Utopisches Wunschleben
Ich finde es ziemlich schwer, ein Leben zu beschreiben, das unabhängig von der realistischen Umsetzung ist, und verbiete mir normalerweise solche Gedanken, da es eher unglücklich machen kann. Jedoch gibt es immer mehr Thesen, dass man es zum Visualisieren braucht, damit es überhaupt real werden kann. Dafür darf es schön surreal sein, solange man es sich wirklich wünscht und so leben möchte.
Da ich, seit ich 19 bin, meine innere Sklavin entdeckt habe und sie als meinen Kern ansehe, baut sich natürlich alles um sie herum auf.
Meine Kinder sind aus dem Haus, wir haben regelmäßigen Kontakt, und auch das finde ich schön. Ich liebe sie, habe sie gerne um mich herum. Nun aber wieder Zeit für mich alleine zu haben, ist wahrer Luxus, wie jedes Elternteil wohl weiß. Es beruhigt mich, dass sie mir alles erzählen können und ich ihnen jederzeit bei allem helfe, sie jedoch dennoch selbstständig und stolz in die Welt hinausreisen.
Meine innere Sklavin ist ein Teil von mir, den ich nicht abgrenze, sondern einfach gerne so bezeichne, auch wenn es schlicht ich bin. So wie ich auch von meiner inneren Künstlerin rede oder von mir als Mama. Alles Teile, aus denen ich mich zusammensetze und die das große Ganze Ich ergeben.
Meine innere Sklavin ist absolut devot, unterwürfig und hingebungsvoll. Meine Liebe zeige ich durch Dienen. Für meinen Herrn, wenn alles stimmt und gut ist, würde ich nahezu alles tun, alles geben. Im Moment haut es mit Monsieur nicht wirklich hin, daher möchte ich Monsieur nicht direkt ansprechen, sondern einfach das Synonym „Herr“ benutzen, da es hierbei um mich geht und meine Bedürfnisse.
Es ist schwierig, weil ich sehr viel von den Wünschen und Vorstellungen meines Herrn abhängig mache und kaum eigene Fantasien oder Szenarien habe.
Ich versuche es einfach, indem ich einen typischen Tag beschreibe.
Der Wecker meines Handys klimpert leise vor sich hin und wird immerzu etwas lauter, bis ich nicht mehr drum herum komme und ihn ausschalten muss. Ich mag es nicht wirklich, morgens aufzuwachen, zu realisieren, wo ich bin, was ansteht und … oh je, das wird direkt schon negativ. Dabei soll man sich doch sein Wunschleben ausmalen und niederschreiben. Nochmal neu:
Unser Hund leckt sich liebend gerne zur Entspannung seine Rosette, was ein schmatzendes Geräusch macht und mir extrem auf die Nerven geht! Also schimpfe ich in seine Richtung, dass er das bitte lassen soll, sein Hintern ist bereits sauber genug! Wenigstens bleibt mir so der Wecker erspart und ich weiß, dass es ihm gut geht. Das ist die Hauptsache. Kaum rege ich mich im Bett, springt die Katze schon auf meine Decke und fordert ihre Streicheleinheiten ein. Ich genieße das Wissen, dass es dem kleinen Rentner-Club gut geht, denn in ihrem Alter ist das leider nicht selbstverständlich.
Viel Bewegungsfreiraum habe ich nicht, da mein Herr mich ans Bett gekettet hat. Mit wie vielen Ketten, an welchen Stellen, mit welcher Länge, ist von meinem Benehmen und Handeln abhängig. Ich war in den letzten Tagen recht brav, daher konnte ich es mir gemütlich machen und bin nicht allzu steif.
Wenn ich mit sehr wenig Spielraum geschlafen habe, fühlen sich meine Gelenke an, als wäre ich 80 oder noch älter. In jedem Fall darf ich nun höflich und respektvoll um Erlaubnis bitten, das Badezimmer aufzusuchen und meine Morgentoilette zu verrichten.
Mein Herr kommt diesem Wunsch nach, jedoch nicht ohne meinen Status zu betonen und mir meinen Platz direkt schon aufzuzeigen, sodass ich ihn bewusst wahrnehme und ihn wie eine Schutzhülle um meine kleine Seele legen kann. Stark zu sein habe ich lange erlernen müssen, dann wurde es aber auch dringend Zeit, wieder zu lernen, schwach sein zu können. In der heutigen Zeit ist die Schwäche das wahre Starksein.
