Gefühle zulassen können

Ich freue mich ja immer riesig, wenn mir jemand schreibt, also auch wenn es Kritik ist, freue ich mich.

Dann lese ich es, mache mir Gedanken dazu, nehme es manchmal direkt an, manchmal erkläre und erläutere ich, warum etwas wie ist, aus meiner Sicht, jedoch bin ich immer dankbar und finde es schön, wenn sich jemand die Mühe macht und mir seine Meinung mitteilt :)


So bekam ich auf meinen letzten Eintrag einen interessanten Blickwinkel geschenkt. Ich könnte das nächste mal meine Gefühle mehr beschreiben.

Vorher hätte ich gedacht, das habe ich. Hm, nach der PN frage ich mich, ob ich es wirklich habe?


Vorab, ich schreibe meine Einträge von der Seele weg runter. Ich lese sie normalerweise kein zweites Mal, weshalb vermutlich auch Fehler drin sind, aber ich mag es nicht, meine eigenen Texte zu lesen, also muss ich innerlich Revue passieren lassen und mich fragen, ob ich wenige Gefühle beschrieb oder es eher eine Aufzählung war?

Darüber kam ich zu dem Gedanken, dass ich vielleicht allgemein meine Gefühle zu wenig belichte und betrachte.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da konnte ich sie mir auch nicht erlauben und musste sie weg sperren und nun frage ich mich, ob davon zu viel übrig geblieben ist?

Ich empfinde meinen Herrn regelmäßig als nicht wenig emotional und er mich als gefühlskalt, bisher dachte ich mir, die Mitte sei die beste Option, nun komme ich hingegen ins wanken.

Also eine Baustelle, die man genauer betrachten muss und daran arbeiten sollte :)




Die letzten Tage hatte ich keine Lust zu schreiben. Manchmal ist das einfach so und dann schreibe ich auch nicht, außer mein Herr verlangt es. Tut er bisher nicht, ist glaube ich auch gut so, denn gezwungene Einträge sind vielleicht nicht die Besten.

Das Corona Chaos normalisiert sich etwas und dadurch sortiert sich unser Alltag wieder um, zeitgleich wächst damit auch die Sorge, dass man sich doch anstecken könnte, weil die Menschen unvorsichtiger werden.

Mein Herr achtet sehr auf mich und geht lieber selber einkaufen, ohne mich, findet es dann aber auch wieder umständlich, weil er es nicht gewohnt ist und lässt mich dann doch lieber selber einkaufen bzw steckt in einer Zwickmühle fest, wie er sich entscheiden soll.

Seit der Maskenpflicht hat er es da etwas einfacher und ich übernehme es ja gerne, packe zuverlässig Leckereien für ihn ein und versuche ihn zu verwöhnen :)

Auch ist weniger Zeit übrig um die geplanten Strukturen umzusetzen, so kam er in seinem Regelwerk nicht sehr viel weiter und vernachlässigt es etwas, wobei ich nun nicht meckern möchte, denn er hat mein Verständnis! Arbeit geht vor, kein Thema, wünschen darf ich mir hoffentlich dennoch, dass es auch mal wieder ein wenig anders wird, denn der Anfang war wirklich gut und es fühlte sich toll an, als er die Zügel mehr in die Hand nahm, als sonst.

Andererseits verliert man auch schnell aus den Augen was man bereits hat und sollte die Kleinigkeiten betrachten können :)

So bestimmt er mittlerweile komplett über meinen Tee, was ich genieße, denn er trinkt dadurch gerne die ein oder andere Tasse mit und ich bekomme ihn vielleicht doch noch konvertiert zum Tee Trinker!

Auch bekam ich endlich ein anderes Duschgel zugesprochen, nachdem ich darum gebeten habe. Nicht mehr "warming happy hugs", sondern "iced strawberry dream", also sommerlicher, leichter :)

Überhaupt bin ich von alleine dazu übergegangen mehr zu erfragen, was ihn erfreut und wenn ich es mal nicht tue, fordert er es ein, was mich erfreut und lächeln lässt :)


Immer verlangte ich nach mehr und schaute nur auf das was ich nicht habe, an einem gewissen Punkt versuchte ich umzudenken und es zu ändern, denn man kann nicht glücklich oder zufrieden sein, wenn man nur etwas hinterher rennt, was man gerne hätte und dabei übersieht, was man hat.

