Sonntag, 1. August 2021

Verblühende Tulpen in einer Herzvase mit Stinkewasser darin, dass vor sich hin gärt

 


Das Bild habe ich vor etwa zehn Jahren gemacht, als ich mich genau so gefühlt habe. Welkende Blüten in einer Vase mit Herz, leeres Halsband, keiner der die Leine hält.

Ich lasse meinen Herrn in Ruhe, belästige ihn nicht mit Dingen, die mit DS zu tun haben, akzeptiere, wenn er fragt: "Wie heißt das richtig?" und eine Anrede erwartet und gebe sie ihm, frage artig, wenn ich auf die Toilette möchte, erwarte keine Kette nachts, auch wenn ich sie bekomme, mache über den Tag verteilt, was ich für angebracht und richtig halte, lasse es sein, wenn mein Herr möchte, dass ich etwas nicht tue.

Ein recht selbstbestimmtes Leben.

Wer mich gut kennt, weiß wie schwer mir das fällt, wie unendlich viel Kraft es mich kostet und ich sehe mich in einer ähnlichen Situation wie vor zehn Jahren.

Ich liebe meinen Herrn, aber es ist nicht das Leben was ich mir wünschte und vorstelle.

Als ich mit 19 entdeckt hatte, dass ich auf DS stehe und in welchem Maße, habe ich mir vorgenommen davon nicht abzulassen, weil ich nur so wirklich erfüllt und glücklich leben kann und dann?

Dann geriet ich an meinen ersten Dom, der mich heiratete und ja, da war anfangs viel DS, aber auch viel ging vollkommen schief, aber das war mir nicht so wichtig, weil ich weiß, dass man durch Erfahrung lernt und man erleben muss, um zu wissen, wie es ist, denn in der Fantasie stellt sich vieles vollkommen anders da, als wie es sich dann wirklich anfühlt.

Ich durfte keine eigene Entscheidung mehr treffen, ohnehin eine Last, die mir nie behagt, aber als ich dann mit Freunden unterwegs war, gestaltete es sich nicht so einfach, denn die waren eher genervt davon, obwohl sie auch aus der Szene kamen. Alle mit denen ich mich umgeben hatte, kamen entweder aus dem Bereich, oder waren eingeweiht. 

Kein eigenes Geld haben, kein eigenes Konto? Noch eine Last, die mir genommen wurde und die funktionierte eigentlich gut, da mein Ehe-Dom immer zuhause Geld versteckt hatte, für den Notfall.

Keine Unterwäsche? Nicht einmal Strumpfhosen, höchstens Strapse und Halterlose? Kein Problem, selbst im Winter geht das, mit Overknees. 

Schuhe müssen mind. 8cm oder mehr Absatz haben? Gewöhnungssache, aber selbst auf einem Spielplatz mit Sand war ich noch schneller als mein Ehe-Dom. 

Andere, eher mentale Regeln? Hatten wir nur kurze Zeit, aber auch nicht dauerhaft. Leider war er psychisch hmm, sagen wir mal, nicht sehr stabil. Daher auch irgendwann die Trennung.


Mein Ex-Herr hatte das hingegen voll drauf! Ich bin heute noch begeistert von seinem Regelwerk und dass er nichts übersah und es konsequent durchsetzte. Beine überschlagen im Auto auf der Autobahn? "Ok, dann halte ich an, wenn wir einen Unfall bauen, dein Problem..." und bremste langsam (sehr langsam) ab, so dass ich sie schnell wieder spreizte.

"Du hast nicht gefragt, ob Du eine Unterhose tragen darfst? Ok, kein Morgen-Müsli ist gestrichen, es gibt Matzen mit Obst und/oder Gemüse, dazu Tee, für die nächsten Tage."

Die Leine war kontinuierlich dabei egal wo und wann. Kölner Innenstadt? Egal, die Leine war dran, entweder normal vorne getragen, wenn Kinder auftauchten dezent hinter dem Rücken im Genick, um seine Hand gewickelt.

"Knie dich hin!" konnte jederzeit vorkommen, kein Ort war geschützt, kein Boden zu schmerzhaft. 

Leider funktionierten dann andere Dinge, von außen, weniger, also bat ich um die Trennung.


Und mein jetziger Herr legte so gar keinen Wert auf die Dinge, die mir mein Ex-Herr mühsam eingetrichtert hat. Jederzeit blasen und schlucken, egal wo, ohne Sauerei und mit sauber lecken? Kein Problem! Nun nicht mehr von Bedeutung, aber das ist etwas, was ich offen gesagt auch nicht wirklich vermisse, im Gegensatz zu anderen Dingen.

Man darf Menschen nicht vergleichen, jeder ist individuell und der Stil, in dem verschiedene Herren führen, unterscheidet sich natürlich nach deren Bedürfnissen. Ich bin da sehr flexibel. Solange ich dienen darf, meine Regeln und Rituale habe, die meinen Tag strukturieren, meinen Platz fühlen kann, so lange ist meine Welt in Ordnung. Wodurch das herbeigeführt wird, ist mir eher unwichtig. 

Eher ist es so, dass es irgendwie einen Mindestbeitrag von DS pro Tag geben sollte, damit ich mich wohlfühlen kann. Den habe ich nicht. Frage ich meinen Herrn, wie es ihm geht, ist die Antwort viel positiver, seit ich mich selber komplett zurück nehme, nichts mehr über DS sage, reagiere, wie er es sich vorstellt, wenn dann doch mal was kommt und ansonsten mich wie eine x-beliebige Frau verhalte.

