Sonntag, 2. Januar 2022

Aufräumen


01.01.2022

 Ich räume gerade im Leben auf. 

Über die Zeit, wenn eine Hiobsbotschaft nach der anderen kommt, häuft sich doch so einiges an und man kommt nicht hinterher und dann hat man einen seelischen Stau, der jede Energie blockiert und meistens bemerkt man die Verstopfung vorher nicht, bis es eben massive Einbußen gibt.

Es ist wieder so viel in meiner Familie passiert, von allen Seiten und immer sind es schlechte Nachrichten, selten mal eine gute, oder höchstens nach einer schlechten, stellt sie sich als weniger schlecht heraus, dennoch nicht als gut.

Ich bin das leider bereits seit vielen Jahren gewohnt und pflege einen stoisch pragmatischen Umgang damit, versuche vieles in mir selber auszumachen, Andere nicht reinzuziehen und leide dementsprechend darunter. Hilfe von außen erwarte ich nicht mehr, das gab ich schon vor langer Zeit auf. Mal eine Stütze haben, die einem eine Schulter bietet und seelischen Ballast abnimmt, erwarte ich schon zweimal nicht.

Früher dachte ich noch, dass darin eine Partnerschaft besteht, dass man auch mal schwach sein kann und der Andere dann stark ist und die Schwäche nicht noch ausnutzt, um einen zu verletzen, aber genau so habe ich mich mit Monsieur gefühlt.

Er war lieb und nett zu mir, ich öffnete mich, wurde verletzlicher, zog meine Mauern ein und in dem Moment haut er mir um die Ohren, wie schlecht es ihm mit mir geht und wie schrecklich alles ist. Mehrmals die Woche und dazwischen Vorwürfe, dass ich ihn nicht gut behandle, gemein bin und es für nötig halte, meine Mauern wieder aufzubauen und das im Wechsel über drei Jahre, mit noch ein paar anderen Dingen, die ich gar nicht erwähnen möchte.

Wie kann man dann eine gute Sklavin sein?

Möchte man dann eine gute Sklavin sein?

Kann man, wenn man immer wieder verletzt wird, überhaupt eine gute Sklavin sein, obwohl man kein Vertrauen mehr hat?


Ich bin naiv. Ich bin chronisch hoffnungsvoll. Ich denke immer wieder, dass Menschen im Grunde nicht böse sind und wenn sie sich doch so verhalten, hat das einen Grund und sie können sich ändern.

So ertrug ich meine lange kaputte Ehe.

So hatte ich eine On/Off Beziehung danach.

So hatte ich nun noch eine On/Off Beziehung mit Monsieur und kaum wollte ich mich trennen, sah er all seine Fehler ein, wollte endlich etwas ändern, aber diesmal wirklich wirklich und begann sogleich enthusiastisch damit... für ein paar Tage und dann wechselte es nach und nach wieder.

Die letzten hmm mindestens sechs Wochen, eher acht oder mehr, hatte ich einfach die Füße still gehalten. Vermied Streit, wo es nur ging. Ließ ihn seine Stunden an der PlayStation sitzen und beschäftigte mich anderweitig. Es war recht ruhig und entspannt. Seine Wutausbrüche wurden weniger und bei einem heftigen kurz vor Dezember sagte ich ihm klipp und klar, dass ich Weihnachten noch ruhig halte und danach langsam eine Wohnung suche und mich löse. Emotional hatte ich mich schon sehr weit entfernt. Das letzte "Ich liebe Dich" ist länger her, ich weiß nicht wann. Sex gabs ohnehin keinen. Küsse gab es auch nicht mehr und als er einen wollte, konnte ich nicht, weil ich schon so weit weg war.

In den letzten Tagen begann er wieder mit leichtem DS. Die Kette nachts, Anrede einfordern, weniger PlayStation spielen, mehr anderes Zeug machen, bewußt bei meinen Spaziergängen mitkommen, freundlicheren Umgang hegen.

Ich betonte und beteuerte immer wieder, dass ich kein Vertrauen mehr habe, dass ich voller Zweifel bin, dass ich nicht mehr daran glaube. Er versicherte mir immer wieder, dass es diesmal anders ist. Zufällig ist es in etwa jedes Mal die gleiche, oder wenigstens sehr sehr ähnliche, Wortwahl und man kann es nicht mehr als Deja Vu Gefühl bezeichnen. 

Und ich?

Ich löse mich jedes Mal etwas mehr, komme gedanklich etwas freier und werde entspannter. Ich denke mir dann, dass das auch wieder vorbei geht und es nicht lange anhalten wird und ich dann eben eine Wohnung usw. suche. Es streßt mich keiner und ich gebe mir die Zeit, die ich brauche und die Zeit, die er braucht. Wirklich glauben, dass alles wieder gut wird und so, wie wir es uns vorgestellt hatten, das tue ich nicht mehr. Kann ich nicht. Auch bin ich nicht mehr bereit, einfach meine Mauern abzureißen, mich verletzlich zu machen, oder starke Gefühle zuzulassen. 

