Ja, wir leben noch.
Nein, es passiert gefühlt nichts.
Ja, auch manchmal mit DS.
Nein, nicht oft genug mit DS.
Gefühlt habe ich es aufgegeben, dass wir wirklich TPE leben können und der Alltag hat gewonnen.
Uns geht es nicht schlecht, mir aber auch nicht gut und ich kann nur von mir berichten.
Wir leben, wie wohl die meisten Paare, unseren Alltag und ich spule mein tägliches Programm ab, erledige, was erledigt werden muss und kaum etwas unterscheidet sich von einer Stino-Beziehung.
Nachts die Kette, beim gemeinsamen Essen mein kleiner Tisch auf dem Boden, so dass ich knien darf, beim Essen und ab und zu eine Anrede für Monsieur.
Morgens, wenn er außer Haus ist, bevor ich aufstehe, gibt es einen liebevollen Brief von ihm, der mein Herz erwärmt.
Ab und an mal eine Diskussion, dass ich nicht finde, nur weil er dies und das bezahlt, er dadurch auch bestimmt, dass ich es haben darf und damit klar ist, dass alles sein Wille ist.
Oder, dass es mir zu wenig ist, meine Bedürfnisse nicht befriedigt werden, es mich traurig und unglücklich macht.
Dann mal eine Wartung, wenn ich mir Mühe gebe zu zeigen, dass ich mal dringend eine nötig hätte.
Versuche ich besonders lieb und devot zu sein, bekomme ich ein Danke, oder werde gestreichelt.
Bin ich eine Stino-Frau und mache mein Ding, findet er es schön, dass ich meine Interessen verfolge.
Was soll ich dann hier schreiben?
Wir waren heute einkaufen... kommende Woche werde ich das und das kochen... heute waren Radieschen im Angebot, aber leider sahen die schon latschig aus und die Blätter hatten Schimmelflecken.
Heute war es zu warm, deshalb blieben wir tagsüber zuhause und erst abends etwas raus. Dann war es schön kühl und wir sahen einen Skater mit einem Eisbecher in der Hand.
Heute hat es stark geregnet, gedonnert und geblitzt. Ich mag so Unwetter gerne und staunte über die Naturgewalt und fühlte mich dabei ganz klein, weil die Welt so groß ist.
Sowas?
Will doch keiner lesen, selbst ich nicht, dabei lese ich gerne vom Alltag der Leute.
Mein lieber Freund Karl schrieb mir, als wir ein ganz normales Gespräch über alltägliche Dinge hatten, dass ich dabei auch devot sei. Das brachte mich ins Grübeln. Ja, ich bin grunddevot. In meinem Denken devot, in meinem Handeln auch, quasi jedem gegenüber.
Man könnte auch sagen, dass ich Menschen als Menschen sehe und ihre Menschlichkeit, die sie nicht perfekt erscheinen lassen, und nehme das keinem übel. Ich versuche jeden als einen Menschen mit Rucksack zu sehen, der viele eigene Probleme damit herum schleppt, von denen ich keine Ahnung habe, die ihn aber so handeln und reagieren lassen, wie er es eben macht und weil ich keine Ahnung habe, was so auf ihm lastet, nehme ich ihm das nicht übel, sondern sehe ihn einfach als Mensch mit Problemen.
Monsieur wird auch seine Gründe haben, warum er ist, wie er ist und macht, was er macht.
Er zeigt mir täglich, dass er mich liebt und für mich da ist und mich unterstützt. Das ist schon viel mehr, als andere in ihrer Beziehung haben.
Dass ich stattdessen aber auch mal gerne in den Dreck getreten werde, verhauen werde, bestraft werde, gedemütigt werde, macht mir schon auch was aus, weil es fehlt.
Tut mir leid, tut mir nicht leid, ich werde gerne in beide Richtungen behandelt. Wie ein Stück Dreck, das hinterher abgewaschen wird, geknuddelt wird und das liebste Kuscheltier ist, das man haben kann.
Im Moment bin ich nur das Kuscheltier. Werde gelobt und geherzt und innerlich krepiere ich vor Langeweile, lenke mich davon aber ab und werde kreativ, indem ich meine Hobbys mehr Zeit widme und Monsieur freut sich, weil ich so schöne Sachen mache, weil er verwöhnt wird, weil ich ihm viel vom Alltag abnehme und ihn umsorge und weil wir nicht streiten...
Die Waschmaschine piept, weil sie fertig ist. Ich mache sie nun leer und andere Sachen im Haushalt. Monsieur kommt in ein paar Stunden heim, wird sich über die schön saubere Wohnung freuen, über sein kaltes Getränk, was für ihn bereit steht, über die Tiere, die ihn begrüßen und entspannt aufs Sofa setzen und von seinem Tag berichten, während ich ihm zuhöre und mich frage, was ich mache, während er gleich Playstation spielt, oder noch etwas an den Schreibtisch muss und ich dabei wieder in die Bedeutungslosigkeit seines Universums wandere, was nicht schlimm ist, weil ich dann was Handarbeite, einen Film schaue, oder etwas male, oder lese. Zwei Leben nebeneinander, von dem sich eins in eine andere Realität wünscht. Wobei, das klingt gemein. So meine ich das nicht. Ich bin ihm wirklich dankbar, dass er mir alles ermöglicht.
Unbefriedigte Bedürfnisse lassen einen gemein denken. Das ist nicht gut. Ich bin ihm dankbar.
Und nun ruft die Waschmaschine...