Dienstag, 10. Dezember 2019

Gemeinsam einsam

Manche meinen scheinbar, weil wir unter anderem hier kommunizieren, würden wir es real nicht (mehr) tun, was nicht stimmt, nur nutzen wir das hier als Tagebuch und manches was man redet, ist schnell verflogen, aber Buchstaben sind geduldig und man kann sie immer wieder lesen, analysieren, überdenken, neuen und anderen Sinn darin suchen.

Muss man nicht verstehen...

mir auch egal...




Als wir uns kennenlernten, konnten wir toll miteinander schreiben. Wir waren auf einer Wellenlänge und hatten die selben Dinge im Kopf, die selben Ziele, die selben Vorstellungen.

Was wurde daraus?

Schnell merkte ich, wir sprechen unterschiedliche Sprachen und ich las ein Kommunikationsbuch nach dem anderen, versuchte Dich zu erreichen, nicht immer missverstanden zu werden und dennoch unterstellten wir uns immer wieder Sachen, fühlten uns missverstanden und ganz schrecklich alleine.

In dieser Zeit fand ich einen wundervollen Text von Ruth Bebermeyer:

Ich fühle mich so verurteilt von deinen Worten,
Ich fühle mich so abgewertet und weggeschickt,
Bevor ich gehe, muss ich noch wissen,
Hast du das wirklich so gemeint?
Bevor ich meine Selbstverteidigung errichte,
Bevor ich aus Verletzung und Angst heraus spreche,
Bevor ich diese Mauer aus Worten baue,
Sage mir, habe ich richtig gehört?
Worte sind Fenster oder sie sind Mauern,
Sie verurteilen uns oder sprechen uns frei.
Wenn ich spreche und wenn ich zuhöre,
Licht der Liebe, scheine durch mich hindurch.
Es gibt Dinge, die ich sagen muss,
Dinge, die mir so viel bedeuten.
Wenn sie durch meine Worte nicht klar werden,
Hilfst du mir, mich freizusprechen?
Wenn es so schien, als würde ich dich niedermachen,
Wenn du den Eindruck hattest, du wärst mir egal,
Versuch’ doch bitte, durch meine Worte hindurch zu hören
Bis zu den Gefühlen, die wir gemeinsam haben.



Wir fanden es beide wichtig, gut und bedenkenswert, nahmen uns vor, mehr auf die tatsächlich gesagten Dinge zu achten und wendeten einige Tricks an, um besser eine gemeinsame Sprache zu finden und das ging unter anderem im Alltag unter. Man gibt sich weniger Mühe miteinander, hat mehr um die Ohren, hat weniger Verständnis, erwartet allerdings selber umso mehr.

So funktioniert das nicht.

Ich habe meinen Buddhismus sehr aus den Augen gelassen und meine Sprache ist, unter anderem durch meine Genervtheit, innere Unruhe und Unzufriedenheit, wieder verroht und nicht gewaltfrei.

Wir leben nebeneinander her und die Zeit, die wir miteinander verbringen, funktioniert lediglich, wenn wir reibungslose Themen haben, allerdings genügt es dann schon, wie gestern beim Ikea, wenn man einfach etwas hinterfragt, weil man es nicht versteht und schwupp, hat man einen Konflikt aus dem Nichts heraus erschaffen. Das Verständnis für den anderen fehlt.

Man versucht nicht mehr den anderen zu verstehen. Gibt es eine schlimmere, eine größere Mauer?

Ich bat darum, die eine hübsche Schale kaufen zu dürfen.
Ja wir haben ein paar Schalen zuhause, wir hätten sie nicht gebraucht.

Nur ist unsere Beziehung mittlerweile so kaputt, als dass wir uns auch immer weniger erzählen und immer wenn ich auf meine Bedürfnisse zu sprechen komme, bekommen wir Krach, also sagte ich nichts weiter dazu und verschwieg, wie ich letztens mein Abendbrot in meine Schüssel füllte und sie auf dem Boden, auf dem Fell, vorm Fernseher aß und mir dabei vorkam, wie mit einem Napf, oder dass ich mich fragte, ob man nicht auf dem Weihnachtsmarkt eine Schüssel mit "Napf" gravieren lassen könnte. Nein, ich sagte nichts, sagte nur, man kann Schüsseln immer gut gebrauchen.



Eben fand ich durch Zufall ein Bild wieder. Leider weiß ich nicht von wem es stammt und es ärgert mich, wenn ich etwas ohne Quellenangabe posten muß und ich würde mich freuen, wenn ich es irgendwann nachtragen kann.




So in etwa sah unser Ziel aus, jedenfalls ist es ein Überblick davon.

Und nun frisst uns der Alltag auf und wir sind gar nicht mehr bereit wirklich aufeinander zuzugehen. Wenn einer einen Schritt macht, dauert es nicht lange und man rennt zurück, hinter seine schützende Mauer und versteckt sich wieder. Mal der eine, mal der andere, beide verletzt und am Ende der Kräfte.

Wir sollten uns wirklich mal einen Termin setzen, dafür Zeit freischaufeln und ungestört hinsetzen und wieder alles runter fahren, neu entdecken und aufhören dem anderen Unterstellungen zu machen, sondern zuzuhören und vor allem hinter die Worte zu schauen und dem anderen verzeihen können.

Geht das nicht, geht nichts mehr.

Dann ist es weiterhin ein sich immer wiederholender Teufelskreis, aus dem ich aussteige.

Unterstellungen sind der Tod für jede Beziehung. Eine sehr unangenehme Angewohnheit, die man nicht von heute auf morgen verlernt, sondern abtrainieren muss und dafür ist guter Wille nötig.

Derzeit bekommt keiner seine Bedürfnisse befriedigt und ich fühle mich mit meinen komplett alleine gelassen und wenn etwas passiert, dann gefühlt nur, damit ich im Umgang wieder leichter handhabbar bin. Aber vielleicht fangen ja genau an der Stelle bereits die Unterstellungen wieder an.

Wir haben zu reden.


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