In der Unvollkommenheit gemeinsam

 Unsere Rituale funktionieren wunderbar morgens und abends, da können wir wirklich stolz aufeinander sein :)

Und als ich heute in der Bahn saß, ach nein, Moment, ich beginne von vorne.

Heute fuhr ich in die Stadt, um zu shoppen. Kommt selten vor, weil ich es wirklich nicht mag und obwohl mir mittlerweile Größe S passt, fand ich nur selten etwas.

Also, ich fuhr dennoch in die Stadt, denn es kommen nun die kühlen Tage und ich brauchte neue Strumpfhosen und anderes Zeugs, jedenfalls war ich wirklich brav und sah mich zusätzlich um, weil mich Monsieur öfter erinnert, dass ich dringend neue Klamotten brauche.

Ich bin keine typische Frau, die gerne verschiedene Kombis anprobiert, x Schuhe hat, passendes Make-Up und immer eine perfekt dazugehörende Handtasche. Mein Einkaufsverhalten ist eher männlich: „Oh, das sitzt gut, ist bequem, ich kaufe das direkt mal in mehreren Farben, notfalls eben das gleiche Stück 2-4 mal und bin dann endlich durch!“

Meine Nachbarn müssen glauben, dass ich immer dasselbe trage…

Ich war im H&M, aber die Farben dieses Jahr sind… und dann waren die Röcke echt kurz und, keine Ahnung, ich fand nichts. Andere Läden hatten auch nichts, was ich mochte. Ich bin fürchterlich schlicht. Einfache Röcke, schmucklose Oberteile, vielleicht ein passender Pulli oder Strickjacke dazu, fertig! 

Nun gestehe ich es, ich kaufe gerne bei C&A ein. Früher, weil dort immer das Palomino Pferd stand, mit Zaumzeug aus Leder!!!! Echtes Leder!!!! Und heute, weil es dort die Basics gibt. Einfache Oberteile. Manchmal sogar in schönen Farben. Und einfache Röcke, die nicht so kurz sind. Oder sehr lang, die mag ich dann auch nicht. 


Ich fand tatsächlich beides. Dann packte ich noch Unterwäsche ein, ja, ich darf Unterwäsche tragen und bin Monsieur sehr dankbar dafür! Und ein paar Strumpfhosen. Bei DM sind sie ziemlich ausverkauft. 

Monsieur bekam Bilder von den Sachen, Preisangaben und ich bat um seine Erlaubnis, die er mir natürlich gab. Er freut sich ebenso wie ich, dass nun ein wenig mehr Auswahl besteht :)

Belohnt habe ich mich mit einer Latte von Starbucks und die liebe Dame dort hat mir eine so süße Szene auf den Becher gezaubert. Ich schmolz dahin und musste den gesamten Rückweg über grinsen.

Jedenfalls in der Bahn kam mir der Gedanke, dass ich lieb fragte, was ich von den Sachen kaufen soll und dass wir die Rituale gut drauf haben, aber andere Regeln so gar nicht gut funktionieren. 

Das Lustige ist jedoch, dass wir in unserer Unvollkommenheit verbunden sind. Monsieur erinnert mich nicht an die selben Regeln, an die ich auch nicht denke. Heute lümmelte ich direkt, nachdem wir vom Cheat Day Einkauf zurück waren, auf dem Sofa und nach einem Weilchen meinte ich, mit Humor in der Stimme, ob ich denn bitte aufs Sofa dürfte und Monsieur ebenso amüsiert erlaubte es dann, sogar ohne extra erst vor ihm knien zu müssen, wie sonst, wenn ich es mal vergessen habe. 

Ich finde es wichtig, dass wir gemeinsam darüber schmunzeln können, denn es nimmt den Ernst der Sache nicht direkt heraus. So eine Kleingärtnerkultur, in der immer alles perfekt sein muss, sonst gibt es eine Strafe, finde ich zu unflexibel und den Spaß an DS vermittelt es doch eher, wenn man gemeinsam lachen kann.

Der Alltag ist der größte Feind von TPE, denke ich. Wenn man so müde und ausgelaugt ist und dann noch auf Details achten muss. Oder abends, halb schlafend im Kopf, die Gedanken schon im Bett liegend, dann noch die Kraft finden, um den Tag, die Aufgaben und Kleinigkeiten zu besprechen. 

Gestern fragte mich ein netter Sklave im Chat, was ich das Schwierigste an TPE finde. Da musste ich nicht überlegen. Mit heftigen Emotionen umgehen, also Wut. Allgemein finde ich es schwierig, wenn man wütend ist, aber dann noch als Sklavin zu reagieren, das ist, in meinen Augen, die Königsdisziplin. 

Er sagte, dass es ihm anders ergehe, weil er nicht wütend wird und viel zu sehr damit beschäftigt ist, seine Herrin zu besänftigen. 

Das brachte mich auch etwas ins Grübeln. Monsieur besänftigen? Mache ich nicht, weil ich der Meinung bin, dass Gefühle raus müssen. Alles, was man zurückhält, kostet Kraft und Energie und das tut nicht gut. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer, wenn ich wütend bin, es hinter die Sklavin zu stellen und ja nicht unpassend zu reagieren. Und nein, ich bin nicht oft wütend, falls sich das nun so lesen sollte. Es kommt vor. Ich bin ein Mensch. Im Allgemeinen bin ich ruhig, streite mich auch überhaupt nicht gerne und mache dabei auch oft nicht mit. Ich hatte genug Stress, Streit, Hass für ein Leben und brauche das nicht mehr. Aber Wut kann aus vielen Situationen herauskommen. Am gesündesten machen es Kinder, die einfach herum schreien, Sachen herum werfen und vollkommen ausrasten. Danach ist die Wut wenigstens weg, glaube ich. Oder ich hörte mal den Rat, dass man alle Gefühle, auch Wut, einfach still fühlen und empfinden soll, weil sie danach weg ist. Nicht darüber nachdenken, weil sie verweilt, sondern einfach im Jetzt nachempfinden und gehen lassen. Mach das mal, wenn Du wütend bist…

Egal, wie auch immer, das finde ich schwer. Wut ist Hilflosigkeit. Ich mag Hilflosigkeit nicht. Vielleicht ist es auch das. Keine Ahnung.

Jedenfalls war ich heute schön einkaufen, Monsieur wurde eingebunden, so gut es ging und wir sind zufrieden.

An den Regeln und deren Einhaltung arbeiten wir weiterhin, mit einem Lächeln im Gesicht und Verständnis im Herzen.


Kommentare