Frohe Weihnachten, frohes neues Jahr
Nachträglich frohe Weihnachten! Ich hoffe, ihr habt die Festtage bisher gut überstanden und rutscht satt, zufrieden und halbwegs entspannt ins neue Jahr hinein.
Ich vermute, dass dieser Text heute etwas länger wird oder vielleicht sogar ein Zweiteiler. Das weiß ich selbst noch nicht. Deshalb vorab ein paar kurze Infos für die lesefaulen Menschen unter euch:
Nein, wenn hier zwischendurch nichts mehr steht, bedeutet das nicht, dass wir uns getrennt haben. Und nein, es heißt auch nicht zwangsläufig, dass nichts mehr läuft. Es bedeutet schlicht, dass ich keine Lust, keine Muse, keine Zeit oder keine Laune hatte, einen Eintrag zu verfassen.
Unsere Feiertage sind, wie bei vielen anderen auch, mit Familientreffen und diversen Verpflichtungen verbunden. Dazu kommt der ganz normale Vorweihnachtsstress. Und vieles hängt schlicht von Monsieur ab.
Ach, nur am Rande, weil wir es so schön finden und ich nicht weiß, ob das allgemein bekannt ist: Wir fahren gern kurz vor Weihnachten oder sogar direkt an Weihnachten zu Bösner, dem Kunstbedarfladen. Dieses Jahr sind wir dort auf einen sehr netten jungen Herrn gestoßen, der Leuchtturm-Bücher prägt. Da wir ohnehin schon unsere grünen Leuchtturm-Bücher haben, sind kurzerhand noch ein paar weitere bei uns eingezogen.
Wunderschön! Und falls man den Stand nicht irgendwo antreffen kann, gibt es auch die Möglichkeit, direkt bei Leuchtturm geprägte Bücher zu bestellen. Das werden wir in Zukunft wohl immer so handhaben.
Im Moment ändert sich wieder einiges in meinem Leben. Wobei ich das ja schon oft geschrieben habe und hoffentlich auch noch viele weitere Male schreiben werde.
Mir hat sich ein Job in einem Laden angeboten, den ich wirklich liebe. Monsieur bestärkt mich darin, es einfach zu versuchen. Und wenn es nicht klappt, bin ich wenigstens um ein paar Erfahrungen reicher. Er drängt mich nicht, ganz im Gegenteil. Er findet genau das richtige Maß an Zuspruch und Offenheit, sodass ich selbst entscheiden kann, was ich möchte und mir zutraue.
Meine Bedenken sind, dass ich dann viel weniger zur Verfügung stehe und er deutlich mehr selbst machen muss. Gleichzeitig denke ich aber auch wieder, dass ich zwar immer zur Verfügung stehe, Monsieur davon jedoch so gut wie keinen Gebrauch macht. Es ist schwierig, finde ich.
Ich habe mir mein Leben, wenn die Kinder groß und aus dem Haus sind, immer ganz anders vorgestellt. Natürlich braucht es dafür den richtigen Partner. Allerdings weiß ich auch, dass es viele Herren gibt, die eine hingebungsvolle TPE-Sklavin schätzen. Ich habe mich nie wirklich davor gefürchtet, dass es daran scheitern könnte.
Seit ein paar Wochen kränkle ich fröhlich vor mich hin. Nicht richtig krank, nicht richtig gesund. Die Nase läuft ständig ein bisschen zu viel, der Hals kratzt, und hier und da zwickt es im Ohr. Gerade so wenig, dass man sich nicht wirklich schont, und gerade so viel, dass es einfach nervt.
Die letzten Tage spitzte sich das Ganze etwas zu, und heute Abend ging es mir zunehmend schlechter. Also wollte ich in die Badewanne, um meine Nase vielleicht etwas zu beruhigen, mich aufzuwärmen und mich anschließend hoffentlich besser zu fühlen, damit ich gut in den Schlaf finde.
Hat nur so semi funktioniert. Man sieht mich nun eingemuckelt im Bett sitzen und schreiben, anders als geplant. Denn in der Wanne rastete meine Nase erst richtig aus, ich bekam schlechter Luft und… bäh.
Ich setzte mich hin und versuchte, mich ganz bewusst zu entspannen. Ich weiß, ich schreibe das fürchterlich oft, aber es gehört nun einmal zu mir. Ich habe im Leben viel durchmachen müssen und komme seit Jahrzehnten zum ersten Mal wirklich zur Ruhe. Das bedeutet auch, dass ich erst wieder lernen muss, zu entspannen.
Ich machte Atemübungen, während mir ein Gedanke kam. Krankheiten können ja auch psychosomatisch ausgelöst werden. Als Teenager kannte ich ein Mädchen, das regelmäßig eine Lungenentzündung bekam, wenn sie sehr viel Stress hatte. In Gedanken ging ich durch, ob das bei mir vielleicht ebenfalls der Fall sein könnte.
Zu viel Stress, weil ich mich frage, ob ich den Job annehmen soll?
