Samstag, 29. Mai 2021

Versöhnung


 


Ich finde es immer schwierig, über Streit und Versöhnungen zu schreiben, weil andere das als Schwäche sehen.

Klar, ich schreibe hier für Monsieur und nur für ihn und es freut mich sehr, wenn andere es lesen, sich darin wiederfinden und sich bestätigt fühlen, oder auch nur erkennen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist, aber in erster Linie, ist das hier immer, für Monsieur.

Wenn ich also über Streit und vor allem das Versöhnen schreibe, geht das an ihn, dennoch lesen es auch andere und dann bekomme ich hier und da das Gefühl vermittelt, man würde ja nur darauf warten, dass wir uns trennen.

Aber das muss mir egal sein, denn ich sehe darin, also im Streiten, keine Schwäche, ganz im Gegenteil!

Streiten ist eine Art Stärke, denn es zeigt, dass einem was aneinander liegt, sonst wäre man sich egal. Man kann mal aussprechen, was man sich sonst vielleicht nicht traut. Hinterher geht es einem, im Idealfall, besser. Wenn man streiten kann, zeigt es, dass man keine Angst haben muss, den anderen zu verlieren. Man kann tiefe Emotionen zeigen. Seine Seele bereinigen. So viele Dinge und noch mehr!

So, nun aber zum Thema.

Wir hatten uns in den letzten Wochen und Monaten eine sehr ungesunde Streitkultur angeeignet, in der es immer mehr darum ging, den anderen zu verletzten und wenn man dann seine Schutzmauern hoch aufgeschichtet hat, fällt es immer schwerer empathisch zu reagieren. 

Aus diesem Teufelskreis kommt man nicht einfach so heraus, das hatten wir oft genug versucht und es ist wie beim Schlittschuh fahren, man rutscht mit der Kufe wieder in alte Rillen und bemerkt es anfangs vielleicht nicht einmal unbedingt.

Es ging nicht anders, ich konnte nicht mehr, mein Faß lief bereits über...

Wenn man sich einfach nicht gut tut, dann sollte man es nicht ewig weiter versuchen und unglücklich miteinander leben. Lieber getrennt und Freunde, als einsam miteinander.

Auf die Bitte, Monsieur solle mir das Halsband abnehmen, antwortete er lediglich: "Du bist eine erwachsene Frau, dann handle auch so."

Für mich hieß es, er hat das Sklavinnen-Bündnis aufgeknüpft, ich habe den Status einer normalen Frau und die würde das Halsband selber abnehmen, also nahm ich es ab.

Wir gingen uns die nächsten Tage aus dem Weg. Monsieur war viel weg, ich nutzte die Zeit um organisatorisches Zeug zu klären und in Erfahrung zu bringen.

Der Umgang, die wenigen Moment, die wir uns sahen, war sehr distanziert und kühl. Monsieur kann das richtig gut, man merkt ihm nichts an und ich würde ihm dann am liebsten.... aber lassen wir das. 

Durch mein Leben, was ich bisher bestreiten musste, habe ich immer das Bedürfnis stark sein zu müssen, sonst hätte ich meine Krankheit, meinen Mann und andere Dinge nicht überlebt. Augen zu und durch, ist mein Motto, egal was es kostet. Du kannst leiden, du kannst weinen, aber aufgeben ist nicht!

Und wann ist dann Platz für schwache Momente?

Wann kann man dann mal los lassen?

Wann ist der Zeitpunkt, an dem man entspannen, vertrauen und weich sein kann?


Wenn man so sehr am Stark-Sein klammern muss, vergißt man, wie man wieder loslassen kann.

Man kennt nichts anderes.


Ich weiß, in dem Modus schaffe ich alles, wirklich alles, aber um welchen Preis?

Und in den letzten Jahren gab es kaum Moment, wo ich meine Stärke hätte aufgeben können, weil immer wieder etwas vorgefallen ist und gerade in den letzten Wochen wieder, prasselt wieder und wieder eine Nachricht nach der anderen auf einen nieder.

