Freitag, 8. März 2024

Weltschmerz

 Ist es nicht toll, dass die deutsche Sprache für alles ein Wort hat?

Weltschmerz ist, was mich im Moment plagt und gefühlt Monsieur auch. Es passiert so vieles da draußen und nur das Wenigste davon ist positiv, umso wichtiger ist, dass man es sich daheim schön macht.

Mir fällt immer mehr auf, wie sehr ich runter fahre, entspanne, Ruhe suche und wieder ein eigenständiger (nicht im Machtgefälle betrachtet) Mensch werde.

So sehr, wie mich die letzten Jahre schlauchten und beanspruchten, so dass nahezu permanent Notstand in mir herrschte, so sehr genieße ich es nun, einfach Ruhe zu haben. 

Jahre, in denen ich als Mutter zusätzlich für meine Gesundheit und mehr kämpfen musste und all das was zuvor passiert war, man funktioniert nur noch, ist im Überlebensmodus und selbst in den kleinen Pausen hat man keine Gelegenheit um wieder runterzufahren.

Jetzt ist sie aber da, die Zeit, in der ich endlich Frieden und Ruhe finden kann. Und ja, das wird noch einige Zeit beanspruchen, immerhin stand ich fast mein gesamtes Leben unter Druck und musste kleine und große Katastrophen und Schicksalsschläge hinnehmen, so dass man nicht einmal die Chance hat etwas zu verarbeiten.

Das wirklich Schöne ist, dass auch Monsieur runterfährt und wir wieder einen Einklang finden, der uns, seit wir zusammen gezogen sind, gefehlt hat. 

Heute gingen wir zum Beispiel mit dem Hund spazieren, saßen auf einer Bank in der Sonne und Monsieur las etwas und ich schaute dem Hund zu, sah mir die Bäume an, freute mich über die vielen Blüten überall und er fragte, ob ich nichts zum Lesen dabei hätte?

Natürlich habe ich auf dem Handy die Kindle App und kann überall lesen, zusätzlich hatte ich das Tablet dabei. Monsieur hat mir extra eine neue Hülle bestellt, weil ich es mit der guten Lederhülle nicht mitnehmen wollte, dann dachte ich mir, dass die Öffnungen nun alle frei liegen, wenn es in meiner Tasche ist und vollkrümeln können, also bat ich noch um eine zusätzliche Tasche und bekam auch diese, also hatte ich es heute voller Stolz eingepackt, denn damit kann ich lesen und zeichnen, je nachdem wonach mir die Lust steht.

Jedenfalls antwortete ich, dass ich natürlich lesen könnte, jedoch nicht möchte, da ich einfach mal da sitze und nichts mache.

Ich hatte verlernt nichts zu tun und habe in den letzten Monaten entdeckt, wie gut es tut, einfach mal dazusitzen und Löcher in die Luft zu starren, ok in Wahrheit schaue ich meine Umgebung an und genieße die Stille.

Durch mein eigenes Zimmer bemerkte ich, dass es wirklich schön ist, wenn man in einem ruhigen Raum lümmeln und lesen kann.

Zum Verständnis, ich habe praktisch noch nie alleine gelebt. Immer waren Menschen um mich herum, immer laut, Lärm und jemand will was von einem und wenn es nur ein Gespräch ist.

Einfach mal für mich sein, herrlich!

Also saß ich so da und hatte das Bedürfnis zu erklären, was ich da mache und dass es eigentlich eine Art von Regeneration ist. 

Monsieur kennt mich, kennt meine Lebensgeschichte und hörte sich das an, verstand mich und, das fand ich total spannend, las erst noch etwas weiter, legte es dann auch weg und schaute auch einfach die Natur an.

Wir wachsen im Moment mehr zusammen. Monsieur lernt mit mir Französisch, wobei das falsch klingt, denn er kann es bereits. Ich meine, er hilft mir nun aktiv. Zuvor habe ich lediglich über Duolingo alleine geübt und nun unterstützt er mich aktiv. Dafür bin ich ihm dankbar und dafür, dass er mir Zeit lässt, dass er mir, gefühlt, beim zu mir zurück finden zuschaut und mich unterstützt, wenn er es für angebracht hält.

Er geht nun öfter morgens mit dem Hund raus und sagt, ich soll noch was liegen bleiben. Fantastisch! Im Bett bleiben, noch was lesen können! Dadurch machen mir die restlichen Tage weniger aus, wenn ich morgens gehen darf. Ich mag es einfach nicht, wenn ich morgens aufstehe, mich fertig mache, mit dem Hund raus, Tiere füttern, dann ist es schon fast mittags. Es nimmt so viel Zeit in Anspruch, aber wenn es nicht jeden Tag ist, gehe ich entspannter an die Sache ran und es macht mir nichts aus.

Wir haben gemerkt, dass ein fester Tagesplan einfach nicht funktioniert, weil so viel von den Tieren schon festgelegt ist und dann natürlich immer etwas dazwischen kommen kann, wie zum Beispiel, dass man jemanden auf der Hunderunde trifft und sich verquatscht.

