Dienstag, 9. August 2022

Alltagstrott

 Wir haben nun etwa vier Wochen damit verbracht, unser Leben zu entrümpeln und waren äußerst erfolgreich, wie ich finde und Monsieur versicherte es mir täglich auf seine Art. 

Das klingt so, als hätten wir ein Messi Wohnung gehabt, dabei kam tatsächlich kaum was weg, aber jeder weiß doch, wie toll es sich anfühlt, wenn man Frühjahrsputz macht und einfach mal schaut, was man wirklich noch braucht. Weg kam das alte Sofa, rum Beistelltisch, der Sitzsack mit Hocker, ein paar Plüschies und wie haben ganz viel umstrukturiert. Das brachte viel.

Mit neuen Augen, auf alte Dinge schauen. 

Was das aber auf Dauer bringt, wird die Zeit zeigen. 

Dann dachte ich, wenn ich damit fertig bin, werde ich Pause haben, Zeit für mich!

Pustekuchen!

Einen Tag lang fand ich immer noch was und noch was und noch was und dann wollte immer noch jemand was von mir und noch hier jemand und da noch was. 

Keine Pause. 

Wieder von morgens bis abends machen und tun und rennen und mal 30min auf dem Sofa sitzen, oder morgens mal 30min liegen bleiben, das war mein Luxus, oder wie jetzt, etwas länger schon wach sein, aber eben nicht aufstehen. 

Es gibt da diese Geschichte mit dem Professor an der Uni, der Steine in ein großes Glas füllt und seine Studenten fragt, ob das Glas voll ist und die Studenten immer: „Jaaaa!“ und dann füllt er noch kleinere Steine rein und dann Sand und zu letzt, mal ist es Wasser, mal ein Feierabend Bier. In der buddhistischen Variante ist es natürlich Wasser und er sagt dazu, man muss sich seine kostbarsten Steine als erstes ins Glas legen, denn sonst passen sie nicht mehr hinein. 

Immer steht das Glas für den Tag und ich habe es gerade nicht ordentlich erzählt, denn das haben wirklich so tausende Menschen vor mir getan! Mit Worten und Videos, gebt einfach irgendwo Glas, Steine, Professor ein, das müsste schon reichen. Es gibt unterschiedliche Details, die Aussage ist immer gleich. Du kannst noch was in den Tag quetschen, aber die, für dich, wichtigen Dinge, solltest du direkt rein stecken, sonst findest du keinen Platz dafür. 

Sklavinnen neigen dazu die Verantwortung ihrem Herrn zu geben. Ist das richtig? Keine Ahnung. Ich mag nicht urteilen, ich würde sagen es ist individuell. Er bestimmt, also hat er ja automatisch die Verantwortung. 

In meinem Fall habe ich sie selber, denn es reguliert keiner. Zwar hat es dann gestern Abend selbst Monsieur mal gereicht, als es eigentlich schon viel zu spät war, jedoch sagte er dann: „Dann bist du halt morgen Mann für keinen zu erreichen.“ und das ist so ja auch nicht möglich, zumal das daher gesagt war und heute wieder kein Thema war, bzw. Es ist ja früh morgens, er ist los zur Arbeit, ich weiß nicht wie der Tag sich entwickelt, aber nun erst mal kein Thema war, in dem Zettel, den er mir schrieb. 

Wie auch immer, da er bisher nicht regulierend einwirkt, ist es meine eigene Verantwortung und ich bin da nicht gut drin. 

Eigentlich müsste ich Grenzen ziehen und mehr auf mich achten und auch mal nein sagen, leider bekomme ich das allerdings nicht und denke mir statt dessen: „Ach, reiß dich halt zusammen und mach das noch eben.“ und dann machte ich das gestern mehrfach und irgendwann war ich einfach nur noch sauer. Ich dachte mir davor, dass eine Mal noch und immer gab es dann noch das eine Mal und noch ein Mal und es nahm kein Ende. 

Aber dann Monsieur, wie ich früher einen Herrn benutzt hätte, zum Regulieren, mag ich auch nicht. Das ist zwar schön einfach und in gewisser Form würde ich  nach wie vor sagen, dass das zur Pflege einer Sklavin gehört, dass man auf sie achtet und sich um sie kümmert, Monsieur hingegen ist kein Pflichterfüller und ich stelle mich auf meine Beine und werde nun eben lernen mich um mich zu kümmern und die Aufgaben zu meistern, die mir das Leben stellt und sie auch als Aufgaben zu erkennen. 

Gestrige Aufgabe des Lebens also: lerne Grenzen zu setzen, damit es dir gut geht und Andere dich nicht zu sehr vereinnahmen und achte mehr auf dich, denn es achtet kein Anderer darauf

Lektion gelernt und nun heißt es üben…


Nachtrag:

Das liest sich falsch. Monsieur kümmert sich um andere Bedürfnisse in unserem Leben. Die zwischenmenschlichen hat er nicht im Fokus, wenn es um meine Bildung, um Dinge die mir Freude bereiten oder oder Ärger machen gehen, um anderes Wohlbefinden, darum kümmert er sich rührend und ausdauernd.

Keiner kann seinen Fokus auf allem haben, immer fällt irgendwo etwas herunter, natürlich muss ich dann lernen mich um diese Dinge selber zu kümmern.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen