Mittwoch, 19. August 2020

Eine Frage des Halsbandes

Scheinbar gibt es solche Herren, die legen ihrer Sklavin ein Halsband an und das wars. Dann kommt vielleicht noch eins dazu, ein engeres darüber oder dergleichen, aber das eine ist das Alltagshalsband und es gibt höchstens Variationen.

Dann gibt es noch die, die je nach Anlass, Lust und Laune, passend zum Outfit usw. ein anderes anlegen.

Beides hat Vor- und Nachteile.
Manchmal schaue ich neidisch auf die, die verschiedene tragen, unter anderem dicke und schwere Halsbänder, die man deutlich spüren kann und nicht vergißt und so sehr ich meines liebe und ich liebe es sehr, im Alltag ist es nicht mehr immer spürbar, leider.
Wenn ich mir dann aber vorstelle, ich würde es abgenommen bekommen, damit ich ein anderes angelegt bekommen kann, fühle ich mich bereits nicht mehr wohl bei dem Gedanken.
Ich mag es nicht abgenommen bekommmen, nicht einmal, wenn ich statt dessen ein anderes angelegt bekomme, weil es ein Teil von mir ist, weil es zu mir gehört.






Ich mag auch nicht, wenn jemand anderes als mein Herr es berührt.
Ich finde das eine zu intime Geste.
Eine Friseurin fasste es einfach an und ich zuckte richtig zusammen, weil es ihr nicht zusteht und mich entsetzt hatte.
Oder eine Ärztin griff mal einfach hin und wollte schauen, ob sie es abnehmen kann, dabei hatte ich das dringende Bedürfnis ihr auf die Finger zu hauen, damit sie es sofort loslässt.

Gefühlt ist es, als würde man mir zwischen die Beine greifen. Es ist ein Symbol für etwas intimes und so viel mehr, als ein einfaches Halsband.


Wenn ich einen Fetisch habe, dann sind es Halsbänder (neben dem, den Willen meines Herrn zu spüren) und Mein Herr war damals sehr verrückt, denn zu einem Zeitpunkt, als ich mir noch gar nicht so sicher war, wie und ob unsere Beziehung weiter geht, gaaanz früh noch, da setzte er sich hin und bestellte ein Talena und aus Gründen die ich gleich noch genauer beleuchte, war es ein Talena aus Titan.

Ein Vermögen und mir schwirrte tagelang der Kopf, weil er bereit war so viel in mich zu investieren und damit meine ich nicht das Geld, sondern die Hoffnung, die er damit ausdrückte.

Es war ein großer, dicker Grundbaustein unserer Beziehung, dieser Moment.

Mein erstes Halsband bekam ich von meinem Ehe-Dom, damals auch ein Talena, wie üblich aus Edelstahl, ohne Ring, nicht auf Maß, sondern aus einem kleinen BDSM Laden in Köln, den es leider nicht mehr gibt. Er war wirklich niedlich, befand sich im Schwulen-Viertel und die Verkäuferin freute sich immer sehr mich zu sehen und nannte mich liebevoll "Schwanenhälschen".
Es war mein erstes richtiges Halsband.
Davor hatte ich glaube ich bis auf mal bei einer Session keines an.
Es kam dran und dann blieb es auch dort.
Ich hatte eine sehr, sehr schwierige Ehe. Zwar basierte sie auch auf BDSM, aber mein Ehe-Dom war hmm sagen wir mal freundlich mental nicht in der Lage ein Herr zu sein und wir hatten arge Probleme durch seinen Charakter. Ich möchte nicht ins Detail gehen, nur am Rande erwähnen, dass er psychische Störungen hat und hatte und ich meine nicht solche, die man selber benennt, sondern solche, die ärztlich behandelt werden und selbst die Ärzte haben ihre Probleme gehabt.
Schwer zu beschreiben, wenn man ihn nicht bloßstellen möchte... egal, also es war sehr schwierig mit ihm und so kam ich dann regelmäßig nach Monaten und Jahren an dem Punkt, an dem ich mich getrennt habe, weil es einfach nicht mehr ging und dann tat er mir doch wieder so leid und meine Abhängigkeit von ihm ins Spiel, so dass ich zurückkehrte und es von neuem begann.

In meiner Ehe schafften wir uns dann noch das Hephaistos an, ein Halsband das eng anliegt, auf Maß gefertigt wurde und uns auch wieder in den niedlichen kleinen Ladenbrachte. Diesmal auch ohne Ring, aber mit einem speziellen Schlüssel. Ich glaube, der wurde aus dem Sortiment genommen.

Unsere Ehe ging immer weiter in die Brüche und ich trug es gar nicht so lange. Eher war es ein gemeinsamer Versuch etwas zu kitten, was schon zerbröselt war, was man aber nicht wahrhaben möchte.

Schon eher am Ende unserer Ehe bestellte ich dann ein Set aus Halsband, Arm- und Beinreifen. Abermals ein Versuch, der wievielte weiß ich nicht.

Meinem Ehe-Dom war es irgendwie auch nicht mehr wichtig, es hatte keinen Wert, er war zu weit in seiner Welt abgedriftet und meine mühsamen Versuche ihn zu heilen, zu kurieren, ihn so weit zu stabilisieren, dass er ein normales Leben führen kann, waren bereits gescheitert, ohne dass ich es einsehen wollte und so trug ich sie für ihn mal einzeln, mal alle zusammen, um irgendwas zu bewegen, um irgendwas zu verändern. Vergebens.