Monsieur schreibt mir oft morgens einen Brief, in dem steht dann was ich erledigen soll. Vom Haushalt schreibt er nichts, weil er weiß, dass ich da eher zu viel mache, also schreibt er, dass ich in dem und dem Buch lesen soll, dass ich eine Zeichenübung machen soll, dass ich mich in die Sonne setzen soll oder dergleichen, denn das kommt bei mir oft zu kurz, oder eher kam, denn, vielleicht durch seine Einwände auch, mittlerweile achte ich mehr darauf!

Ich fühle mich von Tag zu Tag wohler, auch weil es mehr DS gibt. Lange nicht genug, jedoch Schritt für Schritt. Monsieur weiß auch, dass es mir wichtig ist, dass man langsam geht, bevor man versucht zu rennen und hinfällt. Das Letzte was ich im Moment gebrauchen kann ist Druck, den mache ich mir selber schon und versuche davon wegzukommen. Statt: "Das muss ich durchziehen, damit es erledigt ist!" übe ich mich in: "Ich mache jetzt diese Sache und dann kann ich mich hinsetzen und in Ruhe ein wenig lesen und wenn die Sonne scheint, dann mache ich es umgekehrt!" 

Genug erledigt bekomme ich in jedem Fall und falls nicht, dann ist Monsieur der Erste, der sagt, dass das doch ok ist und ich nicht so streng mit mir sein soll.

Ja, nicht so streng mit mir sein ist so ein Ding. Wenn Monsieur sagte, ich soll die Küche nicht machen, weil ich schon viel gemacht habe und er sie machen möchte, aber erst etwas später, weil er vorher noch zu tun hat, dann habe ich es trotzdem gemacht, damit es erledigt ist, damit er es nicht machen muss, damit es nicht rumsteht. Aber ich habe mich über sein Wort hinweggesetzt, er hat keine Wirksamkeit daraus ziehen können, ich habe zu viel gemacht und keiner ist glücklich. 

Das bekomme ich nun auch in den Griff. Zwar frage ich noch mehrmals, ob ich es wirklich nicht machen soll, aber er sagt, nein, ich soll es stehen lassen und dann lasse ich es stehen und fühle mich nicht gut, aber doch auch gut, weil ich mich an Monsieurs Worte halte. 

Das hatte sogar zur Folge, dass ich eine Belohnung bekam und Monsieur sagte, ich bekomme einen Orgasmus, also hatte ich extra die Geschichte der O angemacht, auf Französisch, wie er es mag und mich gefreut. Keine Ahnung wie ihn das so beflügeln konnte, jedenfalls holte er nach meinem Orgasmus den Stock und verpasste mir ein paar Hiebe. Er meinte, dass man so eine Sklavin in Besitz erkennen würde, anhand ihrer Striemen. Entweder werde ich immer weicher, oder er schlägt härter zu und da man teilweise noch am nächsten Tag leicht was sieht (bei mir ist das eine große Ausnahme), denke ich, dass er härter schlägt. 

Oder ich bekam einen besonderen Tee morgens hingestellt und nicht eine meiner üblichen durchgetakteten Teesorten. Also ein kleines Highlight, wodurch er auch zeigen kann, warum ich Tee trinke und wer entscheidet welchen Tee es gibt.

Zum Weltfrauentag mag ich lediglich einen Gedanken äußern:

Emanzipation bedeutet, dass Frauen so leben können, wie sie es wünschen und wenn eine Frau in vollkommener Abhängigkeit von ihrem Herrn leben möchte, dann ist das auch eine Form von Emanzipation, da es eine bewusste Entscheidung ist.

Diese Diskussion kann man zwar nicht mit Alice Schwarzer führen, ja das habe ich versucht, da sie abwinkt und nur ihre Form von Emanzipation akzeptiert, jedoch ist das, meiner Meinung nach falsch, denn jegliche Lebensart sollte erlaubt sein, so lange die Frau es sich wünscht. 

So lange das nicht in allen Köpfen verankert ist, haben wir noch viel zu lernen. 

Keiner sollte sich verleugnen müssen, nur um in das Bild anderer Menschen zu passen und andere Menschen sollten jeden so akzeptieren, wie er oder sie ist. 

Ob es sich dabei um Fetische, Gesinnungen aller Art, sexuelle Orientierung oder das gewünschte Geschlecht handelt, das sollte egal sein. Jeder möchte so akzeptiert werden, wie er/sie eben ist und das sollten wir doch ermöglichen können, so lange es keinem schadet und niemanden verletzt. 

Es könnte so einfach sein, jedoch ist selbst in unseren eigenen Reihen die Toleranz keine Grundvorraussetzung und so denken manche, dass nur ihr gelebter BDSM genau so der einzig richtige ist, nur ihre Sicht, die einzig wahre und es werden sogar nach wie vor andere Lebensarten beschimpft und nicht akzeptiert.

Ich bin sehr froh, dass ich mich real nicht mit solchen Menschen auseinandersetzen muss und virtuell einfach ignorieren kann.

Jeder wie er mag, so lange es keinen verletzt, keinem schadet und alle einverstanden sind, denn wir sind nicht auf der Welt, um andere zu beurteilen und über sie zu richten.


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