Freitag, 14. Mai 2021

Von Routine und Frauenrechten

 Im Moment entwickelt sich langsam so etwas wie Routine und das tut sehr gut, in dieser chaotischen Zeit, in der man kaum weiß, was für eine Hiobsbotschaft am nächsten Tag wohl kommen wird.

Abends unser Ritual vorm Bett, ich knie mich vor meinem Herrn hin, er findet immer ein paar nette Worte, wie ich seinen Tag bereichern konnte, was schön war und ähnliche Schmeicheleien. Mein Kopf auf dem Boden schaltet überflüssige Gedanken aus und Ruhe kehrt ein. 

Entweder erlaubt er mir dann ins Bett zu krabbeln, oder er nimmt noch eine Wartung vor und lässt mich danach ins Bett, gerne um mich dann zu benutzen.


Am Esszimmertisch steht nun dauerhaft ein kleines Tischchen für mich, so dass ich standesgemäß auf dem Boden essen kann, flexibel, ohne groß etwas verändern zu müssen, so wie es mein Herr mag, denn es ist schon auch mal gemütlicher, wenn man gemeinsam am Tisch sitzt. Er entscheidet immer aufs Neue.

Nachdem wir das Schlafzimmer umgeräumt haben, machten wir direkt mit anderen Teilen der Wohnung weiter, so dass auch Monsieurs Büro ein wenig umgestaltet wurde. Sein Lesesessel steht natürlich weiter am Fenster, wo auch, dahinter hatte er mal einen Ring angebracht, für die Zeit die ich im Lesesessel verweilen darf, oder mich dahinter auf dem Kniekissen einzufinden habe. Das Kniekissen ist nun allerdings gewandert und befindet sich quasi am Raumende gegenüber vom Sessel, so dass Monsieur mich etwas näher am Schreibtisch hat. Auf Ringe wollte er auch hier nicht verzichten und brachte gleich zwei Stück an.

Auf die Frage, wie wohl Außenstehende solche Details finden, komme ich nicht mehr, seit das Hundebett dort offen herum stand, wir keinen Hund haben und es Monsieur nicht störte.

Über den Tag verteilt bestätigen wir gegenseitig unsere Plätze, indem wir unsere Anreden benutzen, Sklavin, Herr, Monsieur, Haustierchen usw. 

"Je voudrais aller aux toilettes, Monsieur." geht mir sehr leicht von den Lippen, es ist für mich mittlerweile, als würde ich auf Deutsch fragen, wenn ich allerdings überlege, was wohl: "Ich hätte gerne ein Glas Wasser, mein Herr." heißen mag, komme ich nicht so schnell drauf. Ich muss mehr üben, um Monsieur eine Freude zu machen und mit ihm fließender reden zu können. Wenn er ganze Absätze los schießt, komme ich gar nicht mehr mit. Ich habe es lieber, wenn wir schreiben, dann kann ich es langsam übersetzen und Wörter, die mir nicht bekannt sind, durch das Abgleichen im Kopf von ähnlichen anderen Wörter, oder durch den Sinn des Satzes, drauf kommen, was natürlich im Gespräch nicht funktioniert.

Die wichtigsten Vokabeln und Sätze beherrsche ich allerdings, also Befehle und Gegenstände, um Gnade betteln und Antworten geben.

Die Leine im Auto ist nun auf meiner Sitzseite, da dort mehr Platz ist und Monsieur so nicht mehr dran denken muss, sondern mich bestrafen könnte, wenn ich vergesse, was praktisch nicht vorkommt, da sie in meine Routine beim Einsteigen integriert ist. Anschnallen und Leine heraus nehmen, sind sozusagen ein Handgriff.


Monsieur lässt mich gerne etwas länger schlafen, da er weiß, dass ich derzeit sehr schlecht schlafe und immer auch ein wenig mehr davon benötige, als er. Wenn er mich dann weckt, bin ich nicht nur ein Morgenmuffel, sondern eher ein Morgenmonster.

Ich brauche bestimmt 15 Minuten oder mehr, bevor ich überhaupt ansprechbar bin und davor gibt es nur abwehrende Reaktionen und Gebrummel.

Natürlich könnte er das unterbinden, indem er mir meinen Platz weist, aber bisher verzichtet er darauf, steht auf und schaut nach mir, wenn ich bereit bin. Das ist eine sehr große Rücksichtnahme seinerseits und ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist, da es mir nicht hilft mich zu bessern und morgens zugewandter zu sein.

