früher war das auch so, aber im Moment machen sie mir Angst.

Angst, dass Monsieur wieder aufhört.

Angst, dass ich mich öffne und wieder verletzt werde.

Angst, dass es wieder nur eine Finte ist und alles in der Gleichgültigkeit des Alltags verloren geht, jedenfalls im Alltag von Monsieur, denn mein Alltag ist trotz allem DS und TPE und Monsieur und wenn er dann Regeln fallen lässt, wenn er dann allem Anderen im Leben Beachtung schenkt, außer seiner Sklavin, seinem Haustierchen, dann sind das jedes mal Stücke, die meinen Alltag zusammen gesetzt haben und weg brechen und diese entstehenden Lücken muss ich dann mit Selbstschutz füllen und der besteht daraus, sich nur auf sich selber verlassen zu können und das bisschen Energie was man noch hat, für andere Dinge einzusetzen und die Energievampire zu beseitigen.

Und all das ergibt diese enorme Gewitterwolke, in der ich sitze und nein, das ist keine Metapher für eine Depression. Wenn man nicht aufpasst, könnte es eine werden, das weiß ich, aber ich passe auf und ich habe leider Übung darin, mit scheiß Situationen umzugehen und im Moment kann ich auf allen Ebenen nur abwarten und bin abhängig von Anderen, die handeln können...