Altes Tagebuch Rückblick

 Ich pflege ja im Moment noch immer das alte Tagebuch wieder ein und bin bald durch,  jedenfalls fragte mich Monsieur, ob es mir nicht die Petersilie verhagelt, bedrückt, runter zieht usw., aber nein, das tut es nicht. Es ist spannend, weil ich wirklich viele Dinge komplett vergessen habe und es dann verwundert und staunend neu entdecke. 

Manchmal schreibe ich aus meiner heutigen Perspektive etwas dazu, höchst selten, weil ich nichts verfälschen möchte, dennoch kann ich dann eben nicht anders und kennzeichne es, so dass man es erkennt.

Gestern schauten wir den Film Rocketman, das wievielte Mal? Ich weiß es nicht, denn der Film ist wirklich traurig, macht einen fertig und so gut! Darin kommt ein Zitat vor, welches mich immer wieder umhaut:

"You´ve got to kill the person you were born to be, in order to become the person you want to be."

Oder sinngemäß übersetzt:

"Du musst Dich von dem Menschen verabschieden, der du von Geburt an warst, um der Mensch zu werden, der Du wirklich sein willst."

Zwar habe ich das Zitat immer intensiv gefühlt, aber nun mit dem Kontext des alten Tagebuchs, da ergibt es komplett neuen Sinn, oder mehr Sinn.

Mein Ex-Ehedom (SirStiev) hat mich echt kaputt gemacht. Er gaslightete mich auf vielen Ebenen, er ghostete mich, selbst als wir zusammen lebten und noch viele andere psychische Spielchen veranstaltete er. Selbst als wir getrennt waren, erzählte er in Gesprächsrunden intime Details über mich herum, so dass mich sogar ein Dom im Chat ansprach, mir erklärte, er wisse wo ich wohne, wie meine Kinder aussehen, was meine Vorlieben sind und was für eine tolle Sklavin ich sei. 

Es ist so verflucht viel passiert, immerhin waren es über 15 Jahre, wobei die letzten Jahre lediglich ein WG Zusammenleben war, bis es wirklich nicht mehr anders ging.

Natürlich gab es auch schöne Zeiten, schöne Momente, doch waren sie leider selten. 

Ich war jung, als wir uns kennenlernten. Kurz nach meinem 20. Geburtstag und er war 12 Jahre älter. Ich mache mir keine Vorwürfe, warum auch? Es ändert nichts. 

In meiner schwersten Zeit, als ich krank wurde, dauernd im Krankenhaus war und einfach sicher gehen wollte, dass es den Kindern gut geht, hat er mir auch Steine in den Weg gelegt und mir das Leben wirklich zur Hölle gemacht und ich war sehr froh, dass es Freunde in meinem Leben gab, auf die ich mich verlassen konnte. 

Als ich mich gesundheitlich hochkämpfen musste, es mir wirklich sehr schlecht ging und ich manchmal nicht wusste, wie ich die nächsten Stunden überstehen soll, war er das Gegenteil von einem Fels in der Brandung. Er machte es noch schwerer, mir noch mehr Sorgen und, man kann es kaum glauben, stellte sich als Opfer meiner Krankheit dar, die ihn ja so belastet und so zu schaffen macht, während ich teilweise nicht einmal mehr laufen konnte. 

Es gibt unaussprechliche Dinge, die ich hier nicht schreiben möchte, die noch schlimmer waren und es geht mir nicht darum, ihn als schlechten Mensch darzustellen, sondern damit man mal begreift, aus welcher Situation ich komme und woher manche Trigger stammen.

Das Zitat aus dem Rocketman Film hat mir deshalb gestern noch mehr die Augen geöffnet.

Ich hatte mal ein Gespräch mit SirStiev und sagte zu ihm: "Du hast mich echt kaputt gemacht." und er meinte und das habe ich wirklich noch Wort für Wort im Ohr, weil es mich so sehr verletzte: "Gut so, andere Doms sollen es nicht so einfach haben."