Angst vor der Veränderung?
Oder Angst vor einer Entfremdung?
Davor, dass Monsieur sich eine Ablenkung sucht, weil er deutlich mehr Zeit haben wird, als ich überhaupt noch zu Hause sein werde?
Mir kam ein Buch in den Sinn, das sehr schön erklärt, dass man psychisch nicht einfach entspannen kann, weil Entspannung eben auch etwas Körperliches ist. Und wie man beides gut miteinander verbinden kann. Viel weiter bin ich damit damals allerdings nicht gekommen, denn gleich die erste Aufgabe lautete, man solle sein gewünschtes Leben, so wie man es sich ersehnt und erträumt, so genau wie irgend möglich aufschreiben. Voller Details, voller Klein-Klein, alles, was einem in den Sinn kommt. Je genauer und kleinschrittiger, desto besser, weil es dann besser funktioniert.
Ich las das und dachte sofort:
„Kann ich nicht machen.“
Warum?
Weil es so vieles gibt, das ich mir wünsche. Und es ist so weit weg, nahezu unmöglich.
Stimmt so nicht.
Es gehören einfach zwei dazu.
Und ich bin, so gesehen, allein.
Vor über fünfzehn Jahren, glaube ich, schrieb ich einmal auf, wie ich mir mein Leben vorstelle, als Geschenk für meinen Ehe-Dom. Natürlich waren ein paar Details ihm zuliebe dabei, aber der Großteil entsprach dem, wie ich mir mein perfektes Leben ausgemalt hatte. Es hat sich seit damals gar nicht so viel verändert und ist nach wie vor ein Traum. Obwohl das damalige „Problem“, dass Kinder im Haushalt leben (nein, ich liebe meine Kinder absolut, ehrlich und wirklich, aber es bringt nun einmal Einschränkungen mit sich, und genau das meine ich mit „Problem“), mittlerweile gelöst ist, weil sie ihr eigenes Leben führen.
Ich hatte einen regelrechten Widerwillen gegen diese Aufgabe und habe das Buch nicht weitergelesen.
Nun saß ich in der Wanne, machte meine Atemübungen und begann langsam, psychisch wie physisch zu entspannen. Dabei dachte ich darüber nach.
Der Job ist ein Traumjob, sagen alle, die mich kennen.
Ist er.
Sehe ich das auch so?
Jaein.
Er wäre nie in meinem erträumten Leben aufgetaucht, weil er dazu nicht passt.
Mein Traumleben damals hatte die Überschrift:
Schatten meines Herrn
Das sagt es eigentlich ganz gut, denke ich.
Nach wie vor.
Wahrscheinlich schreibe ich es noch einmal neu, mit meinen heutigen Bedürfnissen.
Dafür brauche ich Zeit, Ruhe und die innere Stärke, wirklich zu sehen, was meine Bedürfnisse sind. Unabhängig von Monsieur und seinen Möglichkeiten.
Das ist es nämlich, was es mir so schwer macht.
Eine Sklavin ist in allem von ihrem Herrn abhängig. Auch dann, wenn sie nicht das bekommt, was sie braucht. Weil ihr Herr es ihr nicht geben kann, nicht geben möchte oder vergisst, es zu geben.
Ich schrieb es, glaube ich, auch mehrfach im Blog, dass ich mir eine totale Abhängigkeit wünsche. In Bezug auf den Alltag heißt das für mich, dass dieser von meinem Herrn bestimmt wird. Natürlich sollte er erfüllt und ausgewogen sein, anspruchsvoll und durchdacht.
Natürlich brauche ich dann mehr, als nur den Haushalt zu machen, mich um die Tiere zu kümmern, Monsieurs Wohlbefinden in anderen Belangen nachzukommen und alles im Griff zu haben.
Damals wie heute würde ich mir immer wünschen, dass ich auch beruflich meinem Herrn unter die Arme greifen kann, ihn unterstützen und eine Art gute Assistentin bin. Oder dass ich von zu Hause arbeiten kann, wäre auch in Ordnung, da ich gerne zur Verfügung stehen möchte. Und das Thema Nackthaltung, Ketten am Ende von Manschetten oder Halsbändern und dergleichen ist für mich noch immer ein Thema.
Ich beschrieb in dem Text damals, dass mein Herr von zu Hause arbeitet. Mein Ehe-Dom hatte einen Beruf, bei dem das möglich gewesen wäre. Ich hätte zu seinen Füßen arbeiten können. Das hätte ja nicht einmal mit seinem Job verknüpft sein müssen.
Bei BDSMlr lernten wir ein wirklich nettes Paar kennen, das so lebte, wie ich es mir vorstelle, und sie arbeitete in Ketten am PC zu Hause. Perfekt!
Bei dem Job jetzt wäre ich fünfmal die Woche für mindestens zehn Stunden weg.
Monsieur sagt, super. Klar, eine Herausforderung, aber schaffbar. Er selbst ist so gut wie nie so lange unterwegs. Also ginge es auch für die Tiere.
