Antworten auf alte Fragen

 Ich lese, noch immer, die alten Blogeinträge meiner Ehe durch und nie hatte ich das so dringende Bedürfnis, in der Zeit reisen zu können, oder wenigstens eine Nachricht an mich selber schicken zu können.

Da ist dieser Mann, der mich kurz nach meinem 20. Geburtstag gefunden hatte und im Prinzip von Anfang an eine Beziehung auf Lügen aufbaute. 

Über die Jahre kamen manche Unwahrheiten ans Licht, andere werden es wohl nie und oft musste ich sie mir anhören, wenn er Bekannten und Freunden irgendetwas aufgetischt hat und selbst diese Menschen mit den Augen rollten und kein Wort glaubten.

Und dann soll ich zu diesem Menschen immer wieder das Vertrauen aufbringen, um mich ihm unterwerfen zu können und wenn ich das nicht schaffte, weil wieder etwas vorgefallen war, oder einfach, weil er wieder eine DS Pause eingelegt hatte?

Statt an der Beziehung, an dem Mann zu zweifeln, suchte ich stattdessen immer wieder die Schuld bei mir selber. Dann kamen immer wieder die gleichen Fragen und Zweifel in meinen Sinn. 

Hier mal ein Auszug:

"Aber nochmal zu meinen Gedanken, denn vergessen sind sie nie. Ich habe immer noch keine Antworten. Es kommt mir vor wie ein Rätsel und ich kenne die Lösung nicht, oder wie eine verschlossene Türe und ich habe keinen Schlüssel. Ich zweifel dadurch an vielem, auch an meiner devoten Ader, auch daran, ob ich überhaupt BDSM leben möchte, oder ob es falsch ist, aber Stino bin ich wirklich nicht. Ich weiß in den Stunden danach und manchmal sind es auch ganze Tage, nicht was ich möchte, wie ich es möchte oder sonst irgendwas. Ich bin in meinen Grundmauern erschüttert und muß mich erst einmal selber finden."


Dabei war die Antwort so simpel!

Du hast kein Vertrauen, nicht einmal mehr Grundvertrauen in diesen Menschen. 

Du rechnest immer damit, dass er wieder nicht heim kommt und sich Stunden oder Tage nicht meldet. 

Du hast die Angst tief in den Knochen,  dass Du Dich wieder auf ihn einlässt und er dann, wenn Du wieder eine Bindung zulässt, verschwindet, oder Dich ignoriert.

Es liegt nicht an Dir.


Ich hatte so viel zu geben und nicht den Menschen, der es nehmen wollte oder konnte. Und statt das konsequent einzusehen und danach zu handeln, habe ich auf mein Verhalten geschaut. Ab und zu jedoch ließ ich auch Kritik zu, nur um hinterher noch mehr über mein Verhalten nachzudenken.

Heute weiß ich wirklich, was ich alles kann, wozu ich in der Lage bin und wie tief meine devote Seite geht, wie sehr ich es brauche, als Sklavin zu leben und dass es unbedingt auf den Herrn ankommt. 

Ich hätte einen ruhigen Menschen gebraucht, der mich auch einfach mal aus der Situation heraus nimmt und zeigt, dass man mich erst recht lieben kann, wenn es mir nicht gut geht und Verständnis hat und dann seine strenge Hand anlegt und mein Verhalten korrigiert.

Wenn man wirklich tief verwurzeltes DS leben möchte, dann darf man sich nicht mental verletzen, weil sonst immer die Angst im Hintergrund lauert, dass man wieder verletzt wird und das verhindert, dass man sich öffnen kann.

Eine Sklavin kann nicht verschlossen sein, ihrem Herrn gegenüber und dienen. Das schließt sich aus. Sie kann gehorchen und folgen, aber wirklich dienen, aus dem Herzen heraus, demütig, das erfordert, dass sie offen und mit ihrem Herrn verbunden ist und keinerlei Sorgen oder Angst vor ihm und seinem Verhalten hat. 


Ich bin heute nicht wütend auf SirStiev, ich bin ihm nicht böse. Ich kann normal mit ihm reden.

Jemanden verzeihen, das macht man, damit es einem selber besser geht. Ich habe ihm verziehen. Wir hatten sehr viele Sorgen, sehr viel Streß und er war psychisch nicht in der Lage. Ich hätte mir gewünscht, dass er mit seinen 12 Jahren mehr Erfahrung, einen Schlussstrich gezogen hätte, als absehbar war, dass wir nicht dasselbe brauchen. Aber er konnte es wohl nicht. 

Ich hätte mir mehr vertrauen können und begreifen, dass ich in den richtigen Händen aufgeblüht wäre, aber das bringt alles nichts. Es ist passiert und es hat auch seine guten Seiten. Nichts passiert ohne Grund, auch wenn ich ihn nicht immer sehe oder verstehe. 

Das war im Jahr 2007 und wir ließen uns erst zehn Jahre später scheiden. Wobei, nein, ich ließ mich scheiden. Er hat nie eingewilligt. 

Ich weiß selber nicht mehr, wie genau das Tagebuch weiterging, weil ich so viel verdrängt habe und es ab 2010 nochmal sehr viel schlimmer wurde. 

Es tut aber gut, mit dem Abstand alles nochmal zu lesen, mit dem Wissen, wie es weiterging und endete. 

Mit dem Wissen was ich dann noch alles erleben durfte und wie sehr ich es wirklich genieße, Sklavin zu sein, wenn das Vertrauen da ist.

Ich bin einfach nicht gut darin, ein Stino zu sein und zu viel selber in der Hand zu haben.

Blühen, wachsen und gedeihen kann ich nur unter Kontrolle, eine Hand im Genick habend und auf dem Boden kauernd. 

Dann bin ich vollkommen.

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