Im Badezimmer mache ich mich frisch, erledige meine Morgentoilette und hübsche mich ein wenig auf. Anschließend wartet das Kniekissen, mein Ruheort, an der Bettseite meines Herrn. Dort besprechen wir gemeinsam den Tag, was ansteht, erledigt werden muss und zu beachten ist, gerne auch mit meiner Stirn auf seinen Füßen, um auf dem Teppich zu bleiben und Ruhe zu finden.
Sport ist mir vor dem Frühstück schon sehr wichtig, auch wenn es, je nach Zeitpensum, nicht immer viel sein muss. Aber Beweglichkeit und Fitness sind ein Muss. Bei ballernder Musik mache ich meine Übungen und anschließend bereite ich das Frühstück vor, damit mein Herr, während er sich frisch macht, etwas Sport treibt und das tut, was er morgens eben machen möchte, seine Ruhe hat und hinterher das Essen fertig ist.
Ein gemeinsames Frühstück ist Luxus und garantiert nicht jeden Tag möglich, aber wenn, dann genieße ich es umso mehr. Gerne höre ich dabei Radio oder einen Podcast, gerade beim Essen, sodass man etwas Ruhe hat und seine eigenen Gedanken hören kann. Ich bin ein Morgenmuffel, und permanentes Reden am Morgen ist nicht so meins. Ob es Kaffee oder Tee für mich gibt, ist die Entscheidung meines Herrn, auch bestimmt er, was es zu essen gibt. Das können wir gut bei einem gemeinsamen Einkaufsplan festlegen, sodass automatisch bereits alles gut organisiert ist und weniger tägliche Fragen anfallen. Viele Diskussionen, viele Fragen im Raum können zu einer Belastung werden, daher mag ich strenge und fortlaufende Anweisungen sehr gerne. Wenn ich weiß, was von mir erwartet wird, dann fühle ich mich sehr viel wohler. Auch wenn es um meine Kleidung geht, finde ich jede eigenständige Entscheidung eher belastend, anstelle von Freiheit, wie es vielleicht bei anderen der Fall ist. Schön wäre es, wenn mein Herr mir abends vorher sagt, was ich wann anzuziehen habe, sodass ich es rauslegen kann und einen Fahrplan im Kopf habe, was er sich wann wünscht.
Die Tiere werden nebenbei versorgt, je nachdem, wer was zu erledigen hat, eher Zeit findet und es gerne macht, also tagesformabhängig. Mal geht mein Herr mit dem Hund raus und ich mache das Frühstück für die Tiere, mal andersherum, mal beides nur der eine oder der andere. Das ist nicht so wichtig.
Wenn dieser Teil vom Start in den Tag erledigt wurde, folgt wohl der graue Alltag, der nötig ist, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Schlaue Menschen sagten mal, dass man sich seinen Beruf gut auswählen soll, da man einen Großteil seines Lebens damit Zeit verbringt. Und wenn man seinen Traum zum Beruf macht, ist jeder Tag wie Urlaub.
Als Kind wollte ich gerne etwas mit Tieren machen, und meine Wünsche änderten sich über die Jahre, wie es bei jedem der Fall ist. In der heutigen Zeit wäre mein absoluter Traum, und darum geht es hier ja, egal wie surreal er ist, dass ich gerne mit meinen Bildern Geld verdienen würde. Ich zeichne so gerne Portraits und suche noch immer meinen eigenen Stil, aber sobald ich ihn gefunden habe, würde ich mir wünschen, damit selbstständig zu werden.
Man soll sein Traumleben jedoch so real und ausführlich wie irgendmöglich niederschreiben, als hätte man es schon erreicht, also weiter im Text.
Ich ziehe an, was mein Herr sich gewünscht hat, oder bleibe nackt, je nachdem, und begebe mich in mein Atelier, das sich in meinem Zimmer befindet, mache mir klassische Musik auf die Kopfhörer und arbeite weiter an der Auftragsarbeit, die ich bekommen habe. Das Licht ist gut, und ich verfalle schnell in meinen Flow.
