Mittwoch, 19. Februar 2020

Wie lockt man ein (eingeschnapptes) Tierchen?




Ja, das ist manchmal nicht so einfach; da hat das kleine Wesen sich in eine Baumhöhle verkrochen und steckt nur gelegentlich misstrauisch die Schnauze heraus, um zu schnüffeln und zu sehen, woher der Wind weht…

Langsam und bedächtig muss man vorgehen – etwas, das mir nicht immer leicht fällt, vor allen, wenn die Emotionen hochkochen. (Und bei einem Streit ist das nicht selten der Fall.) Aber anders gibt es kein Herankommen ans Tierchen, das sonst kratzt und beißt (wie ich schmerzvoll erfahren habe). Druck erzeugt Gegendruck, Raum geben eröffnet den Raum, in dem man dann handeln kann. Nicht einfach, wenn sich sorgt – achtet das Tierchen genug auf sich? – und gleichzeitig Wut verspürt (“Ich bin doch im Recht!”). Im Recht wähnt sich aber auch das Tierchen, so dass man so nicht weiterkommt.

Also zurück auf Anfang und den Raum neu abstecken: das Tierchen sucht seine Baumhöhle immer dann auf, wenn es den gesteckten Rahmen nicht empfindet, wenn es seinen “Platz nicht spürt”. Dann bricht es aus ihr heraus: Streit, Wut, Widerworte (die ihrerseits Worte herausfordern, die dann auch hart sind und verletzen sollen). Aus diesem Kreislauf gilt es herauszutreten.

Gar nicht so einfach. Aber das Tierchen hilft mitunter, indem es seine Flucht in die Höhle einordnet und Ursachen benennt: unklare, unscharfe Kommunikation, die zu Missverständnissen/Irritationen führt. Tierchen wünscht sich eine klare direkte Ansprache – gerne auch brutal, wenn es der Sache dient: Kein “es wäre schön, wenn…” oder “könntest du …”, sondern ein klares “ICH WILL”, dass du xy tust.

Nun, diese wichtige Phase entfiel gestern, weil ich hundemüde von einem Geschäftstermin zurückkehrte und alsbald einschlief; erstes Versäumnis meinerseits: man sollte keine Gelegenheit auslassen, die Sklavin auf den Boden zu zwingen, um ihre Einstellung positiv zu beeinflussen. Dazu kam noch eine unangenehme Situation und das latente Gefühl, nicht gewertschätzt zu werden, das sich schnell einstellt bei jemandem, der so viel gibt. Et voilà: ein bockiges Tierchen sitzt in seiner Baumhöhle und spuckt gelegentlich Olivenkerne heraus.
Wie also lockt man das possierliche Tierchen wieder raus? Indem man sich besinnt, auf den Rahmen, der dem Tierchen fehlt, und ihn schmackhaft macht – durch Beharrlichkeit und strategisch eingesetzte Leckerlis. Der Rahmen muss enger werden, die Privilegien weniger, damit das Tierchen die Leckerlis überhaupt zu schätzen weiß.

Also weg mit dem Luxus, der ihr ohnehin wenig bedeutet, zurück zum Einfachen, das ohnehin besser zu ihr passt: Nackthaltung, wo es geht, einfache Kleidung, schlichtes Essen, Einschränkungen, die dem Tierchen seinen Platz zeigen: ein striktes Zeitregime, demütigende Rituale und ein wertschätzender Umgang mit ihrer Hingabe, der dann und wann wieder in einer Belohnung gipfeln darf.

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