Montag, 9. August 2021

Hundebettchen



Monsieur zog gestern (endlich) wieder die Zügel an. Zwar sind noch nicht alle Wogen geglättet, dennoch muss man bereit sein, daran zu arbeiten und das beginnt ja irgendwo und somit packte er gestern eine Kette aus und überraschte mich, indem er mich auf dem Sofa festgekettet hat, später auch in der Küche.

Da ich, wie so oft bereits beschrieben, Schwierigkeiten habe, die leisen Töne zu hören, versuche ich einfach mal, durch die Beschreibung meines Tages, ein wenig Revue passieren zu lassen und so festzuhalten, was ich sonst vielleicht aus den Augen verlieren würde.

Wir führen eigentlich täglich Gespräche (wie soll es auch anders in einer Beziehung sein) und darüber verliert man vielleicht auch mal den nötigen Abstand und geht zu schroff miteinander um. Dann ist jemand verletzt und reagiert auch patzig und so gibt ein Wort das nächste. Da wieder rauszukommen, indem man es erst einmal überhaupt bemerkt, ist die Schwierigkeit, aber das haben wir mal wieder geschafft.

Monsieur bemüht sich öfter Haustierchen zu mir zu sagen, mir damit meinen Platz zu zeigen und das gefällt mir äußerst gut. Es wärmt jedes einzelne Mal ein wenig mein Herz :) 

Auch achtet er mehr auf seine Anrede, wobei ich hier nur anfangs ein, zwei Erinnerungen brauchte, da ich es nicht mehr so auf dem Schirm hatte und es gut wieder umsetzen kann. Irgendwann geht es einem ja ins Blut über und man findet schnell wieder zurück. Da ich das bereits einige Jahre machen durfte, ist es nicht so schwierig und ohne die Frage, ob ich auf die Toilette darf, stehe ich nicht einmal dafür auf, weil es so selbstverständlich ist, erst zu fragen.

Abends erklärte Monsieur, dass ich nun wieder regelmäßig im Hundebett schlafen darf/muss. Ursprünglich stand ein vollkommen anderer Gedanke dahinter. Wir waren frisch zusammen, standen im Zoofachhandel, weil wir etwas für unsere Katzen brauchten und Monsieur betrachtete die Hundebetten und Kissen und sprach seine Idee an, aber nicht fürsorglich, sondern um durch meine Reaktion festzustellen, ob es mich demütigen würde und ja, das tat es wahrlich. Er versuchte mich sogar zu überreden, mal Probe zu liegen, gleich vor Ort!

"Leider" war das größte Format nicht vorrätig und so bestellte er es kurzerhand im Internet, aber ich stand mit tomatengleichen Kopf da und bekam eine Schnappatmung vor Panik.

Ich bin kein Pet, werde nie eins sein, denke ich und das überschritt diese Grenze deutlich, in meinen Augen, aber als das Bett dann da war, legte ich mich wie befohlen rein und merkte, dass es recht gemütlich ist und flauschig und niedlich und schön :)

Fortan mochte ich das Hundebettchen und Monsieur fühlte sich der Möglichkeit beraubt, mich damit zu demütigen, setzte aber anders um und sah nun auch die Optionen, die meine neu gewonnene Einstellung brauchte. 

Das Hundebett stand eine ganze Weile im Büro meines Herrn, so dass ich schlafen oder lümmeln konnte, während er arbeitete. An dessen Stelle befindet sich nun der Ohrenbackensessel, den er sehr gerne nutzt, um Pausen zu machen, oder auch mal ein wenig zu dösen.






Eine Zeit lang lag es dann neben dem Bett und wurde für die Corner-Time benutzt und auch mal fürs nächtliche schlafen, oder als Ort, zu dem ich geschickt werde, um Ruhe zu finden und/oder nachzudenken. 




Nachdem Monsieur allerdings unser normales Bett zu einem Fasthochbett umgebaut hatte, war kein Platz mehr für das Hundebett und es stand erst einmal ungenutzt darunter.


Meine Kuschelhöhle war tagsüber eine schöne Option, aber Monsieur mag mich in seiner Nähe haben und dies war ihm zu viel Abstand, weshalb ich nicht mehr dort nächtigte.

