Das Tagebuch von culumalda 29.12.2010

 Eigentlich... 

Eigentlich ist meine halbe Familie an Darmkrebs gestorben.

Eigentlich ist selbst meine Mutter sehr früh an Darmkrebs gestorben.

Eigentlich sollte ich, weil es vererbbar ist, ab dem 15. Lebensjahr zur Vorsorge gehen.

Eigentlich hatte ich das immer vor, aber es nie gemacht, weil ich eine Nadelphobie habe.

Eigentlich auch noch, weil mir immer von meiner Familie gesagt wurde, dass ich es bestimmt nicht bekomme.

Eigentlich hatte ich von einem Geburtstagskuchen Salmonellen bekommen.

Eigentlich wollte ich nur deswegen zum Arzt.

Eigentlich nahm meine Ärztin es in die Hand, dass ich im Krankenhaus via Beruhigungsmittel und Betäubung meine Untersuchungen machen konnte.

Eigentlich war ich mir sicher, dass ich es nicht habe.

Eigentlich wachte ich bei der Darmspiegelung auf und sah die vielen Polypen und keine normale Darmwand.

Eigentlich wusste ich da schon, was es bedeutet.

Eigentlich hatte ich dann sehr große Angst vor der OP, bei der der Dickdarm entnommen wurde.

Eigentlich stellte ich es mir vor, wie in meinen schlimmsten Alpträumen, weil alle meine Ängste darin vereinigt sind.

Eigentlich sollte ich es doch gar nicht bekommen.

Eigentlich habe ich doch genug andere Scheiße im Leben durchgemacht.

Eigentlich sah ich es in dem Moment als schlimmes Schicksal und als sehr ungerecht an.

Eigentlich war die OP nicht so schlimm, wie die drei Wochen Wartezeit bis zum OP-Termin.

Eigentlich konnte und kann ich mich glücklich schätzen, denn eigentlich hätte ich sonst jetzt schon Darmkrebs und müsste zusätzlich eine Chemo machen.

Eigentlich wäre ich doch nicht zur Vorsorgeuntersuchung gegangen, wären da nicht die Salmonellen und meine Ärztin gewesen.

Eigentlich bin ich ein Glückspilz, denn eigentlich könnte ich sonst in einigen Jahren tot sein.

Eigentlich ist das Leben nie, wie man es erwartet und eigentlich sollte man auch froh sein, selbst wenn man in dem Augenblick noch nicht weiß, dass es sonst schlimmer gekommen wäre.

Eigentlich ekelte ich mich bei der Vorstellung eine Naht zu haben, aber schaut es Euch selber an, sieht man einen Bauchnabel, oder eine Naht, die mir mein Leben rettete?

Eigentlich erkenne ich darin nur die Stelle, die mir mein größtes Glück brachte und an jedem 1.12. den ich noch erleben darf, werde ich feiern!

Denn eigentlich wären es sonst viel weniger Feiertage geworden.







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