Donnerstag, 15. April 2021

Kleine Katastrophen

 In den letzten Wochen war es arg turbulent bei uns. Es gab einen Todesfall, Krankheiten und Verletzungen, viel Chaos und nie den rechten Moment.

Ich mag gar nicht davon anfangen, weil es mich nur runter ziehen würde und dem Leser nichts bringt, also lassen wir es einfach darauf beruhen.


Monsieur ist nach wie vor von meinem Ärschle enttäuscht. Er schlägt mit der Stahlgerte darauf herum und man sieht nicht viel, wobei die Stahlgerte tiefe Blessuren erschafft, die man eher einen oder zwei Tage später sieht und natürlich gebe ich mir nicht die Blöße und lasse allzu sehr durchblicken, wie verdammt es wirklich weh tut und gebe mich da sehr stolz und unantastbar. Manchmal nimmt es mein Herr als Herausforderung, manchmal zum Anlass zu scherzen, manchmal ignoriert er es.

Dieses mal war ich schlechter in Form, da mein Zeh gebrochen ist, ich auf dem Kniekissen kniete, Füßchen hinten vom Kissen runter, die Zehen können dann den Boden berühren. 

Normalerweise tippel ich, zum Ausgleich, auf dem Boden herum und kann mich dadurch dem Schmerz ein Stück entziehen, aber diesmal liegt ein Teil der Konzentration ja nicht mit dem einen Zeh herumzutippeln. Sehr schwierig, wenn man die Aufmerksamkeit teilen muss. Dann droht eines von Beidem nicht zu gelingen und das nagte auch noch an meinen Nerven und die sind im Moment sehr ausgefranst und fasrig, so dass ich meine Fassade nur schlecht aufrecht erhalten kann, was Monsieur natürlich freute, da er so ungeblümter sehen konnte, wie es um mich steht.

Da man, wie gesagt, durch die Stahlgerte nicht so arg viel sieht, nimmt er noch eine normale zur Hilfe hinzu und hat so beides kombiniert. Spuren für sofort und für in ein paar Tagen und freut sich darüber. 

Ich teile seine Freude, denn seine Freude bedeutet meine Freude und ich empfinde sie mit, aber der Schmerz, den teilen wir uns nicht und so leidet nur einer von uns. Lieber ich, als er und es bedeutet ja, dass er Freude empfinden kann und dann aber wieder dieser Frust, weil man den Schmerz irgendwie ertragbar machen möchte, sich aber auf mehrere Dinge konzentrieren muss.

Eigentlich liebe ich solche Herausforderungen und nehme sie gerne als Anlass, um Stolz zu empfinden, oder andere schöne Gefühle.





Aber im Moment bin ich so sehr dünnhäutig.

Nicht nur die letzten Wochen und was über uns hereinbrach ist Schuld daran, es sind auch gewisse Dauer-Situationen die mit Corona zusammen hängen.

Wir nahmen uns, anders als Andere, nicht kleine Auszeiten von dem Szenario, indem wir verreisten, oder während der kurzen Momente, in denen es Lockerungen gab, diese ausnutzten, sondern haben seit weit über einem Jahr quasi Dauer-Lockdown. 

Wir gehen einkaufen, wenn es nötig ist und fahren mal mit dem Auto oder dem Rad in die Natur um spazieren zu gehen und etwas anderes zu sehen, aber man vermisst so so viel!

Wir waren über ein Jahr in keinem Schwimmbad, keiner Sauna, keinem Badesee. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft wir in einem anderen Laden, als einem Lebensmittelgeschäft waren. Cafés und Restaurants blieben komplett unbesucht von uns und es nagt so sehr an meiner Seele.

Jetzt, mit dem kaputten Fuß, wo ich nicht einmal mehr richtig gehen kann, ist alles nur noch viel schlimmer, weil das mini kleine Bisschen, was wir noch machten, auch ins Wasser fällt.

Dazu das trübe, kalte, nasse Wetter...

Monsieur war heute weg, sonst fahre ich gerne mit, gehe wo auch immer er hin muss spazieren, in ein Bistro, was auch immer, aber ich kann weder gehen, noch irgendwo rein sitzen und es ist zu kalt, also musste ich zuhause bleiben.

Danach war er zwar zuhause, allerdings hatte er mehrere Video-Konferezen hintereinander, ohne Pause. Er ist also durch die Türe rein, in sein Büro und es ging für ihn nahtlos weiter. Da er allerdings schon eine Weile unterwegs war, hatte ich ihm einen Salat vorbereitet und mit seiner Lieblingslimo auf den Tisch gestellt, so dass er nebenbei etwas essen konnte. Anschließend brachte ich ihm einen Kaffee und ein paar Zimtschnecken (die kleinen, die man sonst nur bei Ikea bekommt und ganz selten mal woanders) und verschwand schnell wieder.

Nach einiger Zeit wurde mir alles ein wenig zu viel und so schlich ich mich leise, still und heimlich ins Büro, krabbelte unterhalb vom Schreibtisch-Niveau zu ihm und legte meinen Kopf auf sein Bein, schloß die Augen und entspannte etwas.

Das genügt schon.

Meinen Herrn haben, Augen zu, knien.

Das ist alles.

Mehr braucht es nicht.

Er kraulte mich etwas, legte seine Hand auf meinen Kopf, meinen Rücken, machte weiter, als wäre ich nicht da und ich konnte durchatmen.

Einfach nicht denken.

Das tat sehr gut.

Leider gab es kurz darauf eine kleine Pause, Monsieur wollte noch einen Kaffee machen in der Zeit, scheuchte mich auf, knuddelte mich dennoch nebenbei viel und erklärte, ich könne doch im Sessel, der im Büro steht, ein wenig ausruhen, lesen, mein Bein hochlegen.

Es ist nicht dasselbe, aber beides hilft gegen die Trostlosigkeit und gefühlte Einsamkeit.

Für die Gefühle, die er mir dadurch ermöglicht, für seine Fürsorge und seine Anwesenheit, auch wenn er eigentlich keine Zeit hat, für seine Geduld und Bereitschaft, bin ich ihm unendlich dankbar und froh, dass ich ihn habe und er so ist, wie er ist.





2 Kommentare:

  1. Du bist eine perfekte Frau. Bianca. Dein Owner kann Stolz sein dich zu besitzen. Menschen wie du würden, wenn es mehr gäbe, wie du es bist. Diese Welt zu einem besseren Ort werden lassen. LG Karl.. Und besondere Grüße auch an deine OWNER

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Karl, ich bin nicht perfekt, aber ich versuche so nahe daran zu kommen, wie ich nur kann.
      Danke für Deine lieben Worte, sie tun so gut!
      Auch Du bist ein wertvoller und wichtiger Mensch und ich bin froh Dich kennen zu dürfen!

      Löschen