Wenn man nur Forderungen an den Kopf gehauen bekommt und Defizite zu hören bekommt, hat man keine Lust etwas zu ändern, es raubt nur Energie, so ähnlich sagte es auch mein Herr regelmäßig, also schwenkte ich um und versuchte zufrieden zu sein, mit dem was ich habe, wie ein Verhungernder, der sich über ein Stück Brot freut. Das Stück Brot habe ich dann :) Wenn mir mein Stück Brot wieder weggenommen wird, versuche ich nicht zu schimpfen, sondern es hinzunehmen, höchstens zu sagen, dass ich es gerne hatte und gerne wieder bekommen würde, wenn es irgendwann geht und passt.

Gelingt mir vielleicht nicht so gut, muss ich gestehen, aber ich arbeite dran!
Es ist halt für beide eine enorme Umstellung in vielen Bereichen. Für ihn, weil wir zusammen zogen, er viele Abstriche machen muss und keinen Rückzugsort mehr hat, für mich, weil ich weniger DS habe und mich wieder fest auf jemanden einlassen muss, obwohl es mir stellenweise Angst macht.
So hat jeder sein Päckchen zu tragen und noch einige andere und wenn man dann mal wieder unter der Last der Päckchen zusammen bricht, bekommt der andere es ordentlich zu spüren, was aber komplett falsch ist! Man sollte dem anderen helfen beim Tragen, hat aber keine Lust darauf, wenn man erst einmal zusammen gefaltet und angeschissen wird. Dann muss der Päckchenbesitzer entweder zurückrudern und ruhiger werden und um Hilfe bitten, oder der Mitträger muss genug Empathie und Ruhe haben, um dennoch zu helfen und nicht eingeschnappt und sauer zu sein. Ganz schlimm ist es, wenn beide zu schwere Päckchen haben und man gar nicht mehr nach kommt, dem anderen zu helfen oder nur noch so angegriffen ist, als dass man keine Lust mehr hat, dem anderen irgendwas abzunehmen.

Da sind wir wieder beim Thema Gefühle zulassen können.

Es ist so viel einfacher Schutzmauern hochzufahren, als verletzlich zu bleiben und offen.

Wir haben beide viele Baustellen und dadurch immer wieder schwache Momente, bei denen der andere eine Kackdusche abbekommt.

Ich versuche mich dann auszudrücken, zu sagen, dass ich mich unfair behandelt fühle, zu sagen, dass es mich verletzt und das auch noch mit Worten, die nicht gemein sind, was eine riesen Aufgabe für mich bedeutet, da ich von klein auf gelernt hatte, man muss den anderen zurück schlagen! Dann eben nicht so zu reagieren, sondern dem anderen zu zeigen, dass man nicht gut behandelt wird, warum das so ist, so dass der andere es auch erkennen kann, fällt mir noch immer schwer, wird aber immer ein wenig leichter.

Aber auch wenn man selber explodiert ist, zum anderen zu gehen, ihm zu zeigen, dass es einem leid tut, wenn man es vielleicht nicht sagen kann, ist ein schwerer Weg, der beiden jedoch gut tut und weiter bringt und somit fördert, dass man einen anderen Umgang miteinander zurück erobern kann.

Wenn man bei so einer explosiven Mischung noch DS dazu packt, wird es unendlich viel schwerer, oder leichter, je nachdem, wie man es umsetzt.

Ich wurde mal gefragt, was das schwerste überhaupt war, was ich je machen musste und ich dachte nach und dachte nach und kam nur auf Dinge, die mir leicht fielen. Vielleicht etwas Überwindung brauchten, aber leicht fielen.

Wenn ich geschlagen oder gepeitscht werde, bin ich nicht angebunden, war es nie, weil ich still halte und es ertrage. Ich zucke, ich jammere, vielleicht fluche ich auch mal, aber ich halte meinen Hintern oder sonst was hin, auch wenn es wirklich fies weh tut und nochmal zur Erinnerung, ich bin nicht maso! Schmerz ist Schmerz und tut scheiße weh!

Ich bekam in den Mund gespuckt, öfter, nahezu regelmäßig. War schlimm, ekelhaft, mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke! Dennoch ertrug ich es, ging also irgendwie.

Schlucken war für mich eine zeitlang sehr hart, aus medizinischen Gründen und auch da bekam ich Hilfestellung und schaffte es nach und nach perfekt zu schlucken, obwohl ich mich anfangs fast übergeben hätte.

