Das Tagebuch von culumalda 27.12.2007
Das gestern Geschehene in Worte zu fassen ist sehr schwer. Gefühle in Worte zu fassen ist ja schon schwierig, intensive Gefühle noch schwieriger, aber wenn das eigene Hirn dann keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, wird es wirklich verworren!
Es begann eigentlich ganz harmlos nachmittags. SirStiev zog weiter seine Erziehung durch und als ich mich hinknien sollte, platzte es aus mir heraus. Ich bin fast ausgeflippt, weil es mich so nervt, dass er alles wieder beginnt, wieder erwartet dass ich mich wie eine, wie seine Sklavin zu verhalten habe und ich mir denken kann, dass in wenigen Tagen, spätestens aber in einigen Wochen, alles vorbei ist und er wieder zum Stino mutiert und das er jetzt, in diesem Augenblick, doch nicht wirklich glauben kann, dass ich sein elendes hin und her Spiel mitmache!
Daraus entstand wieder einmal der übliche Streit. Er behauptet die gesamte Zeit dominant gewesen zu sein, nur habe ich es nicht mitbekommen da ich mich daran gewöhnt habe und ich behaupte, dass das nicht stimmen kann, denn er saß ja eigentlich nur am Rechner und in den 30min die wir wach gemeinsam im Bett liegen und beim Fernsehen einschlafen, kann er wohl auch nicht angesprochen haben. SirStiev war daraufhin eingeschnappt und erklärte mir, ich gebe ihm ja auch keine Chance, ich mache ja alles Aufkeimende schon kaputt und blablablaaaaa...
Jedenfalls gingen wir uns erst einmal aus dem Weg und jeder machte sein Ding. Abends eskalierte es. Geplant war ein schöner Abend mit Käsefondue und Rotwein, aber er muß ja unbeding darauf bestehen, dass ich angekettet bin, dabei und schwupp waren wir schon wieder im aller größten Kampf und diesmal, dieses eigentlich erste Mal seit Jahren, habe ich nicht gewonnen. Er hatte mich angekettet, meine Hände gefesselt und später meine Beine auch noch, aber wer nun meint, dass ich aufgab und einfach mich hingab, wie es sich ja eigentlich für eine gute Sklavin gehört, der irrt sich. Zum Einen sehe ich mich nicht als Sklavin, sondern als Mensch, der gerne liebevoll geführt und gelenkt wird, soweit das mit meinen Vorstellungen und meinen Eigenarten übereinstimmt. Zum Anderen kann ich mich nicht kampflos hingeben. Ich habe etwas sehr Wichtiges, es nennt sich Stolz und in unserer Zeit haben das leider immer weniger Menschen. Wie auch immer, ich machte ihm weiter das Leben schwer und dass er mich dabei verletzte, und ich wähle extra dieses Wort, denn es traf nicht nur meinen Körper, sondern in erster Linie meine Seele, dass er mich also verletzte ertrug ich, bis es diesen scheiß Knackpunkt gab. Eigentlich war es gar nicht so schlimm, er verpasste mir einen heftigen Hieb mit dem Rohrstock auf die Waden, aber meine Welt brach zusammen.
Ich bin ein starker Mensch, mir wurde beigebracht, auf meinem Standpunkt zu bleiben, wenn ich davon überzeugt bin. Ich bin ein starker Mensch und mein Eigen, ich gehöre niemandem, außer mir selber, und ich bestimme über mich. Ich bin ein starker Mensch und in der Hackordnung ganz weit oben. Ich bin ein starker Mensch und ein Fels in der Brandung. Ich bin ein starker Mensch und brauche keine Hilfe. Ich bin ein starker Mensch und ertrage alles. Ich bin ein starker Mensch und niemand kann mir etwas anhaben. Das lernte ich von klein auf, wirklich, es wurde mir immer und immer wieder gesagt, nicht in dieser Form und nicht immer mit genau diesen Worten.
Dann liege ich dort, der brennende Schmerz reißt mich von meinem Körper weg und ich bestand erst einmal nur noch aus Tränen und im zweiten Moment überlegte ich, warum ich eigentlich weine. Warum ich mich eigentlich wehre. Ich fand keinen Sinn, ehrlich! SirStiev streichelte mich und beruhigte mich, aber das bekam ich nicht wirklich mit, ich war in meiner eigenen kleinen Wolke und wollte verstehen, begreifen. Wieso das alles? Wie will ich denn leben? Wieso habe ich es so weit kommen lassen? Wieso kann ich nicht brav sein und gehorchen und das erfüllen, was von mir erwartet wird?
Ich bin dankbar für dieses Tagebuch, denn dadurch weiß ich genau, das habe ich schonmal geschrieben. Nicht in so einer Situation, aber ähnliche und ich habe es nicht nur ein Mal geschrieben und gedacht und gefühlt, sondern viele Male. Ich zweifel dann an allem, aber SirStiev meinte plötzlich: "Schau mal, den Film über Margarete Steiff wolltes du doch sehen?" und das riß mich in meinen Körper zurück und verdrängte erst einmal wieder meine Gedanken. Wir aßen dann auch unser Fondue, tranken unseren Wein, kuschelten viel dabei und hey, ich war angekettet und gefesselt und wurde gefüttert, aber es machte mir nichts aus! Ich konnte es hinnehmen und teilweise auch genießen. Nur teilweise, weil SirStiev viel zu lange brauchte, um Käsenachschub in meinen Mund zu bekommen ;)
Aber nochmal zu meinen Gedanken, denn vergessen sind sie nie. Ich habe immer noch keine Antworten. Es kommt mir vor wie ein Rätsel und ich kenne die Lösung nicht, oder wie eine verschlossene Türe und ich habe keinen Schlüssel. Ich zweifel dadurch an vielem, auch an meiner devoten Ader, auch daran, ob ich überhaupt BDSM leben möchte, oder ob es falsch ist, aber Stino bin ich wirklich nicht. Ich weiß in den Stunden danach und manchmal sind es auch ganze Tage, nicht was ich möchte, wie ich es möchte oder sonst irgendwas. Ich bin in meinen Grundmauern erschüttert und muß mich erst einmal selber finden.
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