Dienstag, 21. Juli 2020

Alltagsignoranz

Mein Herr hat die Plakette nun dauerhaft gut sichtbar am Halsband befestigt, so dass man sie, theoretisch, gut lesen kann.

Gestern waren wir, unter anderem, bei Ikea unterwegs.
Mein Herr schaute sich Sessel für sein Arbeitszimmer an. Mein Schreibtisch ist in eine andere Ecke gewandert und machte somit Platz für sein Anliegen.
Der Gedanke von ihm war, dass er darin bequem sitze, lesen, denken, die Decke anstarren kann und neben ihm das Kniekissen ist, auf dem er dann seine Sklavin dekorativ in Szene setzen kann, so dass er Freude an ihr hat.

Er lümmelte probehalber und rief mich zu ihm, weil ich mir einen Sessel anschauen sollte und da ich mich immer bemühe eine gute Sklavin zu sein, kniete ich mich vor ihm nieder und unterhielt mich über die verschiedenen Vorzüge der Sitzmöbel, denn eigentlich hatte er einen ganz anderen im Kopf, machte sich jedoch Sorgen um die Größe und den Platz.
Seit einigen Jahren knie ich hier und da mal in der Öffentlichkeit. Gerade anfangs fiel es mir sehr schwer und ich schaute mich panisch um, ob jemand etwas bemerken könnte. Mittlerweile ist es mir egal, ich habe meinen Fokus auf meinen Herrn und blende den Rest um mich herum aus. Ich empfinde stolz dabei, wenn ich meinen Herrn glücklich oder zufrieden mache damit und ich genieße es, auch dort meinen Platz spüren zu können.











Nachdem ich ihm immer wieder versichert hatte, dass es für mich vollkommen in Ordnung sei, meinen Schreibtisch woanders hinzustellen, gönnte er sich sein Traumstück, von dem er schon länger träumt :)

Naja, nun ist es eh nicht mehr seiner, der Kater hat ihn übernommen und angeeignet...





Als wir so durch den Snack Shop liefen, schaute ein Mann wirklich auf die Plakette und versuchte sie zu lesen. Der erste überhaupt! Dabei wurde mir bewußt, wie ignorant die Menschen doch sind, denn ich laufe schon einige Tage damit herum und bisher schaute keiner interessiert darauf (was mich eher erleichtert) oder angeekelt weg, sondern es ist vielmehr so, als würde sie nicht vorhanden sein.

Jeder scheint so mit sich und seiner Welt beschäftigt zu sein, als dass man sein Gegenüber gar nicht mehr wirklich beachtet, oder wahrnimmt. Ein erschreckender Gedanke!

Natürlich stellt man sich regelmäßig die Frage, wie man wohl reagieren würde, was man antworten könnte, wenn wirklich jemand das Wort an einen richtet, allerdings kam es bisher nahezu nie vor.

Mal lächelt mich ein Mann besonders an, aber ob es nun wegen mir, oder irgendwelchen Merkmalen ist, kann ich nicht sagen, da ich auch ohne Halsband regelmäßig aufmerksam beachtet oder angesprochen wurde.

Einmal fragte mich ein Typ, aus was mein Halsband sei, nachdem er es als schön bezeichnet hatte. Ich weiß gar nicht mehr was ich genau sagte, irgendetwas banales und ging schnell weiter, weil er die Hand schon ausgestreckt hatte.

Beim Friseur bekam ich öfter zu hören, dass ich eine schöne Kette tragen würde, dann bedanke ich mich artig dafür und sage nichts weiter dazu.

Sonst?

Ich glaube nichts, oder ich bemerke es nicht.

Andererseits, würde ich eine andere Sub/Sklavin mit Halsband treffen als Mann, würde ich sie auch nicht unbedingt ansprechen. Als Frau ist es ja irgendwie etwas anderes :)
Gerne würde ich mal einer anderen Sklavin begegnen, da ich mir das wirklich schön vorstelle :)

Kontakte zu knüpfen innerhalb der Szene finde ich allgemein schwierig.

Es gibt immer einen riesen Haufen Doms, die einen aber nur abwerben oder anbaggern wollen, oder blöde ausfragen.
Nur mit wenigen kann man sich gut unterhalten, umso mehr genieße ich es dann :)

Bei Sklavinnen ist es auch nicht leichter, da nicht wenige stutenbissig sind und eher eine Art inneren Wettbewerb hegen, wer härter und devoter ist und ähnliches. Das ist nicht meine Welt.

Beide Geschlechter neigen oft dazu zu behaupten, so wie sie BDSM leben ist es die einzige wahre Form und alle anderen müssen dem nacheifern, ansonsten sind es ja keine BDSMler.
Das kann man in anderen Kleinvereinen auch immer verfolgen. Dieses arrogante Denken, nur so wie man selber etwas macht, sei es die einzig mögliche richtige und wahrhafte Art und alle anderen sind Stümper.
Grauenhaft!

Im englischsprachigem Bereich geht es da wesentlich freundlicher und offener zu.

Jeder möchte doch gerne einfach akzeptiert werden, so wie er ist, warum können wir das denn dann nicht umsetzen laut dem Motto: "So wie ich gerne behandelt werden möchte, behandle ich auch andere."?

Naja, derweil bin ich dann eben damit beschäftigt die Perlen im Morast zu suchen und mich über jede einzelne zu freuen :)



3 Kommentare:

  1. Entschuldigung für die Qualität meiner deutschen Sprache.

    Das ist sehr schön geschrieben

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    1. Hallo lieber Hut66au :)
      Das war doch perfekt!
      Dankeschön für das Kompliment, es freut mich sehr und es freut mich auch, dass Du Spaß beim Lesen hattest!

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    2. Viel Wichtiger ist, das du deine Erfüllung findest . Dein Herr seine Freude und Stolz, auf sein Besitz ist. Das ist der Kern den BDSM ausmacht. Jede Beziehung muss wie eine Wagge im gleich Gewicht sein. LG Karl

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