Wieder weiter weg von meinem Leben als Sklavin.
Gefühlt geht es ständig weiter weg davon.
Kinder aus dem Haus, alle Möglichkeiten zur Verfügung, wir minimieren aber weiterhin.
Dann stellen sich mir immer neue Fragen.
Was macht das mit uns?
Mit unserer Beziehung?
Mit meiner Selbstständigkeit?
Leben wir uns auseinander?
Ziehe ich dann irgendwann einfach aus, weil wir ohnehin nichts Gemeinsames mehr haben?
Lebe ich dann nur noch für den Job und das Thema Sklavin ist vom Tisch?
So wie es jetzt kaum noch zur Sprache kommt?
Noch weniger, immer weiter reduziert, auf den rein funktionalen Teil von mir, der den Alltag meistert. Während die Sklavin im Wandschrank weggesperrt ist, weil für sie kein Platz, keine Funktion vorhanden ist?
Und wie wäre das, wenn ich ohne Monsieur wäre?
Wäre das besser oder schlechter?
Würde ich mir einen neuen Herrn wünschen, oder wäre die Enttäuschung der unendlich vielen Jahre so groß, dass ich sagen würde, dass es das nun war und ich lieber alleine bleibe?
Kann ich Monsieur überhaupt noch einmal so weit vertrauen, dass er wieder vollkommen mein Herr sein kann? Oder ist die Angst, dass er DS schleifen lässt, bis es verschwindet, so groß, dass ich mich nicht mehr darauf einlassen kann?
Kann ich ihm noch einmal so weit vertrauen?
Oder ist alles bereits jetzt schon so kaputt, dass der Job der Sargnagel unserer Beziehung ist?
Wäre das etwas Gutes oder etwas Schlechtes?
Es würde Klarheit bringen.
Denke ich.
Im Moment denke ich, den Job anzufangen, dadurch Möglichkeiten zu bekommen und dann weiterzuschauen.
Ganz ehrlich: Es wird uns wahrscheinlich nicht näher zueinander bringen. Ja, die Zeit miteinander wäre kostbarer, aber wir machen auch jetzt schon kaum etwas gemeinsam. Außer einkaufen, essen, mal einen Film schauen und auf dem Sofa beieinander sitzen, während er PlayStation spielt.
Das, was ich als Traumleben im Kopf habe, ist davon so weit entfernt, wie es nur sein kann. Und der Job macht es wohl eher schlimmer, denke ich. Ich soll mich überraschen lassen, sagt er. Gut. Mal sehen, was für eine Überraschung es wird. Und für wen.
Ich glaube schon, dass mir der Job Spaß macht und mich erfüllt, nur eben auf einer anderen Ebene. Meine innere Sklavin liegt dabei weiterhin brach. Und selbst wenn Monsieur dann ankommt, wenn er schön ausgeruht zu Hause ist, werde ich nicht unbedingt bereit sein. Aus Vertrauensgründen, wegen Erschöpfung und wer weiß, was noch alles dazukommt.
Ja, ich sollte mein Traumleben niederschreiben, so wie es in dem Buch steht, damit man an der Umsetzung arbeiten kann.
Und ja, vermutlich ist all das gerade ein extrem großer Stressfaktor in meinem Leben und tut meiner Gesundheit nicht gut. Diese Zerrissenheit in den Grundfesten meiner Seele.
Und das Gefühl, damit vollkommen allein zu sein.
Oder einfach alles in den Boden zu stampfen und zu sagen, dass es genug ist. In ein neues Leben zu starten, mit dem Job und mehr Möglichkeiten und der Klarheit, dass man sich auf niemanden verlassen muss außer auf sich selbst.
Weniger Enttäuschungen.
Mehr Klarheit.
Ich bin so durch und müde.
Kein Wunder, dass mein Körper streikt.
Und Monsieur begreift das, gefühlt, alles nicht. Oder selbst wenn, dann ist da wieder diese Sache mit dem Vertrauen.
Wenn ein Herr Jahr um Jahr Reden schwingt, wie er unser Leben verbessern und verändern möchte, und nahezu nichts davon umgesetzt bekommt, woran kann man dann noch glauben …
Ich merke, dass es nicht nur um den Job oder um Monsieur geht. Es geht um mich, um den Teil von mir, der kaum noch Raum hat, meine Sklavin, meine Bedürfnisse, das, was mir eigentlich wichtig ist. Ich spüre, wie sehr ich mich davon entferne, auch wenn ich äußerlich funktioniere. Und genau das erschöpft mich: das ständige Geben, ohne dass der innere Teil von mir wirklich lebt. Aber gleichzeitig weiß ich, dass ich diesen Teil noch spüre, dass er noch da ist. Und das bedeutet, dass noch Hoffnung ist, dass ich mir selbst wieder näherkommen kann, wenn ich bewusst hinschaue und nicht alles nur funktionieren lasse.

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