Nachdem es nun wieder abgebaut war, bekam es seinen alten Platz, neben der Bettseite meines Herrn, zurück, blieb jedoch noch länger ungenutzt und just gestern Abend verkündete er, dass ich nun wieder öfter im Hundebettchen schlafen darf. Wow!

Es ist für mich so ein Zwieding. Das Hundebett zeigt mir sehr deutlich meinen Platz, aber auch Distanz zu meinem Herrn, aber auch deutlich meine Position, aber verhindert Nähe, aber auch das kann gut sein, weil es eben deutlich meinen Stand zeigt.

Als wir zu Bett gingen, positionierten wir es so, dass Monsieur mit seiner Hand an mich ran reichte und die Kette an dem Ring auf seiner Bettseite befestigt war, so dass er gemütlich daran ziehen konnte.

Das Licht ging aus und er brummelte ein wenig herum, während er sich hin und her wälzte und ich hatte kein gutes Gefühl.

Ich weiß, dass er meine körperliche Nähe sehr genießt, gerne seine Nase nachts in meinen Haaren vergräbt, seine Hand auf meinem Genick weilen läßt, mit der angezogenen Kette in der Hand einschläft und ähnliche Dinge. Das ist so nicht möglich, wenn ich im Hundebett bin und schon, nach der ganzen Zeit, eine arge Veränderung. Während ich mir den Kopf zerbrach, ob Monsieur sich wirklich wohl fühlt, oder wie ich denke, eher unwohl. Ob es ihm gut damit geht, oder er es doch eher aus Pflichtgefühl durchzieht, hörte ich ihn auf einem schnarchen und fand so, ein wenig unglücklich, auch zur Ruhe.

Der Gedanke ließ mich allerdings nicht los, auch am nächsten Morgen noch nicht und so fragte ich vorsichtig nach und bekam die überraschende Antwort, dass es ihm gefallen hat. Direkt springt bei mir wieder einmal die Lüge!!! Sirene an, die behauptet besser zu wissen, was Monsieur so fühlt.

An der Stelle brauche ich ganz deutliche Verbalisierung, denn zwischen dem, was mir mein Gefühlt sagt und dem, was Monsieur sagt, liegen manchmal Welten. Das ist sehr schwierig für mich.

Sehr früh mussten wir los, zu einem Arzttermin und Erledigungen machen und danach hatten wir einen schönen Brunch zuhause, ich natürlich neben dem Menschentisch, auf meinem kleinen Tablett, auf Knien, wie wir es nun permanent haben.

Monsieur streichelte mich unterwegs öfter und zeigte mir viel Zuneigung, was ich auch ehrlich gesagt dringend nötig hatte. Das tat wirklich gut. 

Leider war die Leine nicht wieder im Auto, da es zwischenzeitlich in der Werkstatt gewesen war und wir noch nicht alles wieder eingepackt hatten. Die fehlte mir leider sehr. Eine Leine bringt mir ungemein viel Sicherheit und Halt, egal an welcher Stelle ich mich gerade befinde, selbst zuhause.

Ich vermute, die Kette vom Sofa, ist die, die vergangene Nacht auf seiner Bettseite angebracht war, denn Monsieur verzichtete darauf, mich heute wieder auf dem Sofa anzuketten, aber er unterbrach mein Tun, indem er mich aufgefordert hatte, mich zu seinen Füßen zu knien, die Stirn auf den Boden zu legen und mal durchzuatmen. Dabei komme ich immer direkt runter, erde mir wortwörtlich und entspanne ungemein!

Auch ermahnte Monsieur mich regelmäßig, wenn ich ein wenig über die Strenge schlug, mich im Ton vergriff (ich habe ein Schandmäulchen und fluche viel) und ihn zu sehr necken wollte. 

Vieles davon, habe ich nicht permanent auf dem Schirm, eher geht es schonmal im Alltag unter und einige Tage später, ist es zu sehr in Vergessenheit geraten, deshalb schreibe ich es gerade auf, als Erinnerung, als Stütze und dass wir nachlesen können, was gut lief, was weniger gut, was man überdenken sollte, oder nachträglich erläutern.

Monsieur bekommt so auch einen ganz guten Einblick, wie ich es empfinde und an was ich mich wie erinnere und kann so feststellen, ob es funktioniert, wie gewünscht und ggf. korrigieren :)



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