Der extra Schritt

 Wenn ich so hier und da anecke im Kopf, dass ich gerne bei einer Tätigkeit die Abkürzung gehen würde, kommt mir als zweiter Gedanke der extra Schritt in den Sinn. Heute zum Beispiel, als wir zum einkaufen fuhren und Monsieur wartet gerne mit Buch im Auto, dachte ich mir, dass er sicher weiter weg parkt, weil dort Schatten ist und ich laufen muss. Dann fühlte ich mich faul und mir kam der extra Schritt ins Gedächtnis zurück. Sklavin sein heißt doch immer auch, dass man für den Herrn gerne einen extra Schritt geht. Je nach Motivation fröhlich tänzelnd oder trödelig zögernd. Wenn ich mir das bewusst mache, dann bin ich direkt beflügelt und mache es mit mehr Hingabe und Elan. Diese Denkweise ist ein Helferlein in meinem Alltag. Mir bewusst machen, für wen ich es tue und warum. Bin ich mal frustriert, übermüdet, mies gelaunt, dann wirkt es Wunder. 

Für Monsieur gehe ich gerne diesen extra Schritt und unendlich viele mehr.

Überhaupt hat sich in meinem Geist etwas bewegt, verschoben, gerade gerückt, an den rechten Platz bewegt. Monsieur denkt häufig nicht an einzelne neue Regeln/Routinen und früher hätte es mich sehr genervt, ich hätte extra auch nicht mehr daran gedacht, weil es ihm ja scheinbar egal ist.

Bin ich dann eine Stütze oder eher ein Stolperstein?

Wenn ich ihn demütig liebevoll erinnere, dann ist er weder genervt, noch abgeneigt und kann anders darauf reagieren und denkt dann vielleicht auch häufiger selber daran, was mir entgegenkommen würde. 

Ich habe von meinem Ex-Ehedom viele negative Trigger mitbekommen und einer davon war und ist, dass ich mich überflüssig fühle, ungewollt, nicht willkommen, eine Belastung. Ich brauche das Gefühl gewollt zu werden, auch und gerade im Bereich DS. Dadurch fällt es mir recht schwer, wenn ich bemerke, dass Monsieur im Alltag auf weniger Details achtet, seit er wieder stark im Beruf eingebunden ist. Ich versuche mich dann dennoch daran zu halten, spreche es weniger an, als dass ich es umsetze und positiv bemerkt wird, dass ich es trotzdem einhalte und die Regeln lebe. 

Monsieur sagte, er möchte, dass ich dieses Tütchen immer dabei habe, um meine permanente Verfügbarkeit spürbar zu machen. Er selber denkt so gut wie nie daran und ich trage es fast immer bei mir. Mittlerweile spreche ich es nicht mehr an, habe es dennoch in der Tasche, falls er danach fragt. Immer verfügbar beginnt im Kopf. Nicht unbedingt durch die Umsetzung, sondern dass es gegenwärtig ist, wenn auch unsichtbar, in meinem Kopf. 

Monsieur erzählte mal von einem Film oder ein Buch? Ich weiß es leider nicht mehr, in dem Sklavinnen verkauft wurden und dann als was auch immer eingesetzt wurden und es ging um eine bestimmte Sklavin, die ins Ferienhaus des neuen Herrn kam, der dort praktisch nie anwesend war, außer ein paar Tage im Jahr. Dennoch, jedenfalls erinnere ich mich so, musste sie sich damit arrangieren, weil ihr nichts anderes übrig blieb, in der Utopie dieser Geschichte. Monsieur sagte, glaube ich, noch dazu, dass ich also froh sein sollte, für jegliche Aufmerksamkeit, die ich bekomme, es könnte mich ja weitaus schlechter treffen.

Das habe ich im Kopf behalten.

Dankbar sein, für das, was man bekommt. 

Stellt eine Sklavin Forderungen? 

Ja, eine verzweifelte Sklavin macht das sicherlich. Dann könnte ein Herr es als Warnsignal verstehen. 

Jedenfalls, die Sklavin in der Geschichte war immer bereit, denn darum geht es doch in Wahrheit. Im Geist verfügbar und bereit zu sein, gegenwärtig und vorausschauend. 

Ich saß auf der Parkbank, hatte mein Tütchen dabei und war stolz auf mich. Ich für mich alleine, weil Monsieur nicht daran gedacht hatte, ich schon und es in dem Moment egal war, ob er daran gedacht hatte, weil es ja meine Aufgabe war, das Tütchen dabei zu haben. 

Das ist ein großer Schritt in meiner Denkweise.

Zufrieden sein, weil ich mich an seinen Regeln orientiere und mich daran halte, auch wenn Monsieur keinen Kopf dafür hat.

Wünschenswert und ideal wäre es natürlich, wenn er es bemerken würde, ihm seine Regeln auch im Alltag so in Fleisch und Blut übergegangen sind, als dass er nicht erinnert werden muss, aber das Leben ist kein Wunschkonzert und die Realität, der Alltag, die sehen nunmal manchmal anders aus.

Gefühlt nutzt sich das Regelwerk im Moment ab, weil es nicht ordentlich umgesetzt wird, was ich alleine auch nicht bewerkstelligen könnte. Das macht mir Sorgen. Es ist wirklich gut geschrieben, voller Sinnhaftigkeit und Möglichkeiten, ein tolles Grundgerüst, auf das man aufbauen kann. 

Das Abend- und Morgenritual sitzt, andere Teile sitzen auch, aber ein Großteil auch gar nicht. Dann müssen wir irgendwann darüber reden, warum es nicht funktioniert, warum es im Alltag und/oder auch bei Stress untergeht und keine Beachtung bekommt und wie man es umwandeln kann, so dass es zu uns passt und eine zweite Natur wird.

Regeln, Rituale, Ordnung lebt, ist flexibel, weil das Leben immer neue Anforderungen stellt, ebenso müssen dann diese umgestellt, umgebaut, modifiziert werden, bis sie richtig reinpassen und eingebettet sind und wir uns damit wohlfühlen.

Manches ist einfach eine Idee auf Probe, die noch den richtigen Weg, die richtige Herangehensweise sucht und wir werden sie finden.

Es ist doch schön, wenn man gemeinsam Pfade bestreitet und neue Strecken entdecken kann, mit immer neuen Möglichkeiten.

In meinem Kopf jedenfalls  ist Bewegung, Veränderung und Bewältigung, auch wenn Monsieur nicht immer einen Blick dafür übrig hat. Wenn er mir dann wieder mehr Beachtung schenkt, wird es ihm auffallen und er wird stolz auf mich sein. 


Kommentare

  1. Zitat " Ich habe von meinem Ex-Ehedom viele negative Trigger mitbekommen und einer davon war und ist, dass ich mich überflüssig fühle, ungewollt, nicht willkommen, eine Belastung. Ich brauche das Gefühl gewollt zu werden, auch und gerade im Bereich DS. ....... Du bist ne Wundervolle Frau liebe Bianca. Denke nicht das einer dich nicht Will usw..... Gruß Karl Minden

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