Aber ist es nicht viel gesünder zu sagen, dass man eine Mischung braucht?

In dem Moment stark sein muss, gegenüber von gewissen Menschen und/oder Situationen, ansonsten aber schwach sein darf? Wäre das nicht die ideale Lösung?

Aber in der Realität sind Mischungen so viel schwieriger hinzubekommen, als eine Sache komplett und total zu machen.

Also lag ich so im Bett morgens, hatte bereits Wohnungen angeschrieben usw, als ich merkte, wie mir das alles schlicht zu viel wird.

Wie ich wieder einmal vor der Frage stehe: "Halte ich jetzt einfach daran fest und mache stoisch weiter, egal was mir meine Gefühle sagen, egal was es mich kostet, oder lasse ich Schwäche zu, öffne mich, auch mit der Gefahr im Kopf, dass es mich mit wegschwemmt und komplett zerstört?"

Und ich fühlte einfach nur, wie ich genau vor dieser Gabelung stand: entweder ich bleibe stark und mache weiter, oder ich lasse endlich meine Schwäche zu und kann heilen.

Das war ein sehr schwieriger Moment und sehr schmerzhaft.

Aber man kann ihn nicht ungeschehen machen und ignorieren kann man ihn auch nicht, also muß eine Entscheidung her und das überforderte mich dermaßen!

Ich lag vollkommen innerlich zerrissen da und konnte kaum das Handy erkennen, als ich Monsieur schrieb, dass ich Hilfe brauche.

Und er fragte, mit seiner ekelhaft distanzierten, kalten Art, wie er mir helfen kann.

Ich wußte, er hat eine Video Konferenz, kann also nicht rüber kommen und nur deshalb hatte ich ihn angeschrieben, denn hätte er einfach rein kommen können, wäre es zu viel gewesen und ich hätte mich instinktiv entschieden weiter stark zu sein.

Aber so, lag ich da, konnte mit ihm auf garantiertem Abstand kommunizieren und ehrlich sein, offen und ehrlich, ohne Schutzmauern.

Und er nutzte es nicht aus.

Er war zwar distanziert und kalt, aber das war in dem Moment nicht einmal schlecht. Es nervte mich, dass ich so leide und es ihm scheinbar gut ging, aber darin sah ich einen Vorteil, weil er einen klaren Kopf hatte und meiner voller Schmerz war.

Auf die Frage, wie er mir helfen könne, wußte ich keine Antwort, weil ich nicht wußte, was mir helfen kann.

Wenn man keine Antwort weiß, kann man aber beschreiben, was in einem los ist und das tat ich.

Ich schrieb, wovor ich Angst habe, ich schrieb, was mir weh tut, ich schrieb, dass ich nicht mehr stark sein kann und möchte. 

Und umso mehr ich mich öffnete und der Schmerz aus mir heraus floss, umso mehr füllte er mich mit seinen Worten, die nach und nach wärmer wurden und mir zeigten, da sind schöne Gefühle in ihm, die für mich sind, auch wenn ich sie schon länger nicht mehr fühlen durfte, aber sie sind noch da.

Wir schrieben länger, seine Konferenzen waren vorbei, was ich nicht wußte, aber dann kam er rein, zu einem Zeitpunkt, wo ich es verkraften konnte. Legte sich zu mir ins Bett, einen Arm hinter meinem Kopf durch und streichelte mir unverfänglich den Kopf, während er erzählte, was er in den letzten Tagen für Missstände entdeckt hatte und woraus zum Teil, aus seiner Sicht, unsere Probleme gewachsen sind.

Es gibt Dinge, die kann man mit seiner Sklavin nicht machen, weil sie das Machtverhältnis zerstören.