Ich hatte ihn angeschaut: "Das hast Du gerade nicht gesagt?!?" und er hatte nur gegrinst.

Quasi: "Wenn ich Dich nicht haben kann, soll Dich keiner haben können."

"You´ve got to kill the person you were born to be, in order to become the person you want to be."

Man hat immer eine Altlast aus der Vergangenheit dabei. Das belastet dann auch schon mal die alltägliche Beziehung, weil man die Welt mit den Augen sieht, die die Vergangenheit eingetrübt hat. Das ist nicht gut. Von keiner Seite. 

Klar, man kann seinen Ballast von damals nicht komplett abschütteln, aber man kann es wenigstens versuchen und schauen, dass man mit einem frischen Blick die Welt betrachtet.

Manches wird nicht mehr weggehen, so zum Beispiel, dass ich immer gerne weiß, wo Monsieur ist. Nicht um ihn zu kontrollieren, sondern weil ich diese Sicherheit brauche, weil ich früher nicht einmal wusste, ob mein Mann heimkommt und wenn nicht, wann er sich wieder meldet.

Monsieur weiß das und ist wirklich toll! Er schreibt mir auf, wann er wo Termine hat, nimmt mich auch gerne mit und ruft ansonsten an und meldet sich einfach. Das ist mir so extrem wichtig und ich muss es nicht sagen, ich muss es nicht einfordern, er hat es von sich aus gemacht.

Andere Baustellen sind hingegen schwieriger. Monsieur kündigte in der Erziehung auch Aufgaben an, die mir schwerfallen (sollen) und mein erster Gedanke war: "Wenn es so rüberkommt, als würde er mich damit ärgern wollen, dann bekomme ich ein Problem."

Sir Stiev machte das gerne, wenn ich meine Bedürfnisse äußerte. Eine Aufgabe, die einfach bescheuert war, schwierig, sonst was, nur damit ich keinen Bock drauf habe und er sagen kann, dass er ja wusste, warum er nichts gemacht hatte, weil ich eben keinen Bock auf Aufgaben habe.

Mich beruhigt, dass jeder Mensch Trigger und Ballast hat, an denen er/sie arbeiten (sollte) und ich damit nicht alleine bin.

Der erste und wichtigste Schritt ist ja, dass man es erkennt und dann bewusst damit umgeht und man die Chance hat, es in den Griff zu bekommen.

Keine Sklavin möchte gerne angeschlagene Ware sein, die nur Probleme mit sich bringt und um deren Bedürfnisse man herum tanzen muss, weil es so viele Fettnäpfchen gibt.

Ich arbeite schon lange daran und finde, dass es wenige sind. Mittlerweile kenne ich ja meine Probleme und wenn sie noch bestehen, kann ich es Monsieur mitteilen und mich erklären, sogar bevor eine Situation entsteht. Heute habe ich ihn gebeten, dass wenn er es macht, bitte darauf achten soll, dass der Ton achtsam/freundlich ist. 

Ganz ehrlich, selbst wenn er das nun nicht sein sollte, es ist nicht unbedingt, dass Monsieur darauf achtet nötig, denn das ansprechen und aussprechen macht bereits viel in mir und wenn es dann soweit ist, dann habe ich es im Kopf und weiß, dass es in meinem Kopf entsteht und Monsieur anders ist. 

Oft reicht es einfach, Dinge klarzustellen und sie werden in einem bewusster und lösen sich dadurch nach und nach auf.

Am Wichtigsten finde ich, dass man dem Gegenüber Wohlwollen unterstellt. Diese Unterhaltung hatte ich oft mit Monsieur, in beide Richtungen. Dem anderen Wohlwollen unterstellen, statt misstrauisch zu sein.

Wir sind alle keine 20 mehr und haben unser Gepäck dabei, aber wir können es auch regelmäßig durchschauen, aussortieren, kritisch betrachten und sollten nicht blind weiter schleppen.


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