Gute alte Zeiten
Das waren noch Zeiten *seufzt
Meine Haare waren lang und wild, wie meine Seele, wie ich.
Wir gingen drei oder vier mal die Woche zum Sport und es tat gut.
Wir lebten nicht zusammen, konnten uns dadurch aber vermissen.
Wir sahen uns nicht täglich, umso größer war die Vorfreude.
Unsere gemeinsame Zeit war bemessen, dadurch schätzten wir sie umso mehr.
Unsere Körper waren uns gegenseitig unbekannt, die Erkundungen waren umso spannender.
Ich sehe mir dieses alte Bild an und erinnere mich an die Gefühle von damals.
Ich fuhr zu meinem Herrn, voller Vorfreude, voller Lust, voller Spannung, was uns heute wohl erwarten würde. In der Zeit in der ich in der Bahn saß, konnte ich mich seelisch vorbereiten, schrieb manchmal ein wenig versautes Zeug mit ihm und hatte Ruhe.
Wir kannten uns noch nicht gut, alles war frisch und jung, so viel zu entdecken, so viele Vorstellungen, wie alles werden könnte.
Tja, der fiese graue Alltag schlägt härter zu, als jede Puffmutter!
Es war unser großes Ziel zusammen zu leben, permanent TPE ausleben können, ohne Grenzen, ohne Frist und nun? Wir leben es weniger denn je.
Es ist so traurig.
Mein Herr war heute fast den ganzen Tag unterwegs und hinterließ mir einen gut gefüllten Tagesplan, dem ich wegen äußerer Umstände nicht ordentlich nachkommen konnte. Trotzdem fühlt es sich wie meine Schuld an und diesmal ist sie nicht so groß, schwer, belastend wie sonst, was mir Sorgen macht.
Stumpfe ich ab?
Wird es mir auch zunehmend egaler, weil ich mich fühle, als sei ich die einzige, die noch festhält und erhalten möchte?
Mein Herr kam heim, ich erwartete ihn auf Knien wie es sich gehört. Etwas Routine wenigstens.
Dann schlief er erschöpft auf dem Sofa ein, ich machte meine Arbeit fertig und kochte für uns. Er wachte auf, das Essen war bereits fast fertig und er freute sich, wie ich hoffe, so wie ich damals, als ich vollkommen k.o. geschlafen hatte, wach wurde als es gerade klingelte, weil er Essen bestellt hatte, über das ich mich dann ausgehungert hergemacht hatte.
Abends fahren wir nochmal los, ich bekomme meinen Lieblings-Milchshake und eine kleine Tour zum Bücherschrank.
Zurück schreibe ich in mein reales Tagebuch, in mein virtuelles und gleich wird es ins Bett gehen.
Früher rieb er sich an mir, konnte von meinem Arsch nicht genug bekommen, presste sich hart gegen mich, selbst wenn wir dann nur schliefen. Heute bekomme ich seine Hand auf die Schulter, aufs Halsband oder dergleichen und dann dreht er sich weg.
Alles fühlt sich eingeschlafen an und so wundert es mich nicht, als er mich heute hungrig umarmte und immer wieder sagte, er habe mich lieb. Nein, nicht er liebe mich, er sagte, er habe mich lieb und erklärte anschließend das xte mal, dass ein "hab Dich lieb" bei ihm das selbe sei. Schön, für mich dennoch nicht und wieder so ein schales Gefühl, von denen es im Moment so viele gibt.
Außerhalb von DS blühe ich auf, fand meine Kreativität wieder, fand mein innere Stärke wieder, fühle mich mit mir selber wohler und ein Stück zufriedener.
Innerhalb von DS ist alles eingeschlafen, abgestanden und eingestaubt, liegt ungenutzt brach und vergammelt.
Ich kenne das schon, dass man sich immer mehr ohne DS wohl fühlt, es einem dennoch gut geht, weil man sein Augenmerk auf andere Dinge legt und DS verscharrt und ignoriert, damit diese negativen Gefühle einfach mal weg sind. Wo führte es hin? Ich fand die innere Stärke mich aus meiner langen und kaputten Ehe zu retten.
Wo führt es diesmal hin?
Ich mag mir keine Antwort geben.
Klar gibt es ein Leben außerhalb von DS und das ist wichtig, aber man muss sich nicht entscheiden, wenn beide daran arbeiten, daran mitwirken und es gemeinsam gestalten. Wenn aber einer der zwei Parteien seinen Fokus zu sehr auf das Außerhalb von DS hat, hat der andere schon keine Chance mehr und hat die Wahl innerhalb von DS zu versauern und zu versumpfen, oder sich auch mehr auf das Außerhalb von DS zu konzentrieren. Dann ist die Frage, wie groß ist die Sehnsucht nach DS, wie stark die Bedürfnisse und meine Antwort kenne ich und ja, ich bin so sehr Sklavin, dass die immer vor geht und notfalls alles hinter sich lässt, denn ohne bin ich nicht ich, denn ohne fehlt ein großer Teil von mir und so kann sich keiner wohl fühlen.
Ich leide dann.
Ich kann mein Leiden ignorieren, aber das bedeutet nicht, dass es weg ist.
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