Streiten ist eine Sache, eine andere ist schon zu diskutieren und wenn es nur über die Politik, oder andere banale Dinge geht. Beides erzeugt und erfordert Augenhöhe, die der Sklavin nicht zustehen. Das fühlt sich dann für mich nicht richtig an, ich kann an dieser Stelle nicht für ihn sprechen, und erzeugt nachhaltig andere Probleme.

Ich möchte nun nicht weiter ins Detail gehen, weil es hier nichts zu suchen hat und Monsieur weiß, was wir alles festgestellt haben, aber der springende Punkt ist, er fand ganz viele Ansätze, die im Alltag ein Ungleichgewicht verursachen, was nachhaltig die Herr-Sklavin-Ebene stört.

Wir redeten wirklich sehr lange und das erste mal seit langer Zeit, ohne Mauern, mit kühlem Kopf, mit Erkenntnissen und konkreten Vorstellungen, was man ändern muss.

Und während Monsieur so redete, zog er langsam die Bettdecke weg und streichelte meinen Hintern und als er merkte, dass ich bereit bin, läutete er mit der Gerte den neuen Lebensabschnitt ein, denn nichts anderes ist es, ein neuer Abschnitt in unserem Leben.

Auf dem Bild, wurde mir mehrfach gesagt, erkennt man kaum etwas.

Vielleicht hat nicht jeder einen erfahrenen Blick, daher erkläre ich es kurz.

Das Bild wurde nicht direkt nach dem Spanking gemacht, sondern mit viel zeitlichem Abstand und einer Dusche dazwischen, also ist die Rötung bereits weg. Man sieht keine richtigen Striemen, die verschwinden bei mir auch schnell wieder, aber man kann in der Tiefe die Flecken erkennen, die über die nächsten Tage heraufgeblüht sind und mittlerweile, nach sechs Tagen, langsam weg gehen. Schade, wenn man nur einen weißen Arsch sieht, aber so ist das oft im Leben, wenn man nicht genau hin schaut, übersieht man viele schöne Dinge :)


Wir haben unseren Umgang miteinander umgestellt.

Zwar erwische ich mich noch immer sehr sehr oft, wie ich denke: "Ich möchte das und das jetzt nicht machen, aber ich muss...", weil das meine Gewohnheit ist, nur ertappe ich mich auch immer öfter dabei und sage mir dann sehr bewußt, dass ich nicht muss! Dass ich auch mal etwas liegen lassen kann und dass ich auch mal sagen kann, dass ich nicht möchte. Dabei meine ich rein gar nichts, was sich auf den DS-Bereich bezieht, sondern öder Alltag, der mich aber schon so oft alle Kraft kostet, weil ich mehr machen möchte, um Monsieur zu beeindrucken, aber in Wahrheit ärgert es ihn, weil er sieht, wie ich mich kaputt mache. Er findet es schöner, wenn ich mal etwas Ruhe bekomme, als dass ich alles erledige und er ein schlechtes Gefühl hat. Daran muss ich mich gewöhnen und daran arbeite ich.

Das muss ich aber, damit ich schwach sein kann. Zwar konnte ich vorher schon immer für kleine Momente schwach sein, wenn Monsieur es aktiv forderte, indem ich mich hin knien muss, oder angekettet bin, aber das findet genau genommen im Kopf statt und ich muss jederzeit schwach sein können für ihn, sozusagen als Dauerzustand im Kopf. 

Für ihn permanent verfügbar sein, ist mir eine Leichtigkeit, aber schwach? Harte Lernaufgabe!

Monsieur behandelt mich auch ganz anders. Er sagt mehr Haustierchen/Tierchen zu mir, was nicht nur meinen Platz deutlich macht, sondern auch meine Geisteshaltung in Erinnerung ruft. Haustiere sind nicht für alles zwanghaft zuständig, ganz im Gegenteil, sie sind eher Deko und liegen unnütze herum. Nein, das ist kein Ziel von mir, aber ein wenig mehr abschauen kann ich doch noch.