Weil die Zeit dabei verfliegt, merke ich erst recht spät, dass es eigentlich Zeit für den Kaffee meines Herrn ist. Ich bereite ihn liebevoll zu, genauso, wie er ihn am liebsten mag, stelle die Tasse auf ein Tablett zu meiner Tasse Tee, daneben ein kleines Tellerchen mit einem Keks darauf, den ich gestern gebacken habe, und trage es in sein Büro, in dem er von seinem PC aufsieht, sich über die kleine Unterbrechung freut und mir das Kissen in der Ecke zuweist. Ich trinke nebenbei den schönen Tee, und mein Herr erzählt mir, was er gerade für Gespräche geführt hat, welche Entscheidungen er traf, eben Zeug aus seinem Berufsleben. Ich lausche ihm und freue mich, dass er so betriebsam ist und in seinem Job aufblüht.
Da er noch zu tun hat, lese ich ein wenig auf meinem Kissen und freue mich, in seiner Nähe zu sein. Ich beobachte ihn heimlich gerne, wenn er konzentriert arbeitet und ganz bei sich ist. Dieser natürliche Gesichtsausdruck verzaubert mich und lässt mich gedanklich schon wieder zeichnen. Ich versuche mir seine Züge einzuprägen: den Abstand seiner Lippen, die Kuhle zwischen Nase und Oberlippe, wie sich seine Haare verwirbelt haben.
Steht nun etwas im Haushalt an? Oder das Mittagessen? Eigentlich egal. Es ist ja mein Traum, und natürlich gehört eine saubere Wohnung dazu, nur muss ich diesen Teil ja nicht beschreiben und wie ich koche auch nicht unbedingt. Vielleicht in der Arschfreischürze, vielleicht auch einfach nett angezogen, das sind Nebensächlichkeiten, die mir nichts bedeuten. Zeug, das erledigt werden muss. Vielleicht gehen wir auch schön essen? Frische Pasta mit knackigem Gemüse? Einen kleinen Nachtisch anschließend? Egal! Das sind nicht meine Entscheidungen. Wir können einen Wochenplan machen, der festlegt, wann was ansteht, und ab und an werde ich vielleicht überrascht, indem mein Herr mir sagt, ich soll mich fertig machen, wir gehen in das und das Restaurant.
Nachmittags steht dann der größere Spaziergang mit dem Hund an. Das mag ich eigentlich, wenn das Wetter nicht zu garstig ist, sehr gerne. Hundi hat so viel Freude dabei und steckt mich damit an. Ich gehe gerne alleine mit ihm, samt Kopfhörern und gutem Hörbuch. Extra dafür habe ich mir gute Kopfhörer angeschafft, die sowohl die Umgebungsgeräusche durchlassen als auch stumm werden, sobald ich ein Wort sage. Sony ist die beste Adresse, finde ich, wenn es um diese Technik geht. So kann ich mit dem Hund oder anderen Hundebesitzern reden, ohne sie herausnehmen zu müssen, und wenn ich alleine in der Bahn sitze, kann ich sie auf Noise Cancelling stellen und habe meine Ruhe. Einfach perfekt!
Wenn mein Herr mitkommt, ist das auch schön. Wir können uns austauschen und unseren nächsten Urlaub planen oder andere Aktivitäten. Vielleicht ein verlängertes Wochenende ins Grüne, mit viel Ruhe und einer Möglichkeit, schwimmen zu gehen. Gerne nackig. Ich mag, wie das Wasser um meine Haut herum wirbelt und man alles spüren kann. Wenn die Sonne einen erwärmt und die Tropfen auf der Haut langsam kleiner werden und verdunsten.
Es ist sehr gesund, nach dem Essen direkt spazieren zu gehen. Das genieße ich sehr, und anschließend kann ich noch eine schöne Tasse Tee trinken oder vielleicht eine heiße Schokolade? Mit echter Schokolade :) Nicht zu süß, eher herb.
Früher hätte ich gerne ein Stück Kuchen dazu gehabt, aber mittlerweile bin ich wirklich weit weg von künstlichem Zucker und liebe frische Beeren. Joghurt und Beeren!
