Dienstag, 10. August 2021

Kleine Freuden

 Gestern Abend sprachen wir noch ein wenig über das Hundebett und ob Monsieur es wirklich mag, wenn ich darin schlafe.

Mein Problem ist, dass es so plötzlich war. Eine Nacht noch in seinen Armen einschlafen, gekuschelt und geliebt, in der nächsten Nacht vor seinem Bett, alleine.

Er sagte aber auch, und damit hat er Recht, dass es plötzlich sein muss, weil eine langsame Umstellung nichts bringt.

Mit meiner Beschwerde im Kopf, dass es sich wie ein Downgrade anfühlt, gab Monsieur sich sehr viel Mühe, als er mich ins Bett brachte. Ich wurde zugedeckt, mehrfach geknuddelt und gestreichelt, bekam liebe Worte zugesäuselt und er versuchte wirklich, mir ein gutes Gefühl zu vermitteln und zu zeigen, dass er mich ebenso liebt, wie wenn ich im Bett liegen darf.  Ich schlief sehr schnell ein, da wir am Morgen früh aus den Federn waren und es irgendwie nun schon wieder weit nach 2 Uhr nachts war.

Monsieur wacht fast immer vor mir auf, er braucht deutlich weniger Schlaf als ich und ließ mich noch im Traumland wandeln, obwohl er mir zwei Tage zuvor gesagt hatte, er würde mich fortan mit aus den Federn reißen. Man muss dazu sagen, dass ich in den letzte Nächten allgemein wenig geschlafen hatte und er sich um mein Wohlergehen bemüht.

Kaum hatte ich die Augen aufgeschlagen, sah ich schon, wie er durch den Türspalt schaute und sich freute, mich wach zu sehen, allerdings mußte ich die Nacht nicht wirklich alleine verbringen :)




So durfte ich noch ein wenig liegen bleiben und langsam munter werden.
Danach machte ich uns ein schönes Frühstück, was ich auf dem Boden einnahm, bei den Füßen meines Herrn und sich nach wie vor wie der richtige und einzige Platz zum Essen anfühlt.  
Monsieur hielt mir heute in unregelmäßigen Abständen seine Hand hin, so dass ich sie küssen durfte und es mir so, einen kleinen Schups, in Richtung meines Platzes verpasste, was mir gut tat und meinen Fokus direkt gerade rückt.

Mit der Bahn fuhren wir in die Stadt und Monsieur kaufte uns zwei Bücher.
Das klingt an dieser Stelle schrecklich falsch, nämlich als wäre es eine Ausnahme, dabei kaufen wir ehrlich gesagt ständig Bücher. Wir leben in einer Art Bibliothek und er überhäuft mich damit! Ich liebe es!
So saß ich also in der Buchhandlung und wühlte mich durch einen dicken Schmöker über Kommunikationsphilosophie, während Monsieur sich ruhig alle möglichen Titel beschaute und sich Zeit ließ.
Durch Corona hatten wir aufgehört in Buchhandlungen zu verweilen und waren eher gehetzt durchgejoggt. Ich weiß nicht genau warum, aber heute war es sehr entspannt und er steckte seine Nase mal, hier, mal da rein, kam zwischendrin zu mir, fragte ob mir das Buch gefällt und streichelte mich kurz.
Da er mich gut kennt, war ihm klar, dass ich nicht sagen würde, dass ich ein so teures Buch haben möchte, also erklärte er, es würde ihn auch interessieren und wir können es ja beide lesen, so halbiert sich der Preis quasi. Auf dem Weg zum Ausgang, fiel ihm dann doch noch ein anderes Buch auf, was kurzerhand auch mit durfte.
So ausgerüstet gingen wir in eine Teestube, aßen Kuchen, tranken leckeren Tee, plauderten ein wenig, lasen und schlemmten, mit allen Sinnen.
Leider hatte ich ein gesundheitliches Problem, so dass wir von da aus noch schnell zu einem Arzt mußten und danach, auf dem Heimweg, eilig Sushi einkauften. Monsieur mag Sushi, aber nicht so sehr wie ich und dennoch hielt er extra beim Supermarkt, so dass ich mir, nach einer schmerzhaften Untersuchung beim Arzt, etwas gönnen konnte! Das wärmte mein Herz und fühlte sich sehr schön an. Selten fordere ich etwas für mich ein, oder stelle meine Bedürfnisse in den Vordergrund, umso mehr freut es mich, wenn Monsieur auch bei mir die leisen Töne hört und mich zu etwas auffordert, was ich selber nicht eingefordert hätte.

Besonders behaglich fühle ich mich heute, weil Monsieur mich mehrfach, bewußt über den Tag verteilt, gekrault und gestreichelt hat und so seine Liebe zeigte. Mein persönliches Highlight war, als er in der Bahn eine Antwort mit Anrede einforderte, egal wie viele Leute um uns herum waren.

Es geht bald wieder ins Bett umgewöhnt habe ich mich natürlich noch nicht, so dass ich ehrlich gesagt, keine Vorfreude habe.
Allgemein gehe ich ungerne ins Bett.
Monsieur wird sich wieder viel Mühe geben, dennoch ist es irgendwie ein schales Gefühl, wobei ich zugeben muss, dass es gestern weniger schlimm war.
Ich lag dort und es war sogar ein kleines bisschen wie früher, als ich noch nicht das Downgrade Gefühl hatte, sondern dadurch nur meinen Platz deutlich spüren konnte. Bis dahin ist es noch ein längerer Weg, aber wenn Monsieur nun sagen würde: "Ach, wir vergessen das Hundebett, du schläfst einfach wieder im Menschenbett...", dann würde es sich auch falsch anfühlen.

Vielleicht brauche ich einfach noch etwas Zeit, bis ich mich wohler damit fühle, dann aber dadurch sehr deutlich meinen Platz fühlen kann.


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