Beispielsweise hatte er kürzlich einige Video Konferenzen hintereinander und ich schlich mich rein und kniete mich artig auf das Kniekissten, nackt, genau wie auf dem Bild oben. Er genoss den Anblick sehr und kraulte mich kurz. Als ich dann später nochmal rein blickte, eigentlich nur um mir eine Streicheleinheit zu holen, wies er mit dem Finger auf den Boden neben sich. Ich kniete mich auf alle Viere hin und bekam lange den Kopf und den Rücken gekrault, so wie er es bei einem Haustier auch gemacht hätte. Voll konzentriert auf seine Konferenz, gedankenverloren mein streichelnd, so fühlt sich meine Bestimmung an. Eine Bereicherung für sein Leben, in wirklich allen Bereichen.

Ich brachte ihm Kaffe, Wasser, Gebäck, machte für seine längere Pause einen leichten Snack fertig, hörte mir an was er zu erzählen hatte, stellte anregende Fragen dazu und umsorgte ihn so. Das i Tüpfelchen waren dann eben die Nackteinlagen, die uns unsere Plätze präsent machten und ein wundervolles Gefühl schenkten.

Ja und nein, wird nun nach und nach, eher automatisch, auf non und oui Monsieur umgestellt und es fühlt sich richtig an. 

Was man schlecht beschreiben kann ist, wie sich unser Umgangston geändert hat, denn das hat er sehr! Aber es sind so kleine Nuancen, die man kaum bemerkt, die man nicht greifen kann, weil sie ein Gefühl sind.

Und durch solche Anstöße, gerät wie bei einer Lawine, immer mehr ins Rutschen und der Umgang macht auch im Alltag, die nicht vorhandene Augenhöhe, viel präsenter. 

Wenn wir dann doch mal in eine Diskussion geraten, die ausufert, bemerkt es der eine oder andere und spricht es an. Dann die Kurve zu bekommen ist nicht einfach, aber auch eine Übungssache. Das sind eben die Fahrrillen, beim Schlittschuhlaufen und die zu bemerken, ist eine Kunst und wir werden von Tag zu Tag besser und dadurch werden die Rillen von Tag zu Tag weniger.

Und umso mehr wir uns daran gewöhnen, umso natürlicher und selbstverständlicher wird es.





Da wir uns die letzten Monate und Wochen zur reinen Hölle gemacht haben, beachten wir auch mehr, dass wir schöne Momente bewußt einbauen, wie z.B. als Monsieur arbeiten mußte und ich ein wenig herum stromern durfte.

Dabei entdeckte ich unter anderem eine französische Konditorei, die fantastische Torten hatte! Der Rand war bei jeder anders und wunderschön, aber der Geschmack erst!

Jedes Stückchen fühlte sich im Mund wie eine Geschmackswolke an, die explodiert!

Monsieur und ich teilen gerne die Stücke, so dass jeder etwas davon hat und man darüber reden kann. 

Dazu hatte ich noch eine Rösterei gefunden und so feierten wir einen weiteren Tag, unseres schönen Lebens, denn genau das machen wir daraus, ein schönes Leben, das zwar widrige Einflüsse von außen bekommt, das viele Schrammen und Rillen aus der Vergangenheit hat, aber im Moment schön gestaltet werden kann.

Ich schäme mich nicht dafür, dass wir uns getrennt haben, denn eine Trennung ist keine Schande, es ist eher eine Schande, wenn man unglücklich zusammen bleibt und nichts ändert.

Wenn den Japanern etwas zu Bruch geht, flicken sie es mit Gold und daraus haben sie eine so große Kunst gemacht, dass hinterher das Stück mehr wert ist, als vorher und genau so sehe ich das mit Beziehungen. Nicht der Bruch macht es kaputt, sondern das wieder neu und besser zusammen fügen, das macht es so wertvoll!

Unsere Beziehung ist nun unendlich viel kostbarer und darauf bin ich stolz!




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