Sonntag, 3. Oktober 2021

Kleiner Seelenurlaub in Kurzform

 Ich hatte gestern ein kleines Herbstfest entdeckt und Monsieur gefragt, ob wir da gerne hingehen mögen und somit fuhren wir tatsächlich los!

Aber von vorne. 

Ich bat darum aufstehen zu dürfen, beging meine Morgentoilette und fragte, ob ich Brötchen beim Konditor holen dürfe und machte anschließend einen kleinen Abstecher zum Metzger. 

Mit meiner Beute kam ich stolz zurück und wir frühstückten in Ruhe und ausgiebig. Ich am Boden, wie es sich gehört.

Hinterher erledigte ich die, von mir selber auferlegte, Reinemache-Routine. 

Etwas zu Trinken eingepackt und schon fuhren wir los!

Klingt doof, aber es ist schon was her, dass wir mal einen Ausflug machten. Juli glaube ich.

Auf der Fahrt hörten wir ein schönes Hörbuch. Es gab keine Leine, aber ich sagte nichts, weil Monsieur mehrfach neben die Leine griff, um sich ein Taschentuch, einen Kaugummi usw. zu nehmen und ich hatte mir gedacht, wenn er sie benutzen wollen würde, wäre es ihm dabei aufgefallen und ich bin wirklich nicht mehr in der Position oder Stimmung, alles selber anzustupsen, wenn nichts von ihm kommt.

Es war trotz schlechtem Wetter viel los, aber wir hatten gutes Karma und es wurde auf dem überfüllten Parkplatz einer frei, just als wir ankamen. 

Auf dem Heimweg hatten wir gute Laune, wieder ohne Leine, aber dafür weiter dem Hörbuch lauschend. 

Zurück ging alles seinen normalen öden Weg, aber wenigstens mit guter Stimmung und etwas erfüllter und ausgeglichener.

Monsieur wollte gerne einen Film mit mir schauen und ich fragte auffordernd, wie wir den denn noch angenehmer schauen könnten und Monsieur holte die gute Lederleine, während ich mir mein kleines Lager vor dem Sofa, auf dem Boden, aufschlug, wie er es sich gewünscht hatte. Ich habe ein großes Kissen für den Boden, dass so dick ist, dass man sogar darauf schlafen kann und dazu noch ein Kissen als Rückenstütze, einfach super bequem! Noch eine Kuscheldecke und ich war bereit! Schnell aus den Klamotten geschlüpft und eingeflauscht und schon begann der Film. Das fand ich wirklich schön und es tat mir so gut auf dem Boden zu sein!

Abends ist von dem Abendritual schon lange keine Rede mehr und das Hundebett ist auch kein Thema, ebenso wenig wie das frühere auf Erlaubnis warten müssen, ob ich ins Bett darf.

Monsieur legt mir die Kette an und schläft umgehend ein, das wars.

Heute Morgen ging es ebenso los, ich sagte, dass ich gerne aufstehen möchte, Morgenroutine, Frühstück, selbstauferlegte Putz-Routine und ich fragte Monsieur, ob wir einen Spaziergang machen wollen. Er schlug eine kleine Radtour vor, was ich umso toller fand!

Zwischenzeitig hatte er ein Paddel, einen Vibrator und noch was aufs Bett gelegt, um an den Haustierchen-Wartungssonntag zu denken. Schwuppdiwupp hatte ich es versteckt und Monsieur drohte mir Konsequenzen an. Vielleicht schmollt er gleich, ich weiß nicht was er genau damit gemeint hat.

Nun mache ich gerade nebenher Abendbrot und ich glaube, Monsieur hat das kleine Versteckspiel wieder vergessen. Seis drum, denn ich finde eine Wartung immer sehr schwierig, wenn der allgemeine Rahmen nicht stimmt.

Zwar verweigere ich mich meinem Herrn nicht, aber ich fühle mich dabei sehr unwohl. Es ist, als würde es ihm nicht zustehen, als würde er sich damit nur die Rosinen heraus picken und die Arbeit, den Rahmen, das Gerüst vollkommen vergessen und fertig. Ich habe davon eine andere Vorstellung und Monsieur weiß das. Wir reden oft und viel und ändern tut sich weiterhin wenig, aus meiner Sicht.

Vorhin, auf unserer Radtour, dachte ich mir, dass ich ein wirklich hartes Leben hatte, in dem ich viel kämpfen musste, viel einstecken, viel auf mich alleine gestellt war und immer wieder Hürden, Stolpersteine und schlimmeres ertragen musste, um dann die Kraft herzuzaubern, doch wieder aufzustehen.

Und ich dachte mir, dass ich einfach gerne mal Ruhe hätte und eine Beziehung, in der ich schwach sein kann, in der jemand anderes für mich da, ist in der ich mich mal anlehnen kann und nicht stark sein muss.

Habe ich nicht.

Gefühlt greift mich Monsieur täglich verbal an und macht mich schlecht. Sagt, wie toll sein Leben früher war, wie toll alles war und wie schlecht es nun ist. Gefragt, was genau er meint, bekomme ich keine Antwort mehr. Früher schon, dann habe ich versucht diese Dinge so hinzubekommen, dass sie möglichst wieder wie früher sind und das habe ich mit viel Anstrengung sogar geschafft, denke ich, aber  er sagt es noch immer, nur eben nun ohne eine Antwort, so dass ich nichts verbessern kann.

Ich muss Schutzmauern haben, um das ertragen zu können.

Ich muss stark sein, weil ich mein Leben selber regeln muss, was mich viel Kraft kostet, da es gegen meine Natur geht.

Ich kann es mir nicht erlauben, auch mal loszulassen, weil ich die bin, die alles zusammen hält.

Ich muss immer diese Kraft aufbringen und hatte mir so sehr eine starke Schulter gewünscht. Einen Felsen in der Brandung. Einen Anker. 

Auf dem Ausflug war es schön gestern. Ein wenig Normalität. Ein wenig Input bekommen, mal draußen sein und was anderes sehen. 

Die Radtour heute tat gut. Ich mag es, wenn  ich meinen Körper ausnahmsweise mal positiv spüre, statt durch Schmerzen. (bezieht sich nicht auf BDSM, sondern meine Krankheit)

Aber ich fühle mich dabei auch alleine.

Monsier stand gestern immer etwas abseits, ließ mich machen und hielt sich in meinem Schatten auf. Zwischendurch fragte er, ob ich was schönes entdeckt habe, ob ich Spaß habe, aber jeder schaute irgendwie vom anderen getrennt.

Es gab früher eine Zeit, als ich das Gefühl hatte, dass wir eine Symbiose sind und uns ergänzen und die Schwächen des anderen ausgleichen. Dass wir alles zusammen schaffen können, gegen den Rest der Welt und dass wir füreinander da sind.

Jetzt fühlt es sich wie ein gegeneinander an und man muss aufpassen was man sagt, was man tut und ist einfach froh, wenn es mal keinen Streit gibt, wenn man etwas zusammen macht.

Das ist sehr weit von meiner Vorstellung von einer Beziehung weg und ich weiß nicht, ob wir dahin zurück kommen.


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