Dienstag, 17. Dezember 2019

Abenteuer sind ganz nah

Es ist ein Auf und Ab.

Vorletzte Nacht super tollen Sex, morgens aber keinen Tagesplan.
Ich weiß was ich tun soll, weiß was ansteht, dennoch wirft es mich aus der Bahn.
Immerhin ein Zettel, der mich sehr freut, mit lieben Worten darauf.

Ich frühstücke nicht, sehe keinen Anlass, keine Berechtigung, wusel im Haushalt umher, arbeite an Deinem Geschenk, mache Wäsche, das Übliche eben. Koche passend, so dass Du Heim kommst und das Essen fertig auf den Tisch steht, dampfend und lecker.

Wir gehen einkaufen, öden uns mit Alltag zu und ersticken daran.
Abends ein wenig im Chat abhängen, Sehnsüchte wachsen, Bedürfnisse schreien quälend und als es dann ins Bett gehen soll, brüllen sie so laut in mir, dass ich nicht ins Bett möchte, weil alles in mir zu explodieren droht und so knie ich in der Küche und warte.

Du kommst, sammelst mich ein, machst mich wütend durch deine liebevolle Art, der ich nichts abgewinnen kann, wenn ich doch endlich das Gegenteil brauche. Klar könnte ich Dich richtig nerven und ärgern, bis auch Du wütend wirst, aber das ist doch keine Lösung! Also stampfe ich zornig Richtung Bett, schmeiße meine Klamotten ab, wie ich gerne andere Dinge abstreifen und wegschmeißen würde und lege mich hin.

Nun wirst Du doch noch sauer und wir streiten uns, was keinem nützt, außer dass man ein Gegeneinander erzeugt und keinen Schritt geht, weder aufeinander zu, noch sonst wohin.

Eigentlich redest Du die meiste Zeit, ich höre Dir zu, sage nichts, will nicht verletzen, will nicht jammern, will Dich nicht wütender machen, will nur meine Ruhe, die ich hingegen so oder so nicht bekomme.

Du besinnst Dich, bist immer der, der wieder auf mich zugeht, weil es ja einer sein muss und Du weißt, mein falscher Stolz würde es nie erlauben, eher würde ich zugrunde gehen.

Zu hast langsam gelernt über meine Lust, über meinen Körper in meinen Kopf zu gelangen, selbst wenn sich alles in mir sträubt, der kleine Verräter ist Dein Vertrauter und so lockst Du ihn mit einem köstlichem Orgasmus und viel Fingerspitzengefühl, bis auch meine Seele folgt.

Ich werde geradezu in Ketten eingewickelt, darf so schlafen, finde nun doch etwas Ruhe, aber zu welchem Preis?

Morgens höre ich, wie Du Deine Schuhe anziehst, wundere mich, dass ich verpasste wie Du die Schlösser gelöst hattest und tapse zu Dir, will Dich verabschieden, will nochmal umarmt werden, Deinen Geruch in der Nase haben, Deine Nähe im Herzen. Der Abschied ist schwer, wie er immer schwer ist, auch wenn wir uns gerade zerfleischen könnten und dennoch, unsere Verbundenheit zählt in jedem Moment, auch in größter Abneigung.

Du gehst, die Wohnung ist leer, der Kater kein Ersatz, auch wenn er sich solche Mühe gibt.
Ich lege mich noch etwas hin, finde keinen Schlaf, nur Bedürfnisse und Sehnsucht und andere Gedanken, die in meinem Kopf herum kreisen und mich träge machen.