Vielleicht steht noch etwas Arbeit an, im Büro, im Atelier, in der Wohnung allgemein, ein Termin oder Besuch irgendwo oder ein Einkauf. Unwichtig. Alltag eben. Kommt auch in meinem Traumleben vor, muss aber nicht ausformuliert werden.
Abends könnte ich mit meinem Herrn einen Film schauen, dabei etwas zum Abendessen knabbern, oder wir spielen gemeinsam Karten oder ein Brettspiel. Vielleicht ist der Wohnzimmertisch geeignet, von der Höhe her, sodass er auf dem Sofa sitzen kann und ich auf einem Kissen am Boden?
Wir könnten leise Musik hören, etwas lesen dabei und uns gegenseitig davon berichten.
Bücher spielen eine große Rolle in meinem Leben und werden es immer tun. Ich wollte immer in einer Bibliothek leben, und genau das machen wir nun auch. Mehr Bücher, als ich in einem Leben lesen kann. Das liebe ich und möchte es auch in meinem Traumleben beibehalten.
Ein ruhiger Abend eben, entspannend und ausklingend. Vielleicht noch ein Telefonat mit den Kindern, der Abendspaziergang, der den Tag ausklingen lässt, und anschließend, je nachdem, vielleicht ein warmes Bad, vielleicht auch noch etwas eingekuschelt im Bett lesen? Ein wenig Sex, wie mein Herr ihn am meisten genießt? Wenn er es wünscht.
Es sind nicht die großen Momente, die mir fehlen. Es sind die kleinen Gesten. Ein fester Griff in die Haare, der mich auf den Boden zurückholt und mir meinen Platz zeigt. Eine packende Hand im Nacken, die signalisiert, dass ich Besitz bin. Eine Geste, eine Handbewegung, die auf den Boden weist und mir zeigt, dass ich mich hinzuknien habe, vollkommen egal, wo wir uns gerade befinden. Dieses Aufgezeigtbekommen, dass ich mir nicht mehr selber gehöre, sondern jemand anderes über mich bestimmt.
Ich kann das nicht in mein perfektes Leben schreiben, weil ich es nicht bestimmen kann. Ich weiß nicht, warum er wann etwas davon machen sollte. Es kommt ja auf ihn an. Er weiß es. In der Realität ist das ja kein zufälliges Ereignis, sondern entsteht aus einem Bedürfnis heraus oder weil es gerade angebracht ist, weil es spürbar bleiben soll. Nur weiß ich als Sklavin eben nicht, wann das der Fall ist.
Viele Teile davon habe ich bereits in meinem Leben.
Die Spaziergänge mit den Kopfhörern. Mein Zimmer, auch als Atelier. Die Vorliebe für gesundes Essen, vor allem Beeren! Und natürlich Bücher, Bücher, Bücher!
Aber der DS-Teil, den ich kaum beschreiben konnte, weil ich im Kopf wirklich passiv bin und folge, ohne etwas bestimmen zu wollen, der Teil, der mir so wichtig ist und mich ausmacht, den kann ich kaum in Worte fassen. Dazu bin ich nicht fähig.
Es hat mich wirklich gefreut, dass ich bereits vieles davon habe und kaum Veränderungen nötig sind, mich aber auch traurig gemacht, dass die Teile, die von mir unabhängig sind, so brachliegen. Ich habe begriffen, dass vieles nur in meinem Kopf stattfindet.
Leider kann ich Monsieur in diesem Bild nicht erkennen. Das Bild, das ich tief in meinem Herzen von „Gemeinsamsein“ habe, scheint nicht zu ihm zu passen. Statt wirklich zusammen zu sein, fühlt es sich so an, als wäre ich nur für ihn da, ohne selbst wirklich präsent zu sein. Alles dreht sich um ihn, selbst wenn ich bewusst anspreche, was mir fehlt. In dieser Beziehung geht es um ihn, und ich spiele in meinem eigenen Leben nur die Rolle einer Statistin. Jeder lebt für sich, und echtes „Wir“ entsteht nicht.
Nach alldem weiß ich nicht, ob ich noch bereit bin für ein ‚Gemeinsam‘, oder ob zu viel geschehen ist und ich mich bereits innerlich verabschiedet habe.

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