Meine Nerven liegen dadurch blank, aber das ist immer noch besser, als der Streit den ich auslöse, wenn ich nur eine kleine Frage stelle, wie z.B.: "Wieso muss ich jetzt auf die Anrede achten und die letzten Tage war es egal?"

Also, keine Fragen stellen, keine Anforderungen, keine Bemerkungen, nichts, denn all das löst nur einen heftigen Streit aus, der sogar recht einseitig ist, weil ich keine Lust auf streiten habe und meistens nichts erwidere, außer wenn mir dann wirklich mal die Hutschnur reißt, aber das wird mir dann auch wieder vorgehalten. Sehr einseitig aus meiner Sicht.

So habe ich die letzten Wochen durchgehalten. Genommen was ich bekam, nichts hinterfragt, viel selbst beschäftigt und den Mund halten, immer den Mund halten. Anforderungen sind das größte Tabu. 

Immerhin habe ich dadurch meine Ruhe, wenig Streit und einen ganz umgänglichen Herrn, der fast schon zufrieden erscheint.

Tolles Leben... naja nicht für mich, aber ein ruhiges.

Dann denke ich an früher zurück. In meiner Eher fiel DS sehr früh weg und kam sporadisch hier und da alle paar Wochen, später Monate vor und das wars. So wollte ich nie leben. Ich habe mich in jungen Jahren für DS entschieden, mich entschieden als Sklavin zu leben und ich hatte mir das nicht aus Spaß vorgenommen, sondern mit dem Wissen, dass ich anders nicht glücklich sein kann.

In den Jahren sprach ich mit nicht wenigen BDSMlern, die aus Liebe geheiratet hatten, ohne dass der Partner / die Partnerin etwas mit BDSM am Hut hat und diese Personen gingen dann fremd ("Ich nehme ihr/ihm doch nichts weg, was er/sie nicht mag oder braucht!") und waren nicht sehr zufrieden im Leben. Keiner geht gerne fremd, denke ich, so wie keiner gerne lügt.

Mir sollte das nicht passieren. Jeden meiner Lebensgefährten/Partner/Herren, wie auch immer man sie nennen möchte, hatte ich auf einer BDSM Plattform kennengelernt und ohne umschweife klar gemacht, was ich brauche, um glücklich zu sein. Immer wieder wird gesagt, wie toll/geil/super das ist, aber auch hier ist es wie oben beschrieben, von der Fantasie, zur Realität, oft ein großer Sprung. Man stellt es sich anders vor, als es dann ist und schon gibt es Probleme.

Ich bin leider nicht so eine Sklavin, die sich immer wieder anbietet und aufdrängt, um den nötigen DS Beitrag zu erhalten. Dann könnte ich mir einen Stino schnappen und ihm dienen, dafür braucht es keinen Herrn. Ich brauche das Gefühl auch als Sklavin gesehen zu werden, meinen Platz zu bekommen und erzogen zu werden, zu der Sklavin hin, die mein Herr sich wünscht und vorstellt.

Halte ich mich im Moment nicht an eine Regel, passiert genau genommen gar nichts. Ich habe ja nicht einmal viele Regeln! Wir hatten ein Abendritual festgelegt. Wenn ich mich hinknie, macht es mein Herr, aber sonst? Keine Aufforderung, keine Nachfrage, nichts.

Dann entscheide ich, wenn es ein Abendritual gibt? Sorry, damit kann ich nicht umgehen.

Gefühlt ist alles meine Entscheidung.

Ich mag das überhaupt nicht, es streßt mich und kostet mich alle Kraft. Aber wer keine Kraft hat, rebelliert auch nicht...

Also denke ich an früher zurück, höre mein junges Ich, dass sich schwört, nicht mehr ohne DS leben zu wollen und möchte gerne antworten: "Dann such Dir Deine Herren noch sehr viel kritischer aus, als Du es schon tust!"

Ich liebe meinen Herrn, aber mir tut die Beziehung im Moment nicht gut und ich traue mich nicht etwas zu sagen, weil ich dann wieder mit einem Streit konfrontiert werde, der sehr unfair ist und mir sehr weh tut und so bin ich lieber ruhig, versuche mich zurückzunehmen und darf mir anhören, dass ich total unausgeglichen bin und zu schnell aus der Haut fahre, wegen Nichtigkeiten...




1 Kommentar:

  1. Sklavin, dieses Problem und diese Diskussion kenne ich gut mit meiner kajira. Wir nennen es, wir müssen beide "an unserem Platz sein", sie als kajira, ich als Herr. Auf unterschiedliche Weise ist das für beide Seiten schwer. Manchmal bin ich so überlastet, dass die Obacht für mein mädchen zu kurz kommt, dann erwarte ich schon einige Zeit, dass sie mich stützt, indem sie alleine an ihrem Platz bleibt und dient. Umgekehrt gibt es Zeiten am dem es meiner kajira sehr schwer fällt an ihrem Platz zu bleiben, dann ist es meine Aufgabe sie an ihren Platz zu bringen.
    Dies kann jede Seite nur eine begrenzte Zeit, weil du gut erkannt hast, dass es viel Kraft kostet beide Seiten zu "tragen".
    Letztendlich geht aber nichts daran vorbei, dass ihr miteinander sprecht, nicht streitet. Eine sklavin sollte per Definition nicht mit ihrem Herrn streiten können. Bei einem Streit sind beide Seiten wahrscheinlich nicht an ihrem Platz. Versuche ganz aus der Position als sklavin deine Gefühle zu beschreiben und ansonsten sage ich meiner kajira immer"du darfst jederzeit um etwas bitten".

    Herrschaftliche Grüße
    Herr R

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