Es beschämt mich als Sklavin natürlich sehr, dass ich morgens nicht ab der ersten Minute, die mein Herr wach ist, für ihn zur Verfügung stehe und ich mag nicht, wenn ich so abweisend bin, aber ich bekomme es nicht besser hin, egal welche Vorsätze ich mir gemacht habe und wie ich gerne reagieren würde.

Also heißt es hinterher sich zu entschuldigen und sich wieder vorzunehmen, es am nächsten Morgen besser zu machen. Ich arbeite daran!


Vor ein paar Tagen passierte etwas sehr unwahrscheinliches! Ich begegnete einer Dame, die meinte, sie freue sich immer, wenn sie Gleichgesinnte trifft. Wir standen in einem Treppenhaus, ich hatte an einer breiteren Stelle gewartet, so dass man sich gut aus dem Weg gehen kann und es darauf bezogen, dass ich sehr auf Abstand in Zeiten von Corona achte, dennoch schaute ich wohl etwas verwirrt, so dass sie dran setzte: "Ich meine das Halsband, ich trage unter meinem Schal auch eins." Wow! Ich meine, man wünscht sich ja schon öfter, dass man nette Gleichgesinnte trifft, aber ich rechne nicht damit und dementsprechend unsouverän habe ich reagiert. Ich strahlte direkt los, sagte, dass man ja leider nur wenige Andere trifft und eigentlich praktisch nie angesprochen wird und ich mich umso mehr freue, wenn es dann doch mal passiert!

Leider hatte sie keine Zeit und war gleich wieder verschwunden, aber vielleicht sieht man sich ja mal wieder, es würde mich jedenfalls sehr freuen.

Ich hatte schon einmal jemanden getroffen, auch eine Frau, jedoch dominant und wir unterhielten uns kurz darüber. Gefühlt trennten uns leider Welten, weil für mich DS mein roter Faden durchs Leben ist, meinem Herrn zu dienen mein Lebensinhalt bedeutet und ich davon alles abhängig mache. Sie hingegen klang eher wie eine "50 shades of grey" Spielerin, also ab und zu, wenn man Lust hat, mit Absprachen und einem Zeitrahmen.

Natürlich muss es das auch geben! Ich verurteile es überhaupt nicht! Ich sehe da auch keine zwei-Klassen-Gesellschaft, in der TPEler und 24/7 Anhänger toller sind, als Subs und Doms, die eine Spielbeziehung führen, die es lockerer sehen.

Aber bei Unterhaltungen merkt man dann leider schnell, dass dieses "jeder kann wie er möchte" Denken von mir, nicht unbedingt auch bei meinem Gegenüber vorhanden ist. Manchmal heißt es dann, man bräuchte eine Therapie, oder all seine Rechte abgeben und alles vom Herrn bestimmen lassen, sei vollkommen krank.

Traurig eigentlich, in einer Zeit, in der fast jeder von sich behauptet, gefälligst so leben zu wollen, wie er es möchte. In der Geschlechter egal sind und die Sexualität auch. In der man alles selber bestimmen und definieren darf, aber dann immer wieder an Grenzen stößt. "Alles ist erlaubt und muss erlaubt sein, aber!!!" 

Alles und ein Aber gehen nicht zusammen. Entweder Alles, oder ein Aber. 

Alice Schwarzer, die für die Rechte der Frauen eintritt sagte mir, ich sollte schleunigst damit aufhören. Aber ist es nicht auch ein Frauenrecht zu sagen, ich möchte mich meinem Mann unterwerfen? Wenn ich frei entscheiden darf, darf man mir doch nicht sagen, womit ich aufhören soll. Dann wäre ich ja wieder nicht frei in meiner Entscheidung.

Leider geschieht aber genau das im Moment in vielen Lebensbereichen.

Alles und jeder darf wie er möchte! Aber nur in dem Rahmen, den die Gesellschaft vor gibt.

Das Bevormunden betrifft nun andere Bereiche als früher, aber ist nach wie vor präsent.

Aber das hat hier keinen Platz und wird nun nur noch komplizierter, also höre ich an der Stelle lieber auf und lasse jedem seine eigene Meinung haben, denn Vielfalt ist schön, auch in Bereichen, die ich vielleicht nicht verstehe oder nicht einsehen möchte, dennoch darf jeder wie er möchte, ganz ohne Gedankengrenzen, jedenfalls sehe ich das so :)



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