Seicht drifte ich dahin, schaue mir die Wellen an und halte den Kopf über Wasser.

Er möchte noch einen Anlauf?

Gut, kann er haben, für mich macht es keinen Unterschied, waren es doch so viele.


Eben schrieb ich einem Menschen eine lange Nachricht, die ich versuchte hatte zurück zu halten, aber das kann ich nunmal nicht. Ich räume auf. Ich stelle klar. Ich bin ein offenes Buch, ohne Geheimnisse und dafür weiß jeder woran er ist, auch wenn es ihm/ihr nicht gefällt. 

Jeder geht anders mit seinen Sorgen und Nöten um, das ist meine Bewältigung. Ich schreibe was ich denke, versuche es so auszudrücken, dass es möglichst wenig verletzt, aber so ganz ohne, schaffe ich es nie. 

Die Wahrheit tut oft weh, aber sie ist weniger schmerzhaft, als eine Enttäuschung nach einer Lüge...


02.01.2022

Gestern schrieb ich den Text oben, emotional mit einigen Dingen überfordert, weshalb ich ihn nicht veröffentlicht hatte, aber zurückziehen möchte ich ihn auch nicht.

Er beleuchtet lediglich die Schattenseiten und das ist unfair. Heute möchte ich gerne auch die sonnigeren Moment hochheben.

Man muss einfach mal sagen, ein Mensch der nicht locker lässt, besitzt auch Stärke und auf den ist Verlass.

Monsieur bemüht sich im Moment sehr und meine Zweifel schmelzen nicht dahin, stellen weiterhin alles in Frage und machen es nur schwieriger.

Monsieur hilft immer, wenn es nötig ist und macht jeden Mist mit, was nicht wenig war.

Nach wie vor denke ich, dass er bisher eben keine Expertise im DS Bereich hatte und dadurch vieles selber austüfteln muss und wenn er dann so lange vor der PlayStation sitzt, zeigt es ja nicht, dass er so gerne spielt, sondern, dass er Probleme hat, die er nicht gelöst bekommt, oder nicht weiß, wie er sie lösen soll und wenn er dann einen neuen Anlauf nimmt, mit neuen Vorsätzen, Ideen und Lösungsansätzen, beweist es, dass er sich damit auseinander gesetzt hat und  nicht einfach den Kopf in den Sand steckte und aufgab.

Leider macht das vergangene Dinge nicht ungeschehen und meine Skepsis ist in Stein gemeißelt.

Wie es weiter geht?

Wer weiß das schon?

Im Moment halte ich mich, wie es eine gute Sklavin eben macht, an seine Regeln und bin gefügig, immer mit einem leisen Zweifel auf den Lippen.

Manche nennen es naiv, Andere dumm... 

Aber was, wenn es dieses Mal wirklich funktioniert?

Was, wenn ich jetzt aufgebe, alles hinschmeiße und es aber dieses eine Mal wahrhaftig geklappt hätte?

Vielleicht naiv, vielleicht auch dumm, aber auf jeden Fall neugierig!

Monsieur braucht in manchen Bereichen etwas länger, dafür ist er gründlich und beharrlich.

Lacht ruhig, das ist mir egal, was habe ich schon zu verlieren?



4 Kommentare:

  1. Liebe Bianca. Denke niemand der dich mag. Wird uns dich Lachen. Du bist ein der tollsten Menschen die es in der deutschen Bdsm Szene gibt. Das sollte für Philou als ein stolzer Eigentümer eigentlich klar sein. Er sollte evtl auf seine Playstation verzichten. Und seine hier gewonnen Zeit in seinem Eigentum Bianca investieren. Ich hoffe ihr schafft diese Kurve und Krise noch.. . Gruß Karlwolf67

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    1. Lieber Karl, du bist so gut zu mir!
      Dankeschön für deine Worte ❤️
      Du bist immer so lieb zu mir 😘

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  2. Viele Herren hätten gerne eine Sklavin. Dein Herr besitzt eine, weiß aber nichts damit anzufangen.
    Ab und an ein Strohfeuer, das aber schnell wieder erlischt. Konkurrenz zwischen Playstation und Sklavin und die Sklavin verliert immer wieder: unfassbar. Und sie hofft und hofft und hofft. Aber wie es scheint, auch das vergebens.

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    1. Man weiß nicht was man hat, solange man es hat. Erst der Verlust öffnet die Augen. Dann ist es zu spät. Und ich bewundere Bianca sehr. Wie sie sich hingibt. Aber wenn Samen auf Felsen fallen. Gibt es keine Frucht. KW67

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