Montag, 27. März 2023

Radikale Realität

 Unsere Beziehung plätschert so dahin, im trögen Einklang des Alltags, dauerschleifig gleicht jeder Tag dem davorigen...

Naja fast jedenfalls.

Wirkliche Highlights gibt es kaum.

Monsieur spielt kaum Playstation, ich habe es nicht für möglich gehalten! Einen Unterschied macht es dennoch nicht, auch das habe ich nicht für möglich gehalten.

Wartend, auf einen Monsieur, reitend auf einem schwarzem Pferde, Gerte in der Hand schwingend, ernst auf mich herab blickend, ganz der böse Prinz aus einem BDSM Märchen, das habe ich ohnehin nie getan.

In der Realität erhoffen wir doch immer in einer Beziehung vom Anderen errettet zu werden, die Lösung im Anderen zu finden und in Wahrheit benutzen wir ihn als Spiegel für unsere Probleme und schreien ihm das ins Gesicht, was wir an uns nicht mögen und nicht sehen wollen. Erst wenn wir das erkannt haben, können wir wirklich an uns arbeiten und so lange wir noch mit ignorantem Schreien beschäftigt sind, ist alles vergeben. 

Nicht so schön ist es, wenn man auf verschiedenen Stufen steht. 

Wenn man nicht beim Anderen sucht, sondern an sich selber arbeitet.

Wenn man nicht versucht den Anderen zu verändern, sondern lieber das eigene Leben zu gestalten beginnt, selbst wenn man devot ist, weil man aufgegeben hat, dass der Andere aktiv wird.

Befriedigend ist es dennoch nicht, aber es fühlt sich besser an, als zu warten auf eine Veränderung, die vom Partner abhängig ist.

Kleine Schrittchen führen einen auch weiter, selbst wenn es mal ein paar zurück geht, geht es dann eben wieder weiter. Mal eine kleine Pause einlegen ist auch nicht schlimm, wenn man dadurch dann wieder Kraft hat, um voran zu kommen. 

DS technisch ist es auch entspannt. Abends Ketten, ab und das Essen auf dem dem Boden. Hier und da mal eine Anrede, eher sporadisch und als freundliche Geste, nicht unbedingt als Status benutzend.

Status, Machtgefälle, das gibt es scheinbar nicht mehr.

Die Lust wieder finden, ja darüber reden wir, dann ist es auch schon wieder vom Tisch, noch bevor wir aktiv etwas machen.

"Oh, eine neue Peitsche? Ach nein, die letzte neue ist kaum benutzt worden, warum noch eine neue kaufen?", sage dann ich eher, denn neues Equipment bringt keine Lösung.

Nun ist es eher ein: "Welchen Film schauen wir heute Abend? Magst Du vielleicht einen alten sehen?" 

Rentnerleben sagte ich früher, nun ist es Realität geworden.

Welchen Film magst Du schauen, was essen wir heute, oh noch einkaufen gehen, aber nicht vergessen, die Shrimps sind leer, ach und ich habe Werner, Walter, weiß nicht wie er heißt, getroffen...

Wundervoll...

Die radikale Realität tut verdammt weh.

Scherzhaft gab und gibt es im Internet so eine Grafik mit: 

Suchen Sie ihren Wunschpartner aus, Sie haben X Punkte zur Verfügung, jede Charaktereigenschaft kostet aber so und so viele Punkte... und dann folgt eine Liste und man kann höchstens 2-4 Sachen aussuchen und möchte natürlich fürchterlich viele zusätzlich wählen.

So ist es eben.

Die Qual der Wahl.

Hatte ich früher einen Herrn der tolle Reden schwang, setzte er nichts davon in die Tat um, er war ein Schwätzer und schlimmeres. Ein anderer war wirklich toll, super TPE Herr, log aber hinter meinem Rücken und ich mag nicht wissen, was da noch verborgen ist, von dem ich bis heute nichts ahne, andere halten Grenzen nicht ein und sind gewalttätig usw. Fazit ist, den Perfekten Partner gibt es nicht. 

Man wächst aneinander, miteinander, gewöhnt sich aneinander und lernt sich lieben, mit all seinen Macken und Eigenarten... in der Theorie. Und die Realität?

Man lebt sich auseinander?

Man lernt sich kennen, hat vom Anderen ein Fantasiebild, sieht Dinge, die man gerne sehen möchte, erkennt die rettende Lösung in ihm, die er nicht sein kann, weil man lediglich in sich selber nach Lösungen suchen kann und ist dann enttäuscht? Und dann benutzt man den Anderen als Spiegel und projiziert seine Ent-täuschung auf ihn und lässt es an ihm aus, lässt es ihn dauerhaft spüren? Bis?

Oder lebt nebeneinander her, wie freundliche und höfliche Menschen das eben so tun?

"Ja, das Essen heute war sehr schmackhaft, ist Dir gut gelungen! Heute Abend im Fernsehen läuft übrigens Tatort, aber wir haben ja kein normales Fernsehen mehr, wir können stattdessen ja Schimanski auf Blue-Ray sehen. Hast Du Lust dazu?"

Ja, erm, nein, eher nicht. Nein danke.

Ich gestalte derweil lieber mein Seelenwohl neu um, daran liegt mir wirklich was und davon habe ich dauerhaft was, das kann mir keiner nehmen und wenn es mir besser geht, geht es den Menschen um mich herum besser. Wenn das mehr Menschen machen würden, würde es der Menschheit besser gehen und wenn wir wieder etwas an unserer Beziehung arbeiten können, stehe ich gerne zur Verfügung :)

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