So könnte ich noch lange weiter machen, alles ist nicht sooo schlimm gewesen, kostet nur etwas Überwindung, außer eine Sache.

Eine einzige Sache, die ich wirklich als sehr, sehr, sehr schwer empfinde, immer und immer wieder!

Wenn ich Streit mit meinem Herrn habe, verletzt und sauer bin, ihn gerne auf den Mond schießen möchte oder nie wieder sehen (für den Moment), dann dennoch um Erlaubnis bitten, dennoch knien, dennoch dienen, dennoch gehorchen.

DAS ist schwer!
DAS ist hart!
DAS ist sehr schwierig!

Ich bekomme es hin, mal mehr, mal weniger gut. Ich kniete schon so wütend vor ihm, dass mir die Tränen kamen und ich aufgesprungen bin, weil ich es nicht mehr ertrug, aber davor kniete ich vor ihm, bis ich es nicht mehr ertrug.

Ich frage trotzdem um Erlaubnis, wenn es nicht mehr anders geht, vielleicht dann auch nur schriftlich, weil ich es nicht über die Lippen bringen würde, denn etwas ohne Erlaubnis zu tun, wo ich eine bräuchte, fühlt sich noch schlimmer an und dann auch noch dauerhaft schlimm, so lange bis ich seine Absolution bekomme. Nicht schön! Einfach nicht schön!

Und darüber kam ich auf die Lösung für mich, für mich in meinem Kopf.

Ich bin seine Sklavin, egal wie ich mich fühle, darf ich mich ihm nicht entziehen.

Ich habe ein Mecker-Buch, da schreibe ich rein, damit ich ihm nichts an den Kopf haue und man es trotzdem nicht mehr im eigenen Kopf hat.

Ich bin seine Sklavin und auch wenn ich ihn zu dem Zeitpunkt nicht mag, ist er mein Herr und hat seine Rechte, daran muss ich mich halten und was macht ihn denn kampfloser, harmloser, emotional wärmer, als eine dienende Sklavin? Eine wütende, außer sich saure, aber dienende Sklavin beschwichtigt alleine schon durch ihre Demut.
Also versuche ich möglichst diesen Weg zu gehen. Sklavin sein, in jedem Moment, erst recht den nicht einfachen, erst recht denen, wo man es nicht erwarten würde, um zu entwaffnen und um dann anders aufeinander zugehen zu können, denn meistens wird unser Streit durch schwere Päckchen ausgelöst, die der eine oder andere nicht mehr alleine tragen kann.

Nun schreibe ich schon wieder eine halbe Ewigkeit und heute irgendwie so hmm naja, nicht sehr positiv, aber ich finde unsere Zeit gerade auch sehr schwierig. Er muss in den Vollzeit-Beruf zurück finden und ich fühle mich total zurück versetzt, wobei ich nicht wegen seiner Arbeit so empfinde, sondern weil er keinen Kopf mehr für andere Dinge hat, jedenfalls ist es dadurch gerade schwierig, aber mit schwierig kennen wir uns gut aus, das ist unser Spezialgebiet und wenn gar nichts mehr geht, muss man sich hinsetzen und ein Buch lesen, in eine andere Welt flüchten und abschalten, danach ist die reale Welt wieder leichter ertragbar, man fand vielleicht einen anderen Zugang und kann die Sache anders anpacken :)


Wir sind halt keine Teenager mehr, wir haben schon gelebt, unser Gepäck angehäuft, gesammelt und müssen nun sortieren, was weiter mit auf die Reise darf, was über Bord muss, haben Abschiedsschmerz und Wehmut, fühlen Erleichterung, wenn etwas sehr Blei schweres wegfällt und überwunden ist. Unser Liebeskummer besteht nicht mehr aus: "Er findet aber das T-Shirt von der Inge aus der Nachbarklasse viel hübscher als meins!", sondern der Schmerz konnte tiefe Wurzeln wachsen lassen und sich richtig eingraben und auswuchern und einen Rattenschwanz bilden, der in ganz andere Bereiche ausgeufert ist, von denen man womöglich nicht einmal etwas ahnt.

Wie wertvoll ist dann ein Mensch, der es auf sich nimmt, daran zu arbeiten, um einen zu kämpfen und nicht aufzugeben?

Und wie wertvoll ist dann eine Beziehung, in der es beide tun?

Wie reich bin ich mit meinem Herrn beschenkt?
Und wie reich er mit mir?


In dem Sinne, bleibt gesund :)





Kommentare