Zaunpfähle und Stecknadeln

 



Ich brauchte eine kleine Pause, aus vielen Gründen.

Weihnachten und Neujahr haben wir gut überstanden und sind nach wie vor gesund bzw Corona-frei.

Damit mein Herr etwas Platz, Zeit und Muse hat zu wachsen, kleine Schritte zu gehen, zu lernen und zu finden, habe ich mich arg zurück genommen in letzter Zeit und die Füße still gehalten, so gut es ging, wobei das nur bildlich gemeint ist, denn real bin ich viele Schritte gegangen.

Meine Migräne war zeitweise sehr häufig und schlimm und mein Neurologe erinnerte mich daran, dass auch Ausdauersport eine Verbesserung bewirken kann, unter anderem.

So begannen wir wieder mit Nordic Walking. Wieder, weil ich eigentlich schon sehr viel mehr Sport gemacht hatte, bevor Corona in unser Leben trat und die Fitness Studios schließen mussten. 

Von 3x die Woche Gerätetraining + Laufband und 2x die Woche Bodybalance,  zu 3x die Woche ins Fitness Studio, egal ob Geräte oder Bodybalance, hin zu gar nicht mehr gehen können.

Nun also nach einer Auszeit wieder Nordic Walken und das kontinuierlich jeden 2. Tag. Dann noch lange walking Spaziergänge im Wechsel.

Ganz ehrlich?

Ich fand es eigentlich schön, bin ich doch gerne in der Natur unterwegs und schlechtes Wetter ringt mir ein Lächeln ab, weil ich auch das genießen kann. Nur hmm meine Begleitungen waren hmm mäßig begeistert. Wir teilten es auf zwei Personen auf und ich hatte das Gefühl, dass ich wie eine ungewollter Hund spazieren geführt werde, ohne dass mein Weggefährte selber Spaß daran hat. Das ist nicht schön.

Naja, nun geht mein Herr nur noch mit mir und ich versuche seinen Frust dabei zu übersehen.

Gassi-Service bezieht sich ja immer auf Hunde und in einer Komödie die ich mal sah, wollte jemand ihren alten Vater dafür anmelden. Keine schlechte, die vermutlich nicht so gut ankommen würde, wie in einer Sitcom, leider. 


Wir reduzierten unsere DS Regeln und Angewohnheiten um Konsequenz zu finden und nehmen immer nur ein Element hinzu, bis es sich etabliert und eingespielt hat, so dass man sich nicht verzettelt und der Frustfaktor gigantisch steigt.

Nachts werde ich angekettet, meistens nur am Halsband, manchmal auch zusätzlich an einem, oder beiden Beinen.

Morgens und abends bekomme ich fünf Hiebe mit einer Gerte, von hart bis zart und zurück, mal im Wechsel, mal durcheinander, mal einheitlich, eben wie meinem Herrn der Sinn steht. Liebevoll nennen wir sie "die 5 Freunde".

Meine Frage, ob ich auf die Toilette darf, stelle ich freiwillig, mein Herr fordert sie nicht ein, umso mehr freut er sich, wenn er sie hört und daran erfreue ich mich wiederum :)


Ich war in der Zwischenzeit von vielen Dingen, Menschen, Situationen massiv enttäuscht und musste mit einigem erst einmal ins Reine kommen, unter anderem mein Bild von DS als solches musste ich überdenken, neu betrachten und neu zusammensetzen. Zwar habe ich immer ein Idealbild im Kopf, von dem mir viele sagen, dass es das so nicht geben kann, dass keiner immer an alle Regeln denken kann, nicht permanent der Herr sein kann und Konsequenz eher Tagesform abhängig ist und doch kenne ich persönlich mind. einen Herrn, der es kann und genau daraus seine Energie und sein Lebensglück zieht, ebenso wie ich. Es gibt also welche und so bin ich immer wieder auf der Suche und total gespannt, wenn ich neue DS Paare kennenlernen darf.

Leider werde ich sehr häufig enttäuscht, denn was öffentlich total authentisch und realistisch dargestellt wird, ist bei genauerer Betrachtung auch nur eine Illusion, Fantasiewelt und, böse gesagt, Lüge. 