Ich formuliere vorsichtig mein Problem, beschreibe wie ich mich fühle, wenn ich keinen Tagesplan bekomme, wie schwer mir alles fällt, obwohl ich weiß was ich erledigen kann und soll. Du hörst meinen Hilferuf und sagst mir, was ich machen soll, also bleibe ich bis zur abgesprochenen Zeit liegen, mit dem Kater neben mir, mein kleiner Schatten und puzzle am Tablet, während mein Kopf rast. Die Lust von letzter Nacht hallt in mir nach, entflammt, entfacht und kocht hoch bis zur Unerträglichkeit. Ich schreibe es Ihnen, mein Herr und hoffe einerseits die Erlaubnis zu bekommen und verabscheue es auf der anderen Seite noch viel mehr. Ich soll die Toys sauber machen und darf sie anschließend benutzen. Statt dessen sitze ich am Tisch und frühstücke. Wieso am Tisch? Wieso darf ich das überhaupt?
Ich frage ob ich darf, oder muss und weiß doch im selben Moment, dass sich die Frage nicht stellt, weil mein Körper die Antwort übernimmt und so schleiche ich reumütig ins Schlafzimmer und mache es mir selber, wenn man diese zwei Minuten die es braucht, überhaupt erwähnen möchte.
Hinterher ist wie vorher, es brachte nichts und so mache ich alles wieder sauber und erledige nach und nach meine Aufgaben. Das ungute Gefühl, dass es mit sich bringt, wenn ich mich selber anfasse vergeht nicht, lässt sich auch nicht mit anderen Tätigkeiten übertünchen und so fühle ich mich wie ein geprügelter Hund, schäme mich, schäme mich, schäme mich.

Ich mache noch etwas Wäsche, noch etwas in der Küche, arbeite an Ihrem Weihnachtsgeschenk und die Bedürfnisse und Sehnsüchte werden abermals lauter, bis ich den Mut fasse und sie niederschreibe, Ihnen schicke und gespannt auf eine Reaktion warte.







Ich bekomme eine neue Aufgabe, soll meine Ecke im Arbeitszimmer umgestalten und versuche es so gut ich kann, obwohl ich nicht genau weiß was gemeint ist. Hinterher mache ich weiter wie gehabt, langweile mich, ödet mich der Alltag an, gähnt mir erschöpft, frech ins Herz und so chatte ich ein wenig kurz mit einem alten Bekannten, tausche mich etwas aus und mache mich dann ans Mittagessen.

Mein Herr kommt Heim, passend steht das Essen auf den Tisch, er bemerkt es mit Stolz, lobt mich, wertschätzt mich, sagt mir liebe Worte und in Wahrheit will ich ganz anderes hören, nichts so freundliches, nichts so liebevolles, denn die Abgründe in mir haben laute Stimmen und machen sich bemerkbar.



Es ist so schwierig, jede Beziehung ist schwierig, unsere eben auch.

Anfangs haben Sie an mir festgehalten, haben Sie mich nicht gehen lassen, haben Sie an mich geglaubt und sind durch Stürme, ja Orkane gegangen, haben alles hingenommen und blieben da, egal was Ihnen entgegen stürmte.

Heute bin ich die, die bleibt, die an Sie glaubt, die glaubt dass Sie das können und Ihren Weg finden werden, da wir gemeinsame Ziele haben und ich mit beiden Beinen auf dem Boden knie und weiß wo ich bin, was ich hier mache und Sie vielleicht gerade ein wenig straucheln und wieder Halt finden müssen, um mir Halt zu vermitteln.

Das Leben ist nicht immer gut zu einem und gerade dann muss man doch füreinander da sein, muss man da bleiben und kaum jemand weiß dies so gut wie ich, die immer wieder weggestoßen hat, aus Angst ohnehin alleine dazustehen und um zu spüren, ob er da bleibt, oder einfach verschwindet. Aber Sie blieben da und nun bleibe ich da und ich warte, warte vielleicht nicht immer geduldig, aber ich warte, warte vielleicht nicht immer leise, aber ich warte und mit mir wartet die Hoffnung in Sie und ich weiß, meine Hoffnung wird sich bestätigen und Sie werden ihren Platz finden, einnehmen, genießen, behalten, thronen und regieren, so wie Sie es sich ausmalten, als wir uns kennen lernten, lernten, lernten, miteinander lernten, durcheinander lernten, aneinander lernten und immer weiter lernen werden, denn eine Beziehung ist auch immer eine Entdeckungsreise, ist auch immer ein Abenteuer und es muss auch bei den Abenteuern traurige, schwierige Momente geben, damit es dann wieder besser werden kann und ich warte auf Sie, wissend, dass es sich lohnt.

Je vous aime, Monsieur.


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