Mein Ex-Dom schenkte mir zum Geburtstag nach etwa einem Jahr ein Halsband. Zuvor trug ich das von dem Set, Mal mit Handreifen, mal ohne, meistens ohne Fußreifen, aber es war eben immer noch mein Set und nicht von ihm, auch wenn es im Alltag keinen Unterschied machte.

Das Halsband von meinem Ex-Dom war auch aus Edelstahl, ähnlich wie ein Talena, nur etwas dicker und schwerer.
Eine DS Beziehung beendet für mich der Moment, bei dem mein Herr mir das Halsband abnimmt. Es ist seins, es gehört ihm, es hat nur für eine gewisse Zeit sein Eigentum (mich) umschlossen, erkennbar gemacht und so trug ich dann eigentlich keins mehr, als ich solo war.

Aber nur eigentlich, denn ein weiser Herr sagte zu mir: "Natürlich findest Du keinen Schlaf! Du bist Dein Halsband gewohnt und das fehlt. Hast Du noch ein anderes? Leg es Dir an und Du wirst sehen, es geht Dir besser."

Das machte ich und er hatte Recht, es ging mir besser.
Wieder nahm ich das aus dem Set, es gehörte zu mir, war mental nicht belegt mit einem Herrn, weil ich es ursprünglich selber gekauft hatte und einfach zu mir gehört.

Als ich meinen Herrn begegnete trug ich besagtes Halsband und Armreifen dauerhaft. Ihm war es zu viel, zu auffällig und er verlangte, dass ich sie ablege. Machte ich natürlich auch und fühlte mich sehr unwohl und griff dauernd unbewußt an meinen Hals, gerade in Momenten, in denen ich mir Sicherheit und Halt wünschte und fand nichts vor.
Ich weiß gar nicht mehr wie es genau dazu kam, jedenfalls begann er davon zu reden, dass es mir doch gut gestanden hatte und sich dafür zu erwärmen und dann ganz früh in unserer Beziehung setzte er sich hin und bestellte das Talena aus Titan, weil ich dieses schon hatte und alle anderen auch aus Edelstahl waren und ähnlich geformt, so dass es etwas ganz Neues für mich ist und nicht der davorige Standard.

Gerade zu Beginn unserer Beziehung gab es mir oft einen mentalen Push, so dass ich mir dachte: "Wenn er bereit ist ein kleines Vermögen für Dich auszugeben und damit seine Hoffnung und sein Vertrauen in Dich auszudrücken, kannst Du das nicht enttäuschen!"

Eine feste Bindung fiel mir anfangs wirklich schwer, weil ich aus meiner Vergangenheit gewohnt war, dass es einfacher ist zu gehen und nicht festzuhalten und das meine ich nicht einmal nur von meiner Seite.
Ich hatte in meiner Ehe gelernt, dass festhalten nichts bringt und man  nur seine Liebe, Zeit und Energie verschwendet.
Ich hatte gelernt, dass es nichts bringt, wenn nur einer alleine kämpft und der andere sich nicht bewegt.
Ich hatte gelernt, dass weit über ein Jahrzehnt damit verbringen kann eine Beziehung aufzubauen, die nur ein Luftschloss ist und man es erst hinterher bemerkt.
Ich hatte gelernt, dass man, wenn man geht, neu aufeinander zukommen kann, vielleicht neu starten kann, aber die Trümmer der Trennung einem eigentlich nur den Weg versperren und man sie nicht erneut zusammensetzen kann.
Ich hatte gelernt, dass loslassen soooo viel einfacher ist und man seine ganze Hoffnung in etwas Neues investieren kann und dass diese Hoffnung immer vielversprechender ist, als das Wissen über die aktuelle Beziehung.

Und so mußte ich umlernen denken, dass es eben doch vielleicht etwas bringt, wenn man aneinander festhält und aneinander lernt.
Dass es besser ist, wenn man der Beziehung noch eine Chance gibt und nicht nur, weil es bei den davorigen nicht funktioniert hat, dieses Mal ebenso laufen muss.
Dass man aus Trümmern neue Schlösser bauen kann, wenn es der richtige Partner ist und man nicht alleine bauen muss.
Dass loslassen vielleicht einfacher ist, aber festhalten vielleicht wertvoller.

Und bis heute bin ich eine ganz große Zweiflerin.
Und bis heute frage ich mich, ob loslassen und sein Glück woanders suchen, nicht doch der richtige Weg wäre.
Und bis heute versuche ich mir zu sagen, dass das Gras auf der anderen Seite nicht grüner ist, sondern es eine Fantasie ist und man gar nicht weiß, ob da überhaupt Gras ist.
Und bis heute versuche ich mir zu sagen, nur weil man so lange seine Hoffnung in einen Anderen gesteckt hatte und es nichts brachte, muss es doch dieses mal nicht ebenso sein, denn der Andere ist eben ein Anderer und jeder hat seine eigene Chance verdient und sollte nicht die Altlasten seines Vorgängers tragen müssen.

Und für all das steht mein Halsband, dass gar nichts meins ist, sondern seins.
Dass sein Eigentum umschließt und markiert.
Dass er voller Hoffnung und Vertrauen in uns gekauft hat und das in so frühen Tagen, als ich mich noch gar nicht zu 100% entschieden hatte und er bereits an uns geglaubt hat und ich weiß wie schlimm es ist, wenn dieser Glaube enttäuscht und abgeschmettert wird, also versuche ich ein besserer Partner zu sein, der dieser Hoffnung und diesem Vertrauen gewachsen ist und es weiter wachsen lassen kann, statt einzustampfen und weiterzuziehen.




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