Es wird dann beschrieben, welche Regeln man permanent hat, jeden Tag und die immer befolgt wird und wenn man dann Bilder betrachtet oder Texte aufmerksam liest stellst sich immer wieder heraus, kann gar nicht stimmen bzw sieht man eben auch, dass es so nicht permanent umgesetzt wird und man fragt sich leider, was davon dann überhaupt der Wahrheit entspricht und was die Wirklichkeit ist.

Halten sie die Illusion nach außen aufrecht, oder Leben sie ihre eigene Realität und blenden die Lücken aus? Belügen sie andere, oder sich selber direkt mit? Was hat man davon? Warum kann man nicht zu seinen Problemen und Fehlern stehen? Und wenn man es schon nicht kann, warum trägt man dann seine Lügen nach außen und präsentiert sie und schweigt nicht dazu?

Vielleicht vergleichbar mit Instagram, wo gefühlt alles nur geschummelt und gefälscht ist, damit andere staunend darauf schauen und ein wenig neidisch werden.

Ich möchte damit keinen persönlich angreifen! Ich würde es nur gerne verstehen!

Ich selber schreibe authentisch, über alles, die guten und die schlechten Seiten. Manchmal unschöne Dinge, manchmal die schönen, weil das Leben eben genau so ist! Nicht perfekt, nicht immer nur eine Seite und in der heutigen digitalen Welt geht es immer mehr verloren und eine künstliche, nach außen hin perfekte Welt wird simuliert, während im Inneren die Menschen mehr und mehr kaputt gehen, umso mehr bauen sie dann auch wieder eine Illusion nach außen auf und ich bin froh, dass ich anders bin und mit beiden Seiten lebe und und mir selber nichts vormache und innerlich ziemlich gesund bin und permanent daran arbeite, dass es so bleibt und noch besser werden kann.

Meinem Herrn gefällt auch nicht immer was er lesen muss, aber doch betont er, dass es wichtig ist beide Seiten zu sehen und dass die unschöne nicht minder wichtig ist, nur weil sie unangenehm ist.

Klar würde ich lieber schreiben, dass ich immer perfekt diene, alle Regeln einhalte und wenn ich mal eine übersehe, weil ich total im Streß war, mein Herr es umgehend bemerkt hat und ich eine Strafe bekam, er immer in seiner Rolle ist und akkurat perfekt reagiert und agiert, aber das Leben sieht nunmal anders aus und so hat jeder eigene Baustellen an denen er arbeiten muss und dann eckt man eben doch mal wieder aneinander an und spricht Dinge aus, die lieber ungesagt geblieben wären, die man aber nicht zurück nehmen kann und den anderen verletzt haben. So hält man sich dann mal an keine Regel, weil man wütend ist, bekommt dadurch sogar noch zusätzliche Schuldgefühle und hat es noch schwerer und dann ist der Herr vielleicht auch nicht super drauf, reagiert nicht so souverän, wie es besser gewesen wäre und zack entsteht ein handfester Streit. Ich verstehe, wenn man solche Situationen nicht in der Öffentlichkeit diskutieren möchte, was ich jedoch nicht begreife ist, warum man dann sagt, sowas würde einem nie passieren.

Keiner ist perfekt, erwartet doch auch niemand. Man kann darüber schweigen, aber lügen indem man es verleugnet? Muss man das?

Das ist nur ein Beispiel von vielen.

So wurde ich in meiner Sicht über andere DS Paare x-fach enttäuscht und stellte einiges in meinem Kopf in Frage.

Was eigentlich auch etwas Gutes hatte, denn es öffnete mir auch die Augen!

Die Probleme die wir haben, sind gar nicht so selten!

Nur wird wird darüber nicht gesprochen oder zum Thema gemacht.

Ich weiß, dass ich die perfekte Sklavin für meinen Herrn sein kann und ich weiß, dass eine Sklavin nur so gut wie ihr Herr sein kann, ebenso kann ein Herr nur ein guter Herr, mit einer guten Sklavin sein!

Mein Herr brauchte etwas Platz, Zeit und Ruhe, also versuchte ich sie ihm dies zu ermöglichen und kommentierte nichts mehr, zog mich zurück, fuhr mich auf ein Minimum herunter in allen Bereichen, machte vieles mit mir selber aus und legte den Fokus auf mein eigenes Leben, meine Bereiche an denen ich feilen muss.


Blieb die Leine im Auto weg, sagte ich nichts.

Blieb die Kette nachts weg, schwieg ich.

Bekam ich die Leine auf dem Sofa dran, freute ich mich still und machte es nicht zum Thema.

Ich zog an, was ich für richtig hielt, unabhängig von ihm und fragte nicht mehr, was ich essen, trinken oder machen darf und soll.

Ich versuchte einfach, dass er findet, was für ihn Sinn macht, dadurch den Spaß neu entdeckt und es selber wiederholt, wenn er möchte.

Nach wie vor ist sein Wille mein Fetisch, aber daraus entsteht unweigerlich das Problem, dass ich ihn nicht beeinflussen möchte und wenn ich es doch tue, es sich grauenhaft für mich anfühlt. Seinen Willen zu bekommen bedeutet auch, ihn zu spüren und da mein Herr sehr auf mein Wohlbefinden achtet und eben darauf hört was ich so von mir gebe und davon Entscheidungen abhängig macht, begann ich mehr auf die leisen Töne zu achten. Er befiehlt nicht, er spricht nicht in Großbuchstaben, wie ich es nenne, als Terry-Pratchett-Fan, sondern gibt mir Optionen.

Das ist offen gesagt so gar nicht meine Art, ich bin eher von der Leber frei weg auf die Zunge! Ich bin ein sehr direkter Mensch, ohne Blatt vor den Mund und wenn jemand durch die Blume zu mir spricht, verstehe ich nicht unbedingt, was er von mir möchte, umso mehr verlangt es mir ab, dann doch genau hinzuhören und im Leisen die Wünsche und den Willen meines Herrn herauszuhören.

Er sagt nicht: "Sklavin, Du hast Dich während meiner Video Konferenz neben mir auf dem Sessel einzufinden und ruhig zu sein!" 

Er sagt: "Ich würde mich freuen, wenn Du während meiner Video Konferenz auf dem Sessel bist."

Das gibt mir gefühlt viel Freiheit, die ich weder möchte, noch brauche, noch schätze und mein erster Instinkt ist es zu sagen, dass er mir nur Optionen zeigt und ich entscheiden kann, was ich wirklich machen möchte. Das bringt ihn in eine Zwickmühle, weil er ja weiß, dass ich seinen Willen möchte, er aber auch nicht sagen möchte, dass ich etwas tun soll, was ich von mir aus nicht möchte, obwohl das sein Recht ist. Diese Zwickmühlen muss ich vorher erkennen und vermeiden, indem ich auf jedes Wort genau achte, was er an mich richtet, weil er eben nicht Klartext sprechen möchte, sondern Möglichkeiten formuliert, die ich als Befehl interpretieren müsste, auch ohne die Klarheit und den strengen Ausdruck.

Für mich ist das sehr, sehr schwierig!

Ganz ehrlich gesagt, geht es mir massiv gegen den Strich, weil ich eben die Großbuchstaben, die klaren Worte und Befehle liebe und sagen würde, ich brauche sie!

Nun ist mein Herr allerdings anders und ich habe ihn mir ausgesucht und mich ihm geschenkt und TPE bedeutet eben auch, dass ich mir dann die Mühe mache und lerne, lerne, lerne, die leisen Töne zu hören, zu beachten und danach zu handeln.

Seine sehr höfliche Art gefiel mir früher über alle Maßen und ich genoss es einen Herrn zu haben, der sich gewählt ausdrückt, ohne dass es ihm selber bewußt ist, weil es zu ihm gehört und nicht aufgesetzt ist. 

Mir schwoll die Brust, wenn ihn jemand kennenlernte und mir zu raunte: "Oh, der drückt sich ja toll aus!" oder "Wow, sehr höflich und freundlich!"

Er strahlte durch seine Ausdrucksweise als geschliffener Diamant zwischen vielen grauen Kieselsteinen. Wie kann ich von so jemanden erwarten, dass er plumpe Befehle ausdrückt? Da muss ich umdenken und ich weiß jetzt schon, dass es viel Arbeit ist und ich oft an Grenzen stoßen werde, aber ich weiß auch, wofür ich mir diese Arbeit mache und dass es sich lohnt.

Umso mehr freue ich mich, wenn ihm dann und wann etwas flegelhaftes heraus rutscht und er plötzlich danach kichert, weil es ihn selber ebenso überraschte wie mich :)

Von winkenden Zaunpfählen umdenken zu fallenden Stecknadeln ist kein